Corona-Ausbruch in Norderstedt: Staatsanwaltschaft ermittelt
In einem Senioren- und Pflegeheim in Norderstedt waren sechs Bewohner im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorben. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Insgesamt hatten sich 90 Menschen infiziert.
Die Staatsanwaltschaft Kiel hat im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch und dem Tod von Bewohnern in einem Norderstedter Senioren- und Pflegeheim ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren eingeleitet. In dem Verfahren werde unter anderem die Todesursache geklärt und zugleich geprüft, ob strafrechtlich relevante Verantwortlichkeiten vorliegen, sagte Oberstaatsanwalt Axel Bieler.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Personen an oder mit Corona verstorben sind, ist laut Bieler sehr groß. "Gleichwohl erhoffen wir uns über die medizinische Begutachtung weitere Erkenntnisse darüber, ob und wie Corona in das Haus reingetragen worden ist und ob eine Person dafür strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen ist", so Bieler. Es gebe derzeit aber keine konkrete Person, gegen die Ermittlungen laufen.
Sechs Menschen gestorben
Nach dem Corona-Ausbruch in dem Altenpflegeheim waren nach Angaben des Kreises Segeberg sechs Menschen aus der Einrichtung an oder mit Covid-19 gestorben. Insgesamt seien 68 Senioren in der Pflegeeinrichtung positiv getestet worden. Zwei von ihnen werden aktuell im Krankenhaus behandelt. Außerdem wurden 22 Mitarbeiter positiv getestet. Von ihnen muss keiner im Krankenhaus behandelt werden.
Heimleitung: Insgesamt hohe Impfquote
Der Ausbruch in dem Heim hatte landesweit für Diskussionen gesorgt, nachdem bekannt geworden war, dass einige Mitarbeiter ungeimpft waren. Die Heimleitung hatte sich nach dem Ausbruch dazu geäußert, warum einige der infizierten Pflegekräfte nicht geimpft sind. Niemand dürfe zur Impfung gezwungen werden, sagte die Leiterin des Heims NDR Schleswig-Holstein. Bei mindestens drei infizierten Mitarbeitern, die nicht geimpft sind, habe es den ärztlichen Rat gegeben, sich nicht impfen zu lassen. Insgesamt sei die Impfquote aber hoch.
Schleswig-Holsteins Gesundheits- und Sozialminister Heiner Garg (FDP) hatte sich kritisch dazu geäußert, dass ausgerechnet in Einrichtungen, die sich um besonders Corona-gefährdete Gruppen kümmern, möglicherweise Mitarbeiter in größerem Umfang nicht geimpft sind. Das sei wenig verantwortungsvoll. Garg schloss eine Impfpflicht in diesen Bereichen als letzte Möglichkeit nicht aus.
Sozialverband fordert Testpflicht für Heime und Kliniken
Eine Impfpflicht sieht VdK-Nord-Chef Ronald Manzke auch aus juristischen Gründen kritisch. Der Sozialverband fordert hingegen eine Testpflicht für Besucher und Mitarbeiter in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, "um die vulnerablen Gruppen zu schützen". Diese Tests müsse die Politik beschließen und auch bezahlen, so Manzke.
Das Gesundheitsministerium äußerte sich zu der Forderung am Dienstag schriftlich: "Der Schutz besonders gefährdeter Menschen in den Pflegeeinrichtungen ist oberstes Ziel. (...) Bereits jetzt besteht eine tägliche Testpflicht für ungeimpfte sowie strenge Hygieneregeln. Mögliche darüber hinausgehende Maßnahmen oder Regelungen werden die Länder am Donnerstag auf der Gesundheitsministerkonferenz ergebnisoffen diskutieren."
