"Die Recyclinglüge", Film von Tom Costello und Benedikt Wermter, am Montag (20.06.22) um 22:50 Uhr im ERSTEN. © WDR/Yetha/a&o buero

"Die Recyclinglüge": Doku über Plastikmüll in ARD Mediathek

Stand: 23.06.2022 13:39 Uhr

Längst nicht alles, was recycelt werden könnte, wird recycelt. Stattdessen wird Plastikmüll weltweit zum immer größeren Problem. Das zeigt die Doku "Die Recyclinglüge", zu sehen in der ARD Mediathek.

von Jens Gleisberg

Plastikverpackungen gehören in die Gelbe Tonne. Wunderbar: Deckel zu, gutes Gewissen. Aber was passiert wirklich mit unserem Plastikmüll, wenn wir ihn in die Recycling-Tonne geworfen haben? Die Antwort auf diese Frage tut weh. Längst nicht alles, was recycelt werden könnte, wird auch recycelt.

Stattdessen wird Plastikmüll weltweit zum immer größeren Problem. Damit beschäftigt sich der ARD Dokumentarfilm "Die Recycling-Lüge" von Tom Costello und Benedikt Wermter, zu sehen im Ersten. Die Doku ist bis Juli 2023 in der ARD Mediathek zu finden.

Demonstration gegen Plastikmüll in Indonesien

Eine Demonstration gegen den Plastikmüll, der an den Stränden Indonesiens dümpelt. Das Mädchen Nina Arisandy steht im Wasser zwischen den Wurzeln der Mangroven: Um sie herum Tüten von Chips, Crackern, Keksen. Nina kämpft als Umweltaktivistin gegen den Müll und will die Konzerne zur Rechenschaft ziehen. "Wenn dieser Baum sprechen könnte", sagt sie, "würde er sicher weinen. Bei Flut verheddert sich der Müll an diesen Stränden in den Mangrovenbäumen".

Die Konzerne sind Unilever, Procter & Gamble, Nestlé - diese Namen stehen auf den Tüten, die im Wasser treiben. Konzerne, die den Konsumenten erzielen, das Plastikmüll recycelbar ist, so wie es ihre Werbevideos versprechen".

Sieben Prozent des Plastikmülls wird wiederverwertet

Recycelbar sind sie: Aber wird tatsächlich recycelt? Nach 30 Jahren Grünem Punkt und trotz der deutschen Mülltrenn-Leidenschaft sind es gerade einmal sieben Prozent, die tatsächlich wiederverwertet werden, weil die Kunststoffe nur mit hohem Kostenaufwand voneinander getrennt werden können. Plastikmüll ist kein wertvoller Rohstoff, sondern immer noch ein teures Problem.

Projekte wie die Herstellung von Eisenbahnschwellen aus Plastikmüll müssen teuer subventioniert werden. Das wird sich trotz aller Versprechungen nicht ändern, sagt Sascha Schuh, Betreiber einer Recyclinganlage, "Weil es Mischkunststoffe sind. Sie können halt nicht. ganz brutal ausgedrückt, aus Scheiße Gold machen. Das funktioniert einfach nicht. Es ist der letzte Dreck, der irgendwo zusammensortiert wurde."

Thermische Verwertung: Plastik wird verbrannt

Immer wieder gibt es auf Produkten Labels mit dem Aufdruck 100 Prozent recycelbar von hippen Firmen wie TerraCycle in den USA, die eine Kreislaufwirtschaft versprechen, für die freiwillige Chipstüten sammeln und deren Müll auf dem Weg in die Verbrennungsanlage dann doch auf dem Hof einer bulgarischen Müllfirma landet. Thermische Verwertung, so nennen es die Entsorgungsfirmen.

Die Lösung für unsere Müllproblem, das ist die Müllvermeidung, sagt Helmut Maurer. Seit 15 Jahren arbeitet er im Umweltbereich der EU-Kommission. "Es ist doch klar für jeden, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn es so nicht weitergehen kann, dann braucht es politische Eingriffe, die vielleicht einigen wehtun werden. Aber wir können nicht, um einigen nicht wehzutun, die ganze Menschheit aufs Spiel setzen."

100 Prozent recycelbar ist zwar nicht gelogen, aber Augenwischerei.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 20.06.2022 | 14:20 Uhr

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Dokumentarfilm

Umweltschutz

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