Palmöl: Gesund oder schädlich?
NDR Reporter Uwe Leiterer macht einen weiteren Selbstversuch: Nach seinem Verzicht auf Zucker, Fleisch und Plastik versucht er nun, den Kauf von Produkten mit Palmöl zu vermeiden. Den Anstoß haben seine Kinder gegeben - dem Regenwald, den Orang-Utans und der eigenen Gesundheit zuliebe. In einem Blog berichtet Uwe Leiterer jede Woche über einen anderen Aspekt des Themas.
von Uwe Leiterer
Im Gegensatz zu anderen pflanzlichen Ölen trägt Palmöl nicht zu einer gesunden Ernährung bei. Das Pflanzenfett steht im Verdacht, an der Entstehung von Diabetes, Gefäßerkrankungen und Krebs beteiligt zu sein.
Höhere Cholesterinwerte durch Palmöl
Ein Kritikpunkt ist der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren. Denn ein übermäßiger Verzehr von Palmöl, zum Beispiel in Fast Food oder Fertiggerichten, kann sich negativ auf die Blutfettwerte auswirken, vor allem auf das schädliche LDL-Cholesterin. Nach Einschätzung von Ernährungsmedizinern kann LDL-Cholesterin die Wirkung von Insulin im Körper beeinträchtigen und dadurch das Risiko erhöhen, an Diabetes zu erkranken. Im Übermaß können gesättigte Fettsäuren außerdem zu einer Gefäßverengung führen. Mögliche Folgen sind Schlaganfall und Herzinfarkt.
Krebserregende Stoffe MCPD und Glycidol in Palmöl
Doch Palmöl gilt auch aus einem weiteren Grund als schädlich: Bei seiner Verarbeitung können krebserregende Stoffe entstehen: Wird Palmöl stark erhitzt, bilden sich sogenannte 3-MCPD-Fettsäureester und Glycidol-Fettsäureester.
Von allen gereinigten Speisefetten hat Palmöl den höchsten Gehalt an Glycidol-Fettsäureester. Bei der Verdauung kann daraus Glycidol abgespalten werden. Den Stoff stuft das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als krebserregend ein.
Auch MCPD steht im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. In Tierversuchen verursachte es ab einer gewissen Dosis Tumore und schädigte Leber, Nieren und Hoden. Daher wird empfohlen, die Aufnahme dieses Stoffes über die Ernährung möglichst gering zu halten.
Unbehandeltes Palmöl gilt als gesund
Die gesundheitlichen Risiken gelten für industriell hergestelltes (raffiniertes) Palmöl, das massenhaft in der Industrie eingesetzt wird.
In seiner ursprünglichen Form, also kalt gepresst und unbehandelt, enthält Palmöl etwa 15-mal so viel Carotin (Vitamin A) wie Karotten. Außerdem hat es einen hohen Anteil an Vitamin E, insbesondere Tocotrienole, und ist reich an Coenzym Q1. Beide Antioxidantien sind an der Bekämpfung freier Radikale im Körper beteiligt und gelten somit als krebsvorbeugend.
Unbehandeltes Palmöl erkennt man der rötlichen Färbung durch den hohen Gehalt an Carotin. Bei der industriellen Verarbeitung verschwindet die Farbe. Rotes Palmöl ist in einigen Bioläden und im Internethandel erhältlich.
