Matthias Habich blickt in die Kamera © picture alliance/dpa | Georg Wendt Foto: Georg Wendt

Filmkunstfest MV: "Goldener Ochse" für Matthias Habich

Stand: 03.03.2022 08:23 Uhr

Den Ehrenpreis des Filmkunstfestes in Schwerin gibt es mittlerweile seit 20 Jahren. Anfang September erhält der 82-jährige Schauspieler Matthias Habich den Goldenen Ochsen.

von Axel Seitz

Er war Victor Klemperer in der Verfilmung der Tagebücher des Literaturwissenschaftlers. Er spielte Heinrich Cresspahl in "Jahrestage" nach dem Romanzyklus von Uwe Johnson. Matthias Habich stand in den Oscarprämierten Filmen "Nirgendwo in Afrika" sowie "Der Vorleser" mit David Kross vor der Kamera.

Und er drehte auch in Mecklenburg-Vorpommern: den Fernsehfilm "Matthiesens Töchter" von 2016 - zu sehen ist der noch bis zum 25. April in der ARD-Mediathek.

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Das Wiedersehen von Matthiesen (Matthias Habich) mit seinen Töchtern Esther (Julia Jäger, 2. v. li.), Rahel (Ulrike C. Tscharre) und Thirza (Anja Antonowicz, re.) verläuft nicht gerade herzlich. © NDR/Degeto/Nicolas Maack

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Matthias Habich liebt Wechsel zwischen Film und Theater

Er liebe den Wechsel zwischen Film und Theater, sagt Matthias Habich: "Ich denke, das Theater ist der Ort, wo man für den Beruf einzahlt, aufs Konto. Es ist immer wieder ein neuer Prüfstein. Neue Erfahrung kann man nur am Theater machen, als Schauspieler. Und der Film ist der Ort, wo man abhebt vom Konto. Also das, was man beim Theater gelernt hat, kann man auch im Film anwenden, wenn man das richtig macht. Die Kamera saugt eigentlich aus den Augen, und aus dem Schauspieler saugt sie eigentlich die Rolle heraus. Während man auf der Bühne die Rolle rausstellen muss als Schauspieler."

Leichtigkeit ist das Ergebnis von Vorarbeit

Ob auf der Theaterbühne oder am Filmset, der mittlerweile 82-Jährige, genießt seinen Beruf: "Wenn man Arbeit spürt, ist es sowieso unerträglich. Für mich ist es auch keine Arbeit, das ist für mich ein Vergnügen, mein Beruf. Leichtigkeit ist das Ergebnis von Vorarbeit, also in dem Moment, wo man dann spielt, ist es keine Arbeit mehr. Aber man muss vorher gearbeitet, muss sich vorbereitet haben. Und was heißt das? Vorarbeit? Was muss man da machen? Man muss sich freimachen von Ängsten. Oder von Unwissenheit. Ich glaube, die Vorarbeit besteht darin, dass man sich befreit."

Matthias Habich macht auch keinen Unterschied zwischen leichten und schweren Rollen: "Was einem vorkommt wie eine schwere Rolle, zum Beispiel psychisch Kranke oder Kranke überhaupt, das sind oft ganz leichte, also wirkungsvolle Rollen. Die kriegen doch meistens den Oscar. Aber jemand, der einfach nur seinen Vorgarten umgräbt und so ein alltägliches Leben führt, die sind ganz schwer, die interessant zu machen."

Zusammenarbeit mit der DEFA in "Der Fall Ö."

Eine nicht gerade leichte Rolle übernahm Matthias Habich 1978 in der Literaturverfilmung "Ursula" nach Gottfried Kellers gleichnamiger Erzählung. Die Koproduktion des Schweizerischen und des DDR-Fernsehens wurde wegen der freizügigen Szenen nur einmal in der DDR gezeigt. Regisseur Egon Günther ging danach in die Bundesrepublik. 1991 arbeitete Matthias Habich auch einmal bei der DEFA. In "Der Fall Ö." spielt er einen Wehrmachtshauptmann, der 1944 im besetzten Griechenland einen Amateurfilm nach Sophokles "König Ödipus" dreht.

Goldener Ochse beim Filmkunstfest MV für Habich im September

Matthias Habich war bislang noch nie Gast auf dem Filmkunstfest in Schwerin, somit ist sein Premierenbesuch Anfang September gleich ein ganz besonderer, wenn der Schauspieler mit dem "Goldenen Ochsen" geehrt wird.

Das 31. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern wurde coronabedingt auch in diesem Jahr von Anfang Mai auf den Frühherbst verschoben. Es beginnt am 30. August und dauert bis zum 4. September.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 03.03.2022 | 19:00 Uhr

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