Regisseur Kaurismäki stellt neuen Film in Hamburg vor
Treffen sich drei Finnen in einer Bar. So beginnt Mika Kaurismäkis "Eine Nacht in Helsinki". In der "Corona Bar" verhandeln ein Barkeeper, ein Pfleger und ein ominöser Sozialarbeiter den neuen Alltag in der Pandemie.
Eigentlich ist Kneipenbesitzer Heikki (Pertti Svenholm) in dieser Nacht nur in seiner "Corona Bar", um sie abzubrennen. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ist diese seit einiger Zeit geschlossen und Heikki braucht das Versicherungsgeld, um seinen Kredit zu bezahlen. Umso weniger passt es ihm in den Kram, dass auf seiner Schwelle zuerst sein Kumpel Risto (Kari Heiskanen) auftaucht, der an diesem Tag in seinem Job den Tod einer 14-jährigen miterlebt hat; und dann noch ein Fremder (Timo Torikka), der möglicherweise ein Mörder ist.
Ohne Skript, aber mit einer klaren Idee
In "Eine Nacht in Helsinki" sind alle Dialoge improvisiert. Die Figuren haben die Schauspieler selbst entwickelt. Der eigentliche Dreh für den Spielfilm hat deshalb auch nur zwei Tage und zwei Nächte gedauert. Für Mika Kaurismäki war das eine ungewöhnliche Situation. Am Set war er weniger Regisseur und mehr Beobachter. Eine klares Ziel hatte der Dreh aber natürlich: "Eine Nacht in Helsinki" sollte ein Film über die Pandemie werden und darüber, wie Menschen mit den Konsequenzen des "neuen Alltags" klarkommen. "Als die Pandemie kam, wusste man nicht: Wie gefährlich ist das? Alles war geschlossen, meine Kinder waren zu Hause. Es hat etwas Angst gemacht. Diese Stimmung, diese Atmosphäre wollte ich irgendwie einfangen", beschreibt Mika Kaurismäki seine Produktion bei der Premiere in Hamburg.
Die Angst, dass niemand mehr ins Kino geht
Zusammen mit Doris Dörrie und Independence Day-Regisseur Roland Emmerich hat Mika Kaurismäki Ende der Siebziger Jahre in München studiert. Mika Kaurismäki verzichtet eher auf Spektakel. "Eine Nacht in Helsinki" ist ein leiser, bewegender Film geworden, mit vielen Identifikationspunkten für alle Pandemie-Geplagten. Auch Kaurismäki ist einer von ihnen. Er macht sich Sorgen, dass das Publikum nach der Corona-Krise nicht mehr ins Kino gehen mag. "Meine Mutter ist schon ziemlich alt. Und die ist viel ins Kino gegangen, aber jetzt… Sie sagt die Freunde, die wollen nicht ins Kino", erzählt der Regisseur.
Der Funke Hoffnung liegt im Miteinander

Vielleicht auch einem Kneipentresen, wie in "Eine Nacht in Helsinki". Den Schauplatz des Films, die "Corona-Bar" gibt es übrigens wirklich.
Mika Kaurismäki und seinem Bruder Aki betreiben sie neben ihrer Arbeit als Filmemacher. Sie können sich also allzu gut in die Lage zumindest eines ihrer Protagonisten hineinfühlen. Aber es ist nicht alles vergeben. Und so endet auch "Eine Nacht in Helsinki" hoffnungsvoll. Seine drei Barhelden gehen bereichert in den neuen Tag. Alle drei haben etwas dazugewonnen - neue Freunde.
Schon im Herbst könnte Mika Kaurismäki wieder nach Norddeutschland kommen. Gerade hat er einen neuen Film über zwei zerstrittener Brüder abgedreht. Er sagt es gibt keinen Bezug zu ihm und seinem eigenen Bruder Aki. Diese Geschichte spielt dann nicht nur in Helsinki, sondern vor allem in Hamburg.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Spielfilm
