Eine weiße Flasche steht vor einem grünen Hintergrund. Die Flasche wurde teilweise mit grüner Farbe angestrichen. Pinsel und Farbtube liegen daneben. © picture alliance / Zoonar Foto: Firn

Verpackungen im Öko-Look: oftmals nur Greenwashing

Stand: 04.11.2022 14:34 Uhr

Ein Öko-Look bei Verpackungen war vor ein paar Jahren ein echter Ladenhüter - inzwischen ist er ein kaufentscheidendes Kriterium geworden. Doch nicht immer sind Verpackungen so nachhaltig, wie sie aussehen.

von Romy Hiller

Natur pur ist in. Viele Kunden wollen nachhaltiger leben und die Umwelt auch beim Einkauf schonen. Beim Blick ins Kühlregal in Supermärkten und Discountern fällt auf: Vor allem Milchkartons sind schon längst nicht mehr so strahlend weiß wie ihr Inhalt. Viele Tetra-Packs kommen in schlichtem Graubraun daher. Natürliche Erdfarben und Holzoptiken dominieren, auch bei Taschentücher-Boxen, Knäckebrot-Paketen oder Pizzakartons.

Gerade Lebensmittelverpackungen wie Getränkekartons müssen eine Menge leisten. Sie dürfen keine Feuchtigkeit durchlassen, müssen das Aroma schützen und lichtbeständig sein - reine Naturfasern geraten da an ihre Grenzen. Viele Verpackungen sind deshalb auf der Innenseite beschichtet, im Fachjargon werden sie “Verbundverpackungen” genannt.

Von wegen Recyclingpapier: Milchkartons oft aus Neufasern

Kaum ein Hersteller, der seine Produkte nicht im Öko-Look verpackt. Denn damit trifft die Industrie den Nerv der Zeit. Marktforscher bestätigen, dass die Kundschaft eher zu nachhaltig anmutenden Verpackungen greift als zu bunten Plastikalternativen. Die Deutsche Umwelthilfe hat die Trendverpackungen unter die Lupe genommen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Gerade bei Getränkekartons im Altpapier-Look glauben viele, die bestünden aus Recycling-Material.

“Tatsächlich aber ist Papier immer braun, auch Neumaterial“, kritisiert Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. "Für Getränkekartons wird immer Neumaterial eingesetzt und es werden neue Bäume gefällt. Damit sind es Einwegverpackungen, die nicht umweltfreundlich sind." Solche Verpackungen seien irreführend, auch weil viele Verbraucherinnen und Verbraucher glauben, diese könnten im Papiermüll entsorgt werden. Doch dort haben sie nichts suchen.

Verbundverpackungen oft nicht recyclebar

Verbundverpackungen stellen die Recyclingindustrie vor große Probleme. Nur durch komplizierte chemische Prozesse können die unterschiedlichen Materialschichten voneinander getrennt und neu aufbereitet werden. Das ist aufwendig und teuer, die Verbundverpackungen werden deshalb nicht recycelt, sondern verbrannt. Die Umweltbilanz dieser nachhaltig anmutenden Verpackungen ist daher schlecht.

Für Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe sind die graubraunen Trend-Verpackungen damit Paradebeispiele für sogenanntes Greenwashing: “Den Verbraucherinnen und Verbrauchern sollen unökologische Verpackungen als umweltfreundlich verkauft werden. Tatsächlich ist das nur gut fürs Marketing, aber schlecht für die Umwelt.”

Weitere Informationen
Kosmetiktiegel liegen mit neben Deko auf einem Tisch © picture alliance Foto: Zoonar Dasha Petrenko

Naturkosmetik: Auf welche Siegel ist Verlass?

In sogenannter Naturkosmetik steckt oft viel Chemie. Zertifizierte Produkte lassen sich an Siegeln und per App erkennen. mehr

Zerdrückte Plastikflaschen © Colourbox Foto: pryzmat

Plastikmüll vermeiden: Wie sinnvoll ist Recycling?

Immer mehr Hersteller verwenden Verpackungen aus recyceltem Plastik. Wie umweltfreundlich ist zum Beispiel Ozean-Plastik? mehr

Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 07.11.2022 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Klimaschutz

Technik

Lebensmittel

Mehr Verbrauchertipps

Rückenansicht einer duschenden Frau © fotolia.com Foto: gmstockstudio

Plastik in Kosmetik: Gefahr für Umwelt und Gesundheit

Viele Kosmetikartikel können frei von festem Mikroplastik sein und trotzdem Kunststoffe enthalten, die schädlich sind. mehr