Silvester-Bräuche: Warum feiern wir den Jahreswechsel?
Für manche ist Silvester der schönste Abend des Jahres, der in der Regel mit viel Lärm und Alkohol gefeiert wird. Im Corona-Jahr fallen Partys und Feuerwerk aus, andere Bräuche wie Glücksbringer bleiben.
Im Unterschied zu vielen Festen in unserem Kulturkreis hat Silvester keinen Bezug zur biblischen Geschichte. Allerdings trägt die Kirche den Namen für die Party zum Jahreswechsel bei: Der römische Papst Silvester starb am 31. Dezember 335. Einen Grund zu feiern gab es damals nicht, aber im Heiligenkalender trägt dieser Tag seinen Namen.
Warum eigentlich der 31. Dezember?
Auf den ersten Blick erscheint es völlig klar: Am 31. Dezember endet ein Jahr, am 1. Januar beginnt das nächste. Der Termin ist jedoch weitgehend beliebig und keineswegs weltweit einheitlich. So feiert China bis heute das Neujahrsfest am Tag des Neumonds zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. Im westlichen Kulturraum hat sich der 1. Januar erst seit dem Mittelalter als Neujahrstag durchgesetzt. 1582 verkündete Papst Gregor XIII. eine Reform des Kalenders und setzte damit den Jahresbeginn auf den 1. Januar fest. Für das Kirchenjahr gilt das bis heute nicht - es beginnt am ersten Adventssonntag.
Mit Feuerwerk ins neue Jahr - dieses Mal nicht
Raketen und Böller gehören zu jeder Silvesternacht, müssen aber dieses Jahr ausfallen. Der Brauch, Sprengstoff bei Festen zu verwenden, soll aus dem China des frühen 12. Jahrhunderts stammen. 1379 soll es in Italien das erste Feuerwerk in Europa gegeben haben, 1506 das erste in Deutschland. Bald krönte der Adel Feste wie Hochzeiten und Geburten mit einem Feuerwerk. Heute ist Pyrotechnik zum riesigen Geschäft geworden, denn zur Jahreswende lösen sich allein in Deutschland innerhalb weniger Minuten rund 140 Millionen Euro in Schall und Rauch auf. Den größten Anteil haben sogenannte Verbund- oder Batteriefeuerwerke. Reine Krachmacher kommen nur auf fünf Prozent des Umsatzes.
Der Lärm soll böse Geister vertreiben
Aber warum eigentlich dieser höllische Krach mitten in der Nacht? Schon im Mittelalter lärmten die Menschen mit allem, was laute Geräusche erzeugt: Töpfe, Rasseln, Trommeln und Trompeten. Auch Kirchenglocken durften läuten und Schüsse fielen. Der ganze Lärm hatte nur einen Zweck: böse Geister zu vertreiben - ein Anliegen aus heidnischen Zeiten.
Suche nach dem Glück
Zu einem guten Start ins neue Jahr gehört offenbar eine gehörige Portion Glück. Jedenfalls sind zum Jahreswechsel Glücksbringer in jeder Form willkommen. Traditionell sollen Schornsteinfeger Glück bringen. Der Brauch stammt aus Zeiten, als ein funktionierender Kamin (über-)lebenswichtig war. Wahlweise können es aber auch Hufeisen, Glückspilze, Glücksschweine oder eine Karpfenschuppe sein, die im Portemonnaie aufbewahrt Geldsegen für das kommende Jahr verspricht.
Aus Asien kommen der Glücksbambus, der eigentlich kein Bambus, sondern eine Drachenbaum-Art ist, und Glückskekse mit ihren nicht immer verständlichen Botschaften. Einen vierblättigen Glücksklee in einer heimischen Wiese zu finden, erfordert tatsächlich viel Glück. Einfacher und beliebter ist es, zu Silvester die massenhaft gezüchtete Variante aus der Familie der Sauerkleegewächse zu kaufen. Bei guter Pflege überlebt die Pflanze den Sommer sogar im Garten.
Bleigießen und Tarot-Karten

Wer genauer wissen möchte, was das kommende Jahr bringt, kann zum alten Brauch des Bleigießens greifen. Allerdings wird heute nicht mehr das hochgiftige Blei geschmolzen, sondern sogenanntes Rein-Zinn. Produkte, die mehr als 0,3 Prozent Blei enthalten, dürfen in der EU nicht mehr verkauft werden. Wenn das geschmolzene Zinn im kalten Wasser zu bizarren Figuren erstarrt ist, können sie Teilnehmer das entstandene Gebilde gemeinsam deuten. Als ungefährlichere Variante bietet sich an, statt Metall Wachs zu schmelzen.
Ob Tarot-Karten zuverlässiger als Zinnfiguren sind, ist unklar - einen Zimmerbrand riskiert man mit ihnen jedenfalls nicht. Auf den 78 farbigen Karten sind Figuren wie Herrscherin, Narr oder Teufel abgebildet, dazu gibt es Münzen, Schwerter, Kelche, Stäbe, die Sonne und den Tod. Für die Deutung der gezogenen Karten hat man am besten ein Buch zur Hand, denn es kann durchaus komplex werden.
Karpfen, Berliner und viel Sekt
Auch kulinarisch pflegen viele Silvester liebgewonnene Traditionen. Neben Karpfen sind Fondue und Raclette beliebt, weil die Familie oder die Gäste dabei den ganzen Abend gemütlich zusammensitzen können. Bei den Süßspeisen stehen Berliner ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Wenn Mitternacht naht, wird es bei der Wahl der Getränke alternativlos: Dann knallen die Sekt- oder Champagnerkorken und es heißt "Prost Neujahr!".
