Horrorfilme zu Halloween: Von "Piggy" bis "Nacht der lebenden Toten"
Am 31. Oktober feiern Fans Halloween. Hier eine aktuelle Auswahl von Horrorfilmen: ob fürs Kino oder das heimische Sofa. Mit dabei: "Piggy", "The Menu", "Nacht der lebenden Toten" und "Corpse Bride".
Nicht alle Empfehlungen gehören dabei zur Kategorie der klassischen Slasher-Filme wie "Halloween" von John Carpenter oder aktuell "Smile" im Kino. Die ganze "Halloween"-Filmreihe ist übrigens auf DVD und Streamingdienstportalen zu finden. Der jüngste und angeblich letzte der Reihe "Halloween Ends" läuft seit wenigen Tagen auf der großen Leinwand.
Unter den Tipps ist auch der Oscarsieger "Parasite" aus Südkorea, ein zeitloses Animationsmeisterwerk über eine weibliche Brautleiche von Tim Burton, eine Dystopie aus Brasilien, ein Zombieklassiker und eine restaurierte Kopie von John Carpenters "Die Klapperschlange".
"Piggy": Slasher-Horror, Komödie und Coming-of-Age Film aus Spanien
Ganz frisch im Kino eingetrudelt ist diese Horror-Überraschung aus Spanien, "Piggy". So nennen drei Teenagerinnen aus einem kleinen Dorf in Extremadura, eine karge Provinz der iberischen Halbinsel, die füllige Tochter des Dorfschlachters. Sara (Laura Galán) kann gut schießen und gut Fleisch schneiden. Gegen das ständige Mobbing - auch in den sozialen Medien - und das Body-Shaming der vermeintlichen Freundinnen kann sie jedoch nichts ausrichten. Ihre ständig nörgelnde Mutter macht das nicht besser.
Als Sara in der Sommerhitze alleine schwimmen gehen will, verfolgen und beleidigen die Mädchen sie, nehmen ihr ihre Kleidung weg und verschwinden damit. Ein Fremder hat das Ganze verfolgt. Dieser unbekannte Mann entführt die Mädchen daraufhin, Sara kommt ihm zufällig auf die Schliche. Das ganze Dorf sucht verzweifelt nach den Verschwundenen. Wird Sara versuchen, die drei zu retten? Oder wird das Ganze zum typischen Rachefilm von der ständig gedemütigten jungen Frau? Immerhin weckt das Filmplakat mit der blutüberströmten Heldin mit grimmigem Blick genau diese Assoziation. Regisseurin Carlota Pereda gelingt es, mit den Erwartungen der versierten Slasher-Horrorfans in ihrem Langfilmdebüt zu spielen und viel schwarzen Humor einzuarbeiten. Bewusst sind die Mobbingszenen hier brutaler inszeniert, als jede drastische Bluttat.
Der Festivalliebling "Piggy" ist seit 27. Oktober im Kino. FSK 16
"The Menu" - Cineastischer Horror-Gaumenschmaus mit Ralph Fiennes
Auf einer einsamen Insel findet das wichtigste Gourmet-Spektaktel des Jahres statt: Eingeladen hat der Sternekoch Julian Slowik, ein eitler, eleganter Perfektionist, gespielt von Ralph Fiennes, der die Küche mit militärischem Drill führt, das ganze Anwesen wie ein Anführer einer Sekte überwacht und von seinen Mitarbeitenden bewundert wird. Unter den Gästen - neben dem selbsternannten Feinschmecker Tylor und seiner Begleitung Margot, gespielt von Nicholas Hoult und Anya Taylor-Joy - sind unter anderem ein altes Millionärsehepaar, eine Gastrokritikerin, ein Verleger, ein ehemals berühmter Schauspieler und eine Gruppe Geschäftsmänner. Alle handverlesen von Slowik selbst. Was folgt, ist ein perfides Kammerspiel, in dem die Gäste werden zu Statisten in ihrem eigenen Leichenschmaus werden - hochspannend bis zum Schluss.
"The Menu" von Mark Mylod ab 17. November im Kino. FSK 12
"Die Klapperschlange": Sci-Fi-Horror von Altmeister John Carpenter
Snake Plisken (Kurt Russell) ist der Held in John Carpenters Film "Die Klapperschlange" aus dem Jahr 1981 Er ist ein abgebrühter Pragmatiker. Der Häftling wird auf eine Kamikaze-Mission geschickt: New York ist eine von Kriminellen bevölkerte, abgeriegelte Zone. Aus dieser Verbrecherhölle soll Plisken den US-amerikanischen Präsidenten herausholen.
Wie alle Filme von John Carpenter hält auch "Die Klapperschlange" der Wirklichkeit einen düsteren Zerrspiegel vor. Die USA sind ein Land der Entgrenzung und Ausgrenzung geworden. Jeder kämpft gegen jeden, in New York gibt es Gladiatorenkämpfe. Durch vermüllte Straßen, geborstenen Beton und verwüstete Hochhäuser bewegt sich die Kamera zu dem für John Carpenter typischen kühlen Elektrosound, den er für fast alle seine Filme selbst komponierte.
"Die Klapperschlange" lief am 1. November erneut im Kino an: als Wiederaufnahme in restaurierte 4K-Abtastung. FSK: 16
"Nacht der lebenden Toten": George A. Romeros Zombie-Klassiker erneut im Kino
Mit "Die Nacht der lebenden Toten" hat George A. Romero 1968 Filmgeschichte geschrieben. Der mit Minimalbudget in Schwarz-weiß gedrehte Zombiefilm um ein von Untoten belagertes Landhaus gilt als Meilenstein des Genres. In der US-amerikanischen Filmregistry ist er als erhaltenswertes Kulturgut eingetragen. Er erhielt einen Platz in der Filmsammlung des New Yorker Museum of Modern Art. Am Halloween-Tag, 31. Oktober, lief der Film in ausgewählten Kinos an.
"Nacht der lebenden Toten" im Kino: Wiederaufnahme am 31. Oktober, FSK 16.
"Bacurau": Horror-Sci-Fi-Dystopie aus Brasilien mit Udo Kier in Arte Mediathek
Udo Kier hat bekanntlich schon früh in seiner Karriere Fieslinge und dunkle Figuren gespielt: Dracula und Nosferatu gehören dazu. Auch in der französisch-brasilianischen Koproduktion des Brasilianers Kleber Mendonça Filho von 2017, der in Cannes lief, spielt er eine zwielichtige Figur. Darin geht es um eine innige Dorfgemeinschaft im weit abgelegenen Dorf Bacurau in einer nahen Zukunft. Dort kommt zur Beerdigung der Dorfältesten und Matriarchin das ganze Dorf zusammen, doch dann werden plötzlich mehrere Morde verübt. Dabei spielen merkwürdige Drohnen eine Rolle. Die sehenswerte Mischung aus Paranoia, Dystopie, Science-Fiction und Horror stellt die utopische Idee einer neuen Gesellschaft einer brutalen Außenwelt gegenüber.
"Bacurau" lief am 31. Oktober ab 23.10 Uhr auf Arte - und ist bis zum 29. November 2022 in der Arte Mediathek zu finden. FSK 16.
"Don't Worry, Darling": Horror in der Kleinstadt von Olivia Wilde im Kino
Im Psychothriller à la "Stepford Wives" lebt Alice (Florence Pugh) mit ihrem Mann (Harry Styles) ein scheinbar perfektes Leben in den 50er-Jahren. Doch irgendwann kommt Alice dahinter, dass hinter den perfekten Kulissen ihrer Stadt Victory tiefe Risse lauern. Der Psychothriller "Don't Worry, Darling" von Olivia Wilde von einer gar nicht perfekten Stadt läuft seit dem 29. September im Kino. FSK 12
"Men": Subtiler Horror-Mystery des Briten Alex Garland auf DVD und Streaming
Eine junge Frau namens Harper Marlowe (Jessie Buckley) richtet sich in einem winzigen, abgelegenen britischen Ort in einer luxuriösen alten Villa ein. Wie sich bald herausstellt, hat sie vor Kurzem ihren Ehemann verloren: Er hat sich mit Absicht vor ihren Augen das Leben genommen. Der Dorfpfarrer (Rory Kinnear) steht der Trauernden zunächst zur Seite, wo sie absolute Ruhe und die Stille der Natur genießen will. Doch als ein nackter Mann in ihrem Garten steht und immer mehr merkwürdige Vorfälle sie an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln lassen, beginnt der wahre Horror im Haus. Regisseur Alex Garland ("Ex-Machina", "Annihilation"), hat mit dem Ende des Filmes nicht nur bei den Filmfestspielen in Cannes für Kontroverse gesorgt.
Der Film "Men" ist auf DVD sowie auf gängigen Streamingplattformen zu finden. FSK 16
"Corpse Bride": Gruseliges Puppentrick-Animationsmeisterwerk für die Familie auf Netflix
Die Regisseure Guillermo del Toro und Tim Burton sind bekannt für ihre gruseligen Produktionen mit einem Herz für ihre Monster. In Tim Burtons Puppen-Animationsmeisterwerk "Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche" von 2005 muss ein junger Mann zwar bald eine junge Frau heiraten, doch aus einem Zufall heraus verlobt er sich aus Versehen im Wald mit einer Leiche. Diese wohnt in der Unterwelt und holt ihren Bräutigam, der nicht weiß, wie ihm geschieht, prompt zu sich. Im Original von Johnny Depp und Helena Bonham-Carter gesprochen, verzaubert der gruselige Horror-Fantasyfilm mit dem prägsamen Soundtrack von Danny Elfman. Lange war der Film nicht auf DVD erhältlich - und ist nun sogar bei einem Streamingdienst zu sehen.
"Corpse Bride - Hochtzeit mit einer Leiche" läuft auf Netflix (FSK 6), wo neuerdings auch Guillermo del Toros Horror-Anthologie "Cabinet of Curiosities" in der zweiten Staffel läuft und auch bald sein "Pinocchio" zu sehen sein wird.
"Nope": Sci-Fi-Horror von "Get Out"-Regisseur Jordan Peele
Alle drei Filme von US-Regisseur Jordan Peele sind im weitesten Sinne Horrorfilme: "Get Out", "Wir" und in 2022 "Nope". Er macht Spaß beim Zuschauen, enthält Überraschungen - und latent das Thema Rassismus in den USA. Es geht um den Anfang der Filmgeschichte, um die Bewegung von Ross und Reitern auf den ersten bewegten Kinobildern, um Dinge, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind und um Schaulust. Dabei bedient sich Peele einiger Genreelemente, etwa des Klassikers "Unheimliche Begegnung der dritten Art" von Steven Spielberg.
"Nope" von 2022 gibt es auf DVD und in gängigen Streamingportalen. FSK 12
"Pelikanblut" von Katrin Gebbe: Klassischer Horror mit Nina Hoss
In "Pelikanblut" von 2019 spielt Nina Hoss die Pferdetrainerin Wiebke, die die fünfjährige Raya aus Bulgarien adoptiert. Schnell wird klar, dass das Mädchen Probleme hat, zwischenmenschliche Regeln zu akzeptieren, und nicht in der Lage ist, emotionale Bindungen aufzubauen. Unter Rayas problematischem Verhalten leidet besonders die neunjährige Adoptivschwester Nicola.
Nina Hoss erzählte im Gespräch mit NDR Kultur: "Bei 'Pelikanblut' treffen wir auf eine Mutter, die fast bis zur Selbstaufgabe geht, um für ihre Adoptivkinder da zu sein. Sie arbeitet als Horsemanship-Frau mit Pferden und hat im Laufe ihres Lebens erfahren: Wenn Tiere traumatisiert sind, dann liegt das nicht an dem Tier, sondern mit an den Menschen, die mit diesem Tier arbeiten. Dann muss man dem Tier wieder Vertrauen zurückgeben. So geht es ihr mit den Menschen auch. Sie glaubt nicht daran, dass einem traumatisierten Menschen wie ihrer Tochter nicht geholfen werden kann. Daran arbeitet Wiebke fast bis zur Selbstaufgabe und kann nicht begreifen, dass es bei diesem Kind nicht so fruchtbar ist, wie sie es sonst erlebt."
"Pelikanblut" gibt es auf DVD und den gängigen Streamingportalen. FSK 16
Vorschau auf Ende 2022 und Anfang 2023 für Horrorfans
Auf folgende Horrorfilme dürfen Fans sich freuen: Auf Alex Schaads Fantasy-Horror "Aus meiner Haut", der im Frühjahr 2023 im Kino startet, auf "Crimes of the Future" von Body-Horror-Meister David Cronenberg - seit 11. November im Kino, auf das romantische Kannibalen-Horrordrama von Luca Guadagnigno "Bones and All" mit Timothée Chalamet und Taylor Russell (Start: 24. November) und auf eine Groteske mit Horrorelementen, aber viel Humor und Märchenanleihen aus Irland: "The Banshees of Inisherin" von Martin McDonagh. Darin kann ein Dorfbewohner (Colin Farrell) partout nicht verstehen, warum sein bester Freund (Brendan Gleeson) nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Die Sache eskaliert auf der abgelegenen kleinen Insel, auf der die beiden seit Jahrzehnten wohnen. Der preisgekrönte Film startet am 4. Januar 2023.
Mit Informationen von Katja Nicodemus und Anna Wollner.