Michael Schiele: Braunschweigs Bessermacher
Eintracht Braunschweig steht vor der Rückkehr in die zweite Fußball-Bundesliga - nicht zuletzt dank Trainer Michael Schiele. Er hat die nach dem Abstieg am Boden liegenden "Löwen" aufgerichtet und mit Disziplin, aber auch Fairness zu einer echten Einheit geformt.
Wenn der Ball rollt, ist Michael Schiele mittendrin statt nur dabei. Immer fokussiert, immer unter Strom, ganz nah an seiner Mannschaft dran ist der Eintracht-Coach dann. Ausflippen ausdrücklich erlaubt! Wie beispielsweise nach dem Last-Minute-Siegtreffer gegen Havelse Anfang April. Da riss es den 44-Jährigen beim Jubel über das Tor von Jan-Hendrik Marx in der Nachspielzeit erst zu Boden, ehe Schiele in der blau-gelben "Löwen"-Traube versank.
Das 3:2 war der Startschuss für den Braunschweiger Saison-Schlussspurt mit drei weiteren Siegen in Folge, an dessen Ende nun sehr wahrscheinlich der direkte Wiederaufstieg in die Zweite Liga stehen wird. Ein Sieg fehlt noch, beim SV Meppen bietet sich den Braunschweigern die erste Chance, ihre starke Saison zu krönen.
Am Spielfeldrand emotional, hinter den Kulissen akribisch
Trainer Schiele ist der Vater des Erfolges und trotzdem ein Mitglied des "Löwen"-Rudels. Am Spielfeldrand emotional, hinter den Kulissen akribisch und klar in seinen fußballerischen Vorstellungen - Schiele scheint im vergangenen Sommer ein Glücksgriff für die Braunschweiger gewesen zu sein.
"Den richtigen Trainer zu finden, ist nicht einfach. Wir haben bei der Mannschaft Wert auf Mentalität und Einstellung gelegt und auch einen Trainer gesucht, der diese Werte teilt", sagte Geschäftsführer Peter Vollmann dem NDR.
"Er ist im Umgang mit der Mannschaft sehr fair, sagt den Spielern aber auch ganz klar, welche Defizite da sind. Das kann nicht jeder und das ist ein Stück weit das, was wir unbedingt gebraucht haben." Geschäftsführer Vollmann über Trainer Schiele
Schiele, der einen Vertrag bis 2023 bei der Eintracht unterschrieben hat, geht mit seiner Art voran. "Die Disziplin, die der Trainer vorlebt, hat sich auf die Mannschaft übertragen und trägt zur Geschlossenheit bei", so Vollmann.
Der Coach würde sich dafür nie selbst auf die Schulter klopfen. Er gibt das Lob lieber weiter. "Wir agieren als Einheit auf dem Platz. Bei uns ist der eine für den anderen da. Die Mannschaft hat einen sehr guten Charakter."
Dabei zeigen die GSN-Daten, dass auch der 44-Jährige seine Sache an der Seitenlinie sehr gut macht. Schieles Siegquote in der Dritten Liga (137 Spiele bislang) liegt bei guten 49,64 Prozent. 1,72 Punkte holte er im Schnitt pro Drittligapartie - 0,26 mehr als anhand der "Expected points" (1,46) zu erwarten gewesen wären. Der gebürtige Heidenheimer holt also mehr aus seinen Teams heraus, als theoretisch drin steckt.
Schieles "Löwen" defensiv stabil, offensiv effektiv
Das war bei den Würzburger Kickers so, die der ehemalige Profi in der Saison 2019/2020 in die Zweite Liga gecoacht hat, und ist auch aktuell bei der Eintracht zu erkennen. Taktisch gesehen lässt der Braunschweiger Bessermacher seine "Löwen" offensiven Ballbesitz-Fußball im 4-2-3-1-System spielen - laut Datenanalyse die ideale Eintracht-Formation. "Nebenbei" hat er sein Team auf Effizienz getrimmt - 26,53 % verwandelte Torchancen sind in der laufenden Drittligasaison der Spitzenwert.
Geht da noch mehr? Die Zahlen sagen bei Schiele "ja". Mit einem GSN-Index von 59,71 kratzt der 44-Jährige datentechnisch gesehen an der Grenze zur Bundesliga-Tauglichkeit.
Der Trainer Schiele scheint durchaus zu Höherem berufen zu sein. Und sei es erst einmal die Zweite Bundesliga mit seinen "Löwen". "Eintracht Braunschweig sollte den Anspruch haben, mittelfristig wieder ein stabiler Zweitligist zu sein", sagt Schiele. Dass der 44-Jährige den Traditionsclub dazu formen kann, belegen nicht zuletzt die Daten.
