Cannes: Ein Lübecker im einzigen deutschen Wettbewerbsfilm
Ab sofort richten sich die Blicke der Kinofans auf Cannes - dort läuft bis zum 24. Mai eines der wichtigsten Filmfeste der Welt. Ein Norddeutscher spielt im einzigen deutschen Wettbewerbsbeitrag "In die Sonne schauen" mit: der Lübecker Filip Schnack.
An der Côte d’Azur strahlt wieder die internationale Filmprominenz in edlen Outfits auf dem roten Teppich. Los geht’s zur Eröffnung mit einer französischen Tragikomödie: "Partir un jour" von Amélie Bonnin. Den Startschuss für den Wettbewerb gibt dann aber am Mittwoch ein deutscher Film. "In die Sonne schauen" ist der einzige aus der Bundesrepublik, und der Lübecker Filip Schnack ist mit dabei.
Es ist das erste Mal in acht Jahren, dass ein deutscher Beitrag um die Goldene Palme konkurriert. Im Historienfilm der Berliner Regisseurin Mascha Schilinski, eine ZDF/Arte-Koproduktion, geht es um vier Frauen in vier Epochen auf einem abgelegenen Hof, gespielt unter anderem von Luise Heyer und Lena Urzendowsky.
Lübecker Filip Schnack im Historienfilm dabei
Der 24-jährige Schnack ist aktuell in der "Netflix"-Serie "Cassandra" zu sehen. Das jüngere Publikum kennt ihn auch aus dem Kinofilm "Die drei ??? und der Karpatenhund". Es läuft also rund dieses Jahr für den Schleswig-Holsteiner.
Nun werden sich die Blicke der Kinofans bei der Weltpremiere in Frankreich auch auf ihn richten. Denn Schnack spielt Fritz - den älteren Bruder einer der Frauen, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts auf dem Bauernhof in Sachsen-Anhalt lebt: "Es gibt vier Zeit-Ebenen, in denen die Geschichte erzählt wird. Ich spiele den großen Bruder von Alma, aus deren Perspektive erzählt wird. Meine Rolle spielt im Jahr 1914. Es war total aufregend, in eine andere Welt katapultiert zu werden: mit Kutschen und Pferden und mit ganz anderen Klamotten und Kerzenlicht."
Von einer Schauspielkollegin hat er dann über einen Instagram-Post erfahren, dass der Film für den Wettbewerb von Cannes angenommen wurde. Parallel hatte Schnack, der nach während seiner Schauspielausbildung in Hamburg in die Hansestadt gezogen ist und bereits in Jahr in Japan gelebt hat, in sein elektronisches Postfach geschaut: "Dann habe ich eine Mail von der Regisseurin Mascha Schilinski mit dieser sensationellen Nachricht bekommen, dass wir in Cannes laufen."
Schöne Dreharbeiten auf einem Bauernhof mit dem Team
Nach der ersten Freude stellten sich gemischte Gefühle ein: "Ich war überfordert und ein bisschen überrumpelt, gleichzeitig habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass wir diese Chance und diese Ehre haben, mit diesem schönen Film in Cannes Premiere zu feiern. Ich glaube, das wird sensationell!"
Von den Dreharbeiten war der Lübecker sehr angetan - sie waren außergewöhnlich. Ziemlich abgeschnitten von der Außenwelt hat das Filmteam auf den Höfen übernachtet und auch Tiere vor Ort in den Drehpausen gefüttert, nach Feierabend gemeinsam gegessen und gespielt - das schweißt zusammen.
"Dieser Bauernhof war unfassbar schön. Der hatte so einen schönen Innenhof. Wir hatten da zwei Schweine, die total süß waren, die man mal ab und zu in den Drehpausen füttern durfte. Das war ein kleines Dörfchen, wirklich nur so eine Straße, fünf Häuser, einmal die Woche kam ein Marktbus vorbei, wo man sich dann ein paar Sachen kaufen durfte. Wir haben tatsächlich in diesen Höfen geschlafen. Das war ein bisschen Klassenfahrt-Feeling."
Was er an dem großen Tag der Weltpremiere in Cannes anziehen wird, weiß Filip Schnack auch bereits: "Ich werde einen Anzug von Dior tragen." Dann kann es auch nach der feierlichen Premiere losgehen mit der ersten Party am Strand von Cannes - auf dem weißen Sand unter Palmen an der Croisette.
Gleich am folgenden Tag, am Donnerstag, zeigt dann der Hamburger Filmemacher Fatih Akin ebenfalls einen Historienfilm in der Sektion "Cannes Premiere". Die deutsche Prominenz gibt sich also auf den roten Stufen des glamourösen Filmfestivals die Klinke in die Hand.
