Preise bei Nordischen Filmtagen verliehen - Tarik Saleh räumt ab
Bei den Nordischen Filmtagen Lübeck sind über 170 Filme aus Skandinavien, dem Baltikum, Finnland, Island und Schleswig-Holstein gezeigt worden - 40 mehr als im vergangenen Jahr. In der Filmpreisnacht am Samstagabend wurden elf Preise im Wert von 63.000 Euro verliehen.
Die erste der Trophäen - einen historischen Backstein aus Lübeck - hatte Friðrik Þór Friðriksson bereits im Rahmen der Ehrenpreisverleihung bei der Eröffnung im CineStar am 2. November entgegengenommen.
Großer Abräumer der Filmpreisnacht: "Walad Min Al Janna"

Es ist wie im vergangenen Jahr - die Jurys des NDR Filmpreises und die Jury des Kirchlichen Filmpreises INTERFILM sind sich wieder einig: "Walad Min Al Janna" (Boy from Heaven) von Tarik Saleh gewann sowohl den mit 12.500 Euro dotierten NDR Spielfilmpreis als auch den Kirchlichen Filmpreis INTERFILM, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Ein Film, der sich um Adam dreht. Er ist Sohn eines Fischers und fleißiger Koranschüler. An seiner Universität in Kairo wird der höchste Geistliche vor den Augen der Studenten ermordet. Adam gerät in Konflikt mit seinen moralischen Überzeugungen und Glaubensgrundsätzen und gleichzeitig auch noch in Lebensgefahr. Der in Schweden geborene Regisseur Tarik Saleh nutzt das Genre des Politthrillers, um die politisch aufgeladene Stimmung in Kairo und das gnadenlose Vorgehen sowohl der Fundamentalisten als auch des Staates in ihren Machtkämpfen zu erkunden.
Doppelte Ehrung geht an finnische Produktion "Tytöt tytöt tytöt"
Eine doppelte Ehrung erhielt außerdem die finnische Produktion "Tytöt tytöt tytöt" (Girl, girl, girl) von Alli Haapasalo. An sie ging der Kinder- und Jugendfilmpreis der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung sowie der Preis der Jugendjury. Der Film zeigt drei Frauen aus verschiedenen Generationen und Berufen in ihrem Alltag und ihrem Bestreben, Anerkennung durch andere zu erlangen. Doch egal was sie versuchen und wie sehr sie sich bemühen, es bleibt ein Gefühl der Unzulänglichkeit.
Neue Preise: Bester Nordischer Film und Baltischer Kurzfilm
Erstmalig vergeben wurde der Preis für den Besten Nordischen und Baltischen Kurzfilm. Diesen erhielt "Skolen ved havet" (The School by the Sea) von der norwegischen Filmemacherin Solveig Melkeraaen. Ein Dokumentarfilm, der sich um Thorvin dreht. Seine kleine Dorfschule wird geschlossen und jetzt muss er bald in eine neue, in der er die Kinder nicht kennt. Darüber macht er sich Gedanken, aber auch über jede Menge andere Dinge, zum Beispiel auch über seinen Bruder, der anders ist als die anderen und den er liebt.
Den mit 5.000 Euro dotierten Baltischen Filmpreis für einen nordischen Film erhielt die dänisch-isländisch-französische Produktion "Vanskabte Land" (Godland) von Hlynur Pálmason. Er spielt Ende des 19. Jahrhunderts. Der junge dänische Pfarrer Lucas wird nach Island geschickt. Er soll in einer abgelegenen Siedlung auf der rauen Insel eine Kirche errichten. Er heuert eine Handvoll Einheimischer an, die ihn auf dem mühevollen, nicht ungefährlichen Weg begleiten sollen.
Themen der Filme aktueller denn je
Ein weiterer Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, ist der Dokumentarfilmpreis des DGB Bezirk Nord. Er wurde an "Armotonta menoa - Hoivatyön lauluja" (Ruthless times - Songs of care) von Susanna Helke verliehen. Der Film ist aktueller denn je. Es geht um das finnische Altenpflegesystem - eine Welt, in der die Menschlichkeit mehr und mehr in der Unschärfe verschwindet und in der Pflegerinnen wie Tiina, die seit Jahren die Missstände anprangert, am System verzweifeln und dennoch unermüdlich weitermachen.
Strahlende Gesichter beim Besten Spielfilmdebüt

Regisseurin Katrine Brocks nahm auf der Bühne des Theaters Lübeck den Preis des Freundeskreises für das Beste Spielfilmdebüt für ihren Film "Den store stilhed" (The Great Silence) entgegen. Er ist mit 7.500 Euro dotiert.Die Regisseurin spielt in ihrem Regiedebüt gekonnt mit Elementen des Psychothrillers. Die Publikumsjury der "Lübecker Nachrichten" entschied sich für die norwegisch-schwedische Komödie "Alle hater Johan" (Everybody Hates Johan) von Hallvar Witzø. In dem Film geht es um Johan, der alles in die Luft sprengt und sich damit keine Freunde macht. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Regisseurin Pola Rader freute sich über den CineStar Preis (dotiert mit 5.000 Euro), der ihr in Lübeck für ihren Film "and died together one day" überreicht wurde. Der Preis der Kinderjury (dotiert mit 5.000 Euro) ging an die dänische Produktion "Robotbror" (Robot Brother) von Frederik Nørgaard. Ein Film, der in der Zukunft spielt und wo jedes Kind von einem Roboter begleitet wird. Alberte bekommt zum Geburtstag ein neues Modell - dieser Roboter ist ganz anders, als sie ihn sich eigentlich vorstellt.
Fokus der Nordischen Filmtage lag auf Dokumentarfilmen
In diesem Jahr wurden bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck viele Dokumentarfilme gezeigt, das hat auch einen Grund, erklärt der künstlerische Leiter der Nordischen Filmtage, Thomas Hailer: "Dokumentarfilm ist ein Kulturgut, dem geht es im Fernsehen gerade nicht so gut, wie das mal war, und deswegen sind wir Festivals ganz stark aufgerufen, hier verstärkend Impulse zu setzen." In diesem Jahr wurden mehr als 170 Filme gezeigt.
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