"Doctor Strange 2": Maximal verwirrend
Nach dem fulminanten "Spiderman: No Way Home" ist die Fallhöhe für "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" mit Benedict Cumberbatch sehr hoch. Und der Fall von Doctor Strange ist leider sehr tief.
Es ist mittlerweile das größte Franchise der Filmgeschichte: Marvel hat sich seit dem ersten "Iron Man"-Film ein kleines eigenes Universum aufgebaut: das Marvel Cinematic Universe. Eingefleischte Fans der Superhelden können es kaum erwarten, bis ein neuer Film rauskommt. Es ist ein Spiel mit den Ebenen, den zeitlichen, den räumlichen und den geistigen, das Marvel mittlerweile fast bis zur Perfektion beherrscht und in den letzten Filmen, vor allem dem letzten Spiderman Film "Spiderman: No Way Home" eingeleitet hat. Das Springen zwischen verschiedenen Welten, Parallelwelten oder Multiversen, wie es in der Comicsprache heißt.
Versionen von Helden und Antihelden in einem anderen Multiversum
"Doctor Strange in the Multiverse of Madness" treibt das jetzt auf die Spitze. Regisseur Sam Raimi erklärt im Interview: "In den anderen Filmen haben sie die Existenz der Multiversen langsam eingeführt. Im letzten Spiderman tauchten dann Figuren aus anderen Multiversen in unserer Welt auf. Aber hier ist es jetzt das erste Mal, dass unsere Helden, dass wir als Zuschauende in ein anderes Multiversum reisen. Wir sehen also andere Paralleluniversen und vor allem auch andere Versionen der Helden und Antihelden."
Übersetzt auf die Handlung des Films heißt das: Doctor Strange - ehemals begnadeter Neurochirurg, mittlerweile Zauberer, mehrfacher Weltenretter und Teil des ultimativen Superhelden-Teams Avengers - muss, um die Jugendliche America Chavez zu retten, mit ihr gemeinsam durch verschiedenste Universen reisen, um eine Katastrophe abzuwenden.
"Die Dinge sind außer Kontrolle geraten. Wenn du die Regeln brichst, bist du der Held. Tue ich es, bist du der Feind." Szene aus "Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Was hier so kryptisch klingt, ist pure Absicht. Der Verleih Disney bittet mal wieder nicht zu viel von der Geschichte zu verraten, von möglichen Gastauftritten, Querverweisen und Wendungspunkten. Dabei ist die Geschichte hier recht simpel und nur auf Umwegen erzählt. Mit viel Action und Gedöns.
"Doctor Strange 2": Regisseur Sam Raimi will Zuschauende maximal verwirren
Sein Ziel sei es gewesen, so Raimi, die Zuschauenden maximal zu verwirren. "Je klarer die Unterschiede in den Figuren werden, desto verwirrender wird es", sagt Raimi. "Es geht darum, die verschiedensten Variationen der Figuren zu sehen, die uns ans Herz gewachsen sind. Das ist das Verwirrende daran. Es geht nicht darum, eine böse Version von ihnen zu zeigen. Es geht darum, jemanden zu zeigen, der zu 99 Prozent die Person ist, mit der man sich identifizieren kann. Aber dieses eine Prozent ist eben anders. Und wir erkennen, dass alles möglich ist, wenn man sich nur kurz nicht auf den eigenen Instinkt verlässt, eigensinnig wird oder einen Moment nicht auf die Stimme auf der eigenen Schulter hört. Es ist der Fakt, dass es möglich ist, so zu werden. Das macht uns eben verrückt."
Der Fall von Doctor Strange ist leider sehr tief
Verrückt ist dabei vor allem auch der Film. Regisseur Raimi, der ausgewiesener Horrorfilmexperte ist, nutzt die ganze Klaviatur des Genres. Es gibt Anspielungen auf Nosferatu, Frankenstein, Hexen, Golems, Zombies, lebende Leichen. Von den Zuschauenden erwartet er damit viel. Werkexpertise nicht nur der Filme, sondern auch einzelner Serien ist Voraussetzung, um überhaupt mitzukommen.
Es scheint so, als würde Marvel wieder nur die Weichen stellen für alles, was da in Zukunft noch kommen könnte und kommen sollte, statt eine Geschichte zu erzählen. Nach dem fulminanten "Spiderman: No Way Home" ist die Fallhöhe für "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" sehr hoch. Und der Fall von Doctor Strange leider sehr tief.
Doctor Strange in the Multiverse of Madness
- Genre:
- Science-Fiction | Action
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- Mit Benedict Cumberbatch, Elizabeth Olsen, Benedict Wong, Chiwetel Ejiofor, Xochitl Gomez, Rachel McAdams u. a.
- Regie:
- Sam Raimi
- Länge:
- 126 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 4. Mai
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