VIDEO: Vom Schaf zum Pulli - Der Weg der Wolle (29 Min)

Wolle: Was steckt drin im bunten Garn?

Stand: 08.11.2022 11:50 Uhr

Kaschmir, Angora oder nur Schafwolle: Kleidung aus Tierhaar gibt es seit Jahrtausenden. Die Etiketten sollen Aufschluss darüber geben, was genau drin ist, sind aber nicht immer leicht zu verstehen.

Wolle gehört zu den ältesten Fasern, aus denen Menschen Bekleidung herstellen. Meist stammt sie vom Schaf, doch häufig ist sie gemischt mit anderen Tierhaaren. Wer genau wissen möchte, was er trägt, sollte auf das Etikett in der Kleidung schauen, das Auskunft über die Zusammensetzung des Stoffes gibt, und die Bestimmungen in der EU-Textilkennzeichnungs-Verordnung kennen.

Bezeichnung Wolle sagt nichts über die Qualität

Wolle steht laut Verordnung für eine "Faser vom Fell des Schafes" oder für Mischungen mit den Haaren zwölf anderer Tierarten. Über die Qualität der Wolle sagt das nichts aus. Die Haare können von lebenden, verendeten oder getöteten Tieren stammen und die Mischung sogar recycelte Altwolle, sogenannte Reißwolle, enthalten. Besteht der Stoff ausschließlich aus Wolle von Schafen, darf das Etikett die Zusätze "100 %", "rein" oder "ganz" tragen, also etwa "reine Wolle".

Lammwolle, Merino und Co.

Bunte Wollknäuel © imago images / Panthermedia Foto: stramyk
Wolle gibt es in verschiedenen Mischungen und Qualitäten.

Hersteller verwenden in Produktbeschreibungen häufig Kombinationen mit dem Wort Wolle, um Herkunft und Qualität zu verdeutlichen. So steht Lammwolle (Lambswool) oder Erstlingswolle für die erste Schur eines Schafes, das jünger als ein Jahr ist. Merinowolle stammt von Schafen der Gattung Merino mit besonders dünnen Haaren, Crossbredwolle von Schafzüchtungen, deren Haare einen mittelgroßen Faserdurchmesser haben, und Cheviotwolle oder Grobwolle von solchen mit dicken Fasern.

Schurwolle steht für Qualität

Ein Etikett in einem Kleidungsstück zeigt die Zusammensetzung des Stoffes. © NDR / Axel Franz Foto: Axel Franz
Bei jedem neuen Kleidungsstück muss die Zusammensetzung des Stoffes erkennbar sein.

Eine besondere Rolle spielt der Begriff Schurwolle. Er bezeichnet stets erstmals verarbeitete Haare von lebenden Schafen. "Reine Schurwolle" enthält zu 100 Prozent solche Fasern. Bei Materialmischungen darf auf dem Etikett der Begriff Schurwolle genannt werden, wenn nur eine weitere Faser enthalten ist und das Kleidungsstück zu mindestens 25 Prozent aus Schurwolle besteht. Das Verhältnis muss auf dem Etikett ausgewiesen sein, etwa "52 % Schurwolle, 48 % Baumwolle".

13 Tierarten liefern Wolle

Neben den Haaren von Schafen dürfen die von zwölf weiteren Tieren laut EU-Verordnung zu Wolle verarbeitet werden: Alpaka, Lama, Kamel, Kaschmirziege, Angoraziege (für Mohairwolle), Kaschgoraziege, Angorakaninchen, Vikunja, Yak, Guanako, Biber und Fischotter. Gemischt mit Schafsfasern wird daraus Wolle. Allein oder untereinander gemischt tragen sie den Namen des Tieres mit oder ohne den Zusatz Wolle oder Tierhaar. Beispiel: Kaschmir oder Kaschmirwolle. Haare anderer Tiere kommen unter dem Begriff Tierhaar auf den Markt, etwa Rosshaar vom Pferd.

Für alle Arten von Tierhaar legt die Norm DIN 60001 Kurzzeichen fest, die teilweise auf den Etiketten stehen. Zwei Beispiele sind WO für Schafwolle und WA für Angora.

Woher stammt Schafwolle?

Viele Verbraucher schätzen Kleidung aus Schafwolle, denn sie hat viele positive Eigenschaften. Sie wärmt oder kühlt, weist Wasser und Schmutz ab und bindet unangenehme Gerüche. Die Wolle von Schafen aus Deutschland ist recht grob, stammt meist nicht von reinrassigen Tieren und ist deshalb wenig gefragt. Die größten Produzenten von Schafwolle sind Australien und Neuseeland.

Auf einer Farm in Neuseeland schert ein Mann ein Schaf. © imago images / imagebroker
Die Wolle wird dem Schaf möglichst in einem Stück vom Körper geschnitten.

Bei der jährlichen Schur, meist im Frühjahr, wird die Wolle in sogenannten Vliesen möglichst in einem Stück abgeschnitten. Diese Rohwolle wird gereinigt und mehr oder weniger intensiv mit Chemikalien bearbeitet. Tier- und Verbraucherschützer beklagen die teils brutalen Zucht- und Haltungsbedingungen auf großen Farmen. Das gilt besonders für das sogenannte Mulesing bei Merinoschafen.

Wer Wert auf Produkte aus artgerechter und umweltverträglicher Haltung legt, sollte beim Kauf auf entsprechende Siegel wie IVN Best oder GOTS achten.

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Dieses Thema im Programm:

Die Nordreportage | 04.11.2022 | 15:30 Uhr

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