Braunschweig International Filmfestival startet mit Stummfilm
Das Braunschweig International Filmfestival zeigt bis zum 7. November 230 Lang- und Kurzfilme. Schauspieler Sebastian Koch wird mit dem Filmpreis "Die Europa" und einer Retrospektive geehrt.
Die Verantwortlichen des Internationalen Filmfestivals Braunschweig - eines der größten Publikumsfestivals im Norden - haben sich entschieden, nach der Online-Ausgabe im vergangenen Jahr wieder die Kinosäle für Publikum zu öffnen. Die 35. Ausgabe des Festivals begann mit einem Filmkonzert im Staatstheater Braunschweig.
Die Musik aus dem expressionistischen Stummfilm-Klassiker "Der Golem, wie er in die Welt kam" von Paul Wegener und Carl Boese stammt aus dem Jahr 1920. Das Staatsorchester Braunschweig spielte die Musik live zur Projektion des vollständig und lange als verschollen geltenden restaurierten Films. Zum ersten Mal seit mehr als 90 Jahren ist die komplettierte Filmmusik nun wieder mit großem Orchester live zu erleben.
Als Vorgeschmack auf die Musik hier eine Aufnahme von 2020 vom Deutschen Filmorchester Babelsberg mit Filmausschnitten:
230 Lang- und Kurzfilme beim Internationalen Filmfestival Braunschweig
Bis zum 7. November zeigt das Festival insgesamt 230 Lang- und Kurzfilme. Die Leiterin des Programmmanagements Karina Gauerhof, erzählt, sie hätten in diesem Jahr wieder die Qual der Wahl gehabt: "Es waren wahnsinnig tolle Filme dabei - auch viele, die für 2020 vorgesehen waren, die dann natürlich pandemiebedingt erstmal zurückgehalten wurden." Nun habe das Festival Filme nach Braunschweig geholt, die vielleicht bereits einen Kinostart hatten, aber noch nicht in der Stadt zu sehen waren.
20 Beiträge im Neuen Internationalen Kino, darunter "Hive"

Die Reihe "Neues Internationales Kino" gibt Einblick in das aktuelle Filmschaffen rund um die Welt. Zu sehen sind insgesamt 20 Beiträge - unter anderem aus Island, Bangladesch, Singapur und Russland. Mit dabei: der tunesische Oscar-Beitrag 2021. Die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania hat den Film "Der Mann, der seine Haut verkaufte" gedreht. Ebenfalls zu sehen sind der Cannes-Beitrag "Wo in Paris die Sonne aufgeht" von Jacques Audiard und der dreifache Sundance-Gewinner "Hive" über Frauen im Kosovo.
Zehn Filme konkurrieren um Publikumspreis
In der Hauptreihe des Braunschweiger Filmfestivals um den Publikumspreis "Der Heinrich" gehen zehn Produktionen junger europäischer Nachwuchsfilmemacherinnen und -macher ins Rennen. Sie stammen unter anderem aus Zypern, Malta, Großbritannien und Dänemark. In deutscher Premiere im Wettbewerb zu sehen ist etwa "The Hill where Lionesses Roar" - "Hügel der brüllenden Löwinnen, ein Beitrag der erst 20 Jahre alten Kosovarin Luana Bajrami.

"Wir haben zwei Filme aus Kososvo im Programm: einen im Wettbewerb, einen im Internationalen Kino, und da wird in den kommenden Jahren noch viel kommen. Das ist auch spannend und wichtig, weil das einfach Geschichten sind, die sonst auf der Kinoleinwand nicht zu sehen sind", so Gauerhof.
Der maltesische Festivalbeitrag "Luzzu" etwa befasst sich mit dem Überlebenskampf der traditionellen Fischerei auf der Mittelmeerinsel angesichts industrieller Großfischerei. "Grundsätzlich beschäftigen sich viele der Filme im Programm mit Herkunft, mit Fremdbestimmtheit", sagt Gauerhof. Die Beiträge würden sich mit Geschichte auseinandersetzen, gesellschaftliche Konventionen hinterfragen.
63 Filme der Programmauswahl online zu sehen
Nachdem das Filmfestival in Braunschweig im vergangenen Jahr ausschließlich online stattfand, ist die diesjährige Ausgabe eine hybride Veranstaltung. Das bedeuet: Die Festival-Veranstalter öffnen unter Hygienekonzepten wieder die Kinosäle. Wer sich damit nicht wohl fühlt, kann zumindest einen Teil des Programms auch 2021 via Internet auf dem heimischen Sofa sehen, dabei kostet ein Langfilm einzeln 7 Euro, ein Kurzfilm 3 Euro, alle 63 Online-Filme 99 Euro beziehungweise ermäßigt 85 Euro. Mehr Infos zum Online-Programm listet das Festival auf seiner Homepage auf.
Stargast Sebastian Koch erhält Filmpreis "Die Europa" und Retrospektive

"Ich freue mich sehr, am 6. November in Braunschweig zu sein und diesen wunderbaren Preis entgegenzunehmen. Ich fühle mich sehr geehrt und freue mich riesig", sagt der Stargast des diesjährigen Filmfestivals in Braunschweig, Schauspieler Sebastian Koch. Ihm ist eine neunteilige Filmretrospektive gewidmet. Und er bekommt am Sonnabend den großen Preis des Festivals "Die Europa" verliehen - für seine Verdienste um das europäische Kino.
Am Vorabend der Preisverleihung gastiert Sebastian Koch zudem mit einer musikalischen Lesung unter dem Titel "Paradies" im Braunschweiger Dom. Sebastian Koch liest Texte von Brecht, Goethe und Jelinek. Der Geiger Daniel Hope spielt unter anderem Debussy und Bach.
