"Macbeth": Großes Kino mit Denzel Washington und Francis McDormand
Shakespeares Theaterstück "The Tragedy of Macbeth" gehört zu den Klassikern auf der Bühne. Nun gibt es eine neue Leinwandadaption des Stoffes mit Denzel Washington und Francis McDormand - zu sehen im Kino.
Drei Hexen prophezeien zu Beginn der Tragödie dem Titelhelden den Königsthron und andere Dinge, die ihn in ihrer Verlockung letztlich ins Verderben und viele in den Tod stürzen.
Kein typischer Coen-Film
Drei Dinge sollte man wissen, bevor man sich dafür oder dagegen entscheidet diese Filmversion im Kino anzuschauen.
Erstens: Dieser "Macbeth" ist absolut kein typischer Coen-Film. Wer den schrägen Humor, das oft surreale Setting und coole Charaktere erwartet, die die sonstigen Werke der Coen-Brüder prägen, der wird sich definitiv im falschen Film fühlen.
Zweitens: Wer eine klassische Theaterverfilmung oder eine in der Gegenwart angesiedelte Adaption erwartet, wird ebenso enttäuscht sein.
Drittens: Wer zwei mehrfache Oscarpreisträger sehen will, die als ein abgeklärtes älteres Ehepaar, das dennoch von Gier nach Macht getrieben Grausames geschehen lässt, ist hier genau richtig.
Joel Coens "Macbeth": Ein neuer Klassiker
Joel Coens "Macbeth" ist in betörenden Schwarz-Weiß-Bildern inszeniert, theatralisch und doch großes Kino. Ein bisschen hybrid, wie so vieles in diesen Zeiten. Divers besetzt mit Afroamerikanern als Macbeth und dem edlen MacDuff in reduziertem Bühnenbild auf der einen Seite. Andererseits eingebettet in das naturalistische, nebelverhangene Landschaftsszenario eines mittelalterlichen Schottland. Ein neuer Klassiker mit sichtbaren Anklängen an die meisterhaften Leinwand-Adaption von Orson Welles und Akira Kurosawa.

Bei Joel Coen erscheint zunächst nur eine Hexe, die sich dann verdreifacht - auf eine Art, wie sie nur im Film möglich ist. Verkörpert mit überirdischer Intensität von Kathryn Hunter. Denzel Washington, der für seinen Macbeth gerade für den Golden Globe nominiert wurde, wirkt zunächst fast unbedarft. Als die - offensichtlich übernatürliche - Hexenerscheinung ihm prophezeit, er würde erst Than von Cawdor und später König werden, erscheint ihm das zunächst kaum möglich oder erstrebenswert. Erst später wird der todbringende Ehrgeiz von ihm Besitz ergreifen, angestachelt durch seine Frau, Lady Macbeth, dargestellt von Joel Coens Ehefrau und der wohl erfolgreichsten amerikanischen Schauspielerin der Gegenwart, Francis McDormand.
Grandiose Schauspieler, tolle Bilder, intensive Tonspur
Francis McDormand verriet beim Londoner Filmfest, dass auch die Proben für den Film klassisch waren: "Wir haben drei Wochen Proben anberaumt, zu denen wir jeden einzelnen eingeladen haben, ohne Gage - und alle sind erschienen! Das waren klassische Theaterproben, wir saßen an einem Tisch und haben mit dem Text gearbeitet."
Es steckt viel Bühnenpräsenz in diesen Bildern. Die Schauspieler agieren grandios und die verschiedenen Kameraeinstellungen, das den zunehmenden Wahnsinn des Königs verstärkende Licht und Schattenspiel und die durch Mark und Bein gehende Tonspur machen diesen Film-Macbeth zu einer überaus sehenswerten Neuinszenierung des altbekannten Stoffes.
Macbeth
- Genre:
- Historiendrama
- Produktionsjahr:
- 2021
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- mit Denzel Washington, Frances McDormand, Brendan Gleeson, Corey Hawkins und anderen
- Veröffentlichungsdatum:
- 25. Dezember
- Regie:
- Joel Coen
- Länge:
- 105 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
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