Corona in SH - Kliniken sehen sich gut aufgestellt
Noch sind die Intensivstationen in den schleswig-holsteinischen Krankenhäusern nicht ausgelastet. Zwei bis drei Wochen vergehen aber, bis sich die Zahl der Neuinfektionen in der Belegung von Intensivbetten widerspiegelt. Die Krankenhäuser sehen sich jedoch gut aufgestellt.
94 Sars-CoV-2-Patienten werden laut Landesregierung momentan in Schleswig-Holsteins Krankenhäusern behandelt: 23 davon auf der Intensivstation, zwölf werden invasiv beatmet. Andere Bundesländer haben mehr als zehn Mal so viele Fälle - etwa Bayern und Baden-Württemberg. Stand heute ist Schleswig-Holstein rein zahlenmäßig von einer kompletten Auslastung der Intensivbetten weit entfernt.
Garg: Könnten Probleme wie in Bayern bekommen
Trotzdem ist auch in Schleswig-Holstein die Sorge groß, dass die Intensivstationen bald ausgelastet sein könnten. Wenn die Dynamik ungebremst so weiter laufe, "dann haben wir in zwei bis drei Wochen dieselben Probleme, die heute schon in Regionen in Bayern und Baden-Württemberg bestehen", sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP).
Intensivkapazitäten um rund 90 Prozent erhöht
Gegenüber dem Beginn der Pandemie seien die Intensivkapazitäten um rund 90 Prozent erhöht worden, erklärte der Minister. Diese erforderten aber auch qualifizierte Pflegekräfte. "Wenn die Zahlen sich weiter so nach oben entwickeln wie in den letzten Tagen, dann werden wir auch mit diesen Kapazitäten in wenigen Wochen an der Belastungsgrenze ankommen, womit sich die Situation in den Krankenhäusern insgesamt noch einmal zuspitzen würde", sagte Garg. Die kontaktreduzierenden Maßnahmen des Lockdowns sollen die Dynamik aus dem Infektionsgeschehen herausnehmen.
Krankenhäuser sehen sich gut aufgestellt
Die Krankenhausgesellschaft (KGSH) versteht die Warnung des Gesundheitsministers. Genau wie die Krankenhäuser habe sie großen Respekt vor der Situation und beobachte die Entwicklung genau. Einen Mangel an Pflegekräften, auch im Intensiv-Bereich, gebe es nicht erst seit der Corona-Pandemie. Dennoch teilen die KGSH und einige Kliniken im Land auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein mit, dass die Häuser sich gut aufgestellt sehen. Stand heute müsse sich in Schleswig-Holstein niemand Sorgen machen, mit einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung neben einem Beatmungsgerät zu liegen, dass von niemandem bedient werden kann, hieß es von beiden Seiten.
Interne Reserven bei Personalengpässen
Die Krankenhäuser im Land haben sich zu regionalen Clustern zusammengeschlossen. Innerhalb dieser können Patienten bei Bedarf auf freie Intensivbetten in anderen Kliniken verteilt werden. Außerdem könnten bei Personalengpässen, Intensivpflegekräfte von anderen Stationen im Intensiv-Bereich eingesetzt werden. Dafür müsse allerdings der Regelbetrieb verändert werden, zum Beispiel durch Absagen geplanter Operationen. Außerdem haben einige Häuser, wie zum Beispiel das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und das Westküstenklinikum Heide, im Laufe des Jahres Pflegerinnen und Pfleger weitergebildet, so dass sie auf den Intensivstationen mitarbeiten können. Die KGSH und die Krankenhäuser hoffen, dass sich die Ausbreitung des Virus durch den Lockdown wieder verlangsamt. Daher appellieren sie an die Schleswig-Holsteiner, sich an die Maßnahmen zu halten.
DIVI: Aktuell 300 freie Intensivbetten im Land
Den neuesten Zahlen des Deutschen Intensivregisters DIVI (Stand 03.11.2020) zufolge sind momentan 585 Intensivbetten im Land belegt. 298 Betten waren demnach frei und "betreibbar", 430 weitere könnten binnen sieben Tagen zusätzlich aufgestellt werden.
