Elektroauto gebraucht kaufen: Tipps für Verbraucher
Wer ein gebrauchtes Elektroauto kaufen will, sollte vor allem den Akku unter die Lupe nehmen. Wie ermittelt man den Zustand der Batterie? Was sollte man beim Kauf noch beachten?
Technische Fortschritte, günstigere Modelle und mehr Anbieter: Der Markt für E-Autos ist in Bewegung. Auch das Aus für Verbrennermotoren bei Neuwagen ab 2035 rückt Elektroautos stärker in den Fokus von Verbrauchern. Gebrauchte E-Autos sind aktuell sogar mehr gefragt als Verbrenner. Laut dem AutoScout24 Europa Report stieg das Interesse für Elektroautos 2024 um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Offenbar ist die Nachfrage höher, als das Angebot wächst - das sorgte bereits im letzten Jahr für zeitweise steigende E-Auto-Gebrauchtwagenpreise.
Ältere E-Autos haben oft geringere Reichweiten
Etwa zehn Jahre alte E-Autos sind zwar vergleichsweise günstig. Doch die Batterien von Modellen aus dieser Zeit verfügen im Vergleich zu modernen Akkus über geringere Reichweiten. Gibt der Akku den Geist auf, übersteigen die Kosten für den Tausch meist den Restwert des gesamten Autos. Wurde die Batterie von dem Vorbesitzer allerdings schonend behandelt, können sich solch ältere Modelle für Fahrer von Kurzstrecken eignen.
Nennkapazität gibt Aufschluss über "Batteriegesundheit"
Da die Kosten für eine neue Batterie meist bei etwa 10.000 bis 20.000 Euro liegen, lohnt der Austausch oft nicht. Entsprechend ist der Zustand des Akkus, die sogenannte Batteriegesundheit, sehr wichtig für den aktuellen Wert eines E-Wagens. Die "Nennkapazität" beschreibt, wie viel Strom der Akku eines Neuwagens fassen kann. Sie sinkt mit der Zeit und je nach individuellem Nutzungsverhalten vorheriger Besitzer. Verbraucher sollten vor dem Kauf die aktuelle Nennkapazität des Gebrauchtwagens ermitteln und diese mit der ursprünglichen Nennkapazität des Neuwagens abgleichen, um die Verfassung des Akkus einzuschätzen.
Sven Hansen vom "c't Magazin für Computertechnik" bemängelt, dass die Nennkapazität in E-Autos zwar erfasst, aber Verbrauchern nicht unmittelbar angezeigt wird. "Solche Informationen bekommt man eigentlich nur, wenn das Fahrzeug in der Werkstatt ist. Verbraucher müssen meist explizit danach fragen", kritisiert der Technik-Experte. Mithilfe von Test-Kits können Kaufinteressenten wahlweise eigenständig oder durch Techniker des ADAC oder der Prüforganisation DEKRA feststellen, in welcher Verfassung der Akku eines E-Autos ist.
Gute Pflege schont den Akku
Laut Hansen ist das Alter eines Fahrzeugs in Bezug auf die aktuelle Kapazität der Batterie grundsätzlich nur bedingt aussagekräftig. Ein Batteriecheck der Prüforganisation DEKRA für die Redaktion Markt ergab, dass der Zustand von Akkus bei etwa fünf Jahre alten E-Autos sehr gut war. Entscheidend ist vielmehr die Behandlung der Batterie durch den oder die Vorbesitzer. Denn das individuelle Nutz- und Fahrverhalten hat großen Einfluss auf die Lebensdauer eines Akkus. So wirkt sich etwa ein zurückhaltender Fahrstil positiv auf die Batteriegesundheit aus.
So können Verbraucher die Lebensdauer von E-Auto-Akkus positiv beeinflussen:
- Akku nicht leer fahren und nicht vollständig aufladen (optimaler Ladestand liegt zwischen 20 und 80 Prozent)
- Batterie möglichst sanft, mit niedrigen Stromstärken laden
- E-Auto nicht unkontrolliert nachts laden (vollständiges Laden und dauerhafte Anbindung ans Stromnetz vermeiden)
- Auto möglichst bei Temperaturen um 20 Grad parken, z.B. in einer Garage (kalte Temperaturen im Winter schaden dem Akku)
- beim Fahren starke Beschleunigungen vermeiden
- nicht über lange Zeit unter "Vollgas" fahren
Checkliste für gebrauchte E-Autos: Reichweite, Akku, Ladeplatz
Bis zu 500 Kilometer und mehr können moderne Elektroautos mit einer Akkuladung zurücklegen. Damit lassen sich E-Autos auch für längere Strecken nutzen, wenn der Akku intakt ist. Das Netz an öffentlichen Ladestationen wird zwar nach und nach ausgebaut, trotzdem herrscht mancherorts ein Mangel an Ladesäulen. Wer das Auto an öffentlichen Plätzen laden muss, sollte sich mit Hilfe von Lade-Apps über die regionalen Möglichkeiten informieren und vor dem Kauf eines E-Autos gegebenenfalls auf eine Schnellladefähigkeit der Batterie achten. Schnelladesäulen sind jedoch meist teurer als öffentliche Ladepunkte mit niedriger Ladeleistung, dafür laden sie den Akku in einem Bruchteil der Zeit auf.
Um für das eigene, individuelle Fahr- und Nutzungsverhalten ein geeignetes Elektroauto zu finden, sollten sich Verbraucher vor dem Kauf über folgende Punkte klar werden:
- Welche Strecke muss das Auto im Alltag zurücklegen?
- Wie hoch sollte die Ladeleistung der Batterie sein?
- Wo kann das Auto geladen werden? (unterschiedliche Kosten für das Laden zu Hause, beim Arbeitgeber oder an öffentlichen Ladestationen)
- Soll der Akku schnellladefähig sein?
- Wie lange hat der Akku noch Garantie?
- Gibt es Batterieschäden oder -reparaturen?
Förderung für E-Autos
Mit dem Ende der BAFA-Prämie für E-Autos 2023 wurde auch ein starker Rückgang in den Zulassungszahlen vermerkt. Das Kaufinteresse blieb zunächst zurückhaltend. Im Jahr 2025 könnte es eine neue E-Auto-Förderunggeben. Im Koalitionsvertrag stellt die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD mehrere Kaufanreize für E-Mobilität in Aussicht.
E-Auto-Fahrer haben großen Einfluss auf Kosten
Ob Elektroautos insgesamt günstiger oder teurer als Verbrenner sind, lässt sich nicht immer eindeutig feststellen. Grundsätzlich verfügen E-Autos über weniger verschleißanfällige Teile als Verbrenner. Es fehlen Kupplung, Getriebe und viele Betriebsflüssigkeiten. Dennoch können einzelne Reparaturen und Inspektionen teurer sein.
Der ADAC hat im Oktober 2024 für einige Modelle einen Kostenvergleich von Elektroautos, Benzinern und Dieselfahrzeugen erstellt und kam zu dem Schluss, dass Elektroautos in der Gesamtbilanz teurer waren - das war im November 2023 aufgrund der damals noch erhältlichen Umweltprämie anders. Damit die Kostenbilanz auch ohne staatliche Förderung besser ausfalle, müssten die Preise sinken, so der ADAC.
Das individuelle Lade- und Nutzverhalten, die sich weiterentwickelnde E-Auto-Technologie sowie schwankende Preise für Strom und Sprit spielen eine große Rolle für den Vergleich der Kosten von E-Autos und Verbrennern. "Beim E-Auto hat man mehr Einfluss auf die Kosten, weil es sehr darauf ankommt, wie und wo man lädt. Beim Verbrenner hingegen hat man sehr wenig Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen", so Hansen.
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