Wie kriegt Schleswig-Holstein die Köge dröge?
Es war früher vielerorts so einfach: Bei Ebbe entwässerten die Köge an der gesamten Westküste über die Siele. Die Marschflächen waren für die Landwirtschaft nutzbar. So einfach ist es aber nicht mehr. Der Meeresspiegel steigt, das Wasser kann vielerorts nicht mehr einfach abfließen. Zusätzlich steigen die Regenmengen, mehr Wasser nimmt mehr Erde und Sand auf seinem Weg in die Nordsee mit, die Siele verschlicken. Die Lösung: Mehr und stärkere Schöpfwerke müssen die Köge leer pumpen. Aber viele Schöpfwerke zwischen dänischer Grenze und Wedel sind alt und schaffen die Wassermengen nicht mehr.
Vom Siel zum Schöpfwerk
Im Deich bei Steertlochsiel in Kronprinzenkoog (Kreis Dithmarschen) war bislang ein einfaches Siel für die Entwässerung der 6.500 Quadratmeter Fläche im Koog dahinter zuständig. Das konnte den Wassermengen nicht mehr Herr werden. Darum entsteht dort zur Zeit eines der modernsten Schöpfwerke der Westküste. Baukosten: Zwölf Millionen Euro. Pumpen erledigen dann, was bislang mit Schleuse und Schwerkraft ging.
Sanierungsstau am Deich
An anderen Deichen im Land sieht das ganz anders aus. Zum Beispiel in Aventoft (Kreis Nordfriesland). Das etwa 60 Jahre alte Schöpfwerk hier steht unter Denkmalschutz, zwar verrichten in den alten Mauern vier moderne Elektropumppen ihren Dienst, aber immer öfter müssen die von den zwei alten Dieselpumpen unterstützt werden. Ist das der Fall, müssen die Techniker sogar im Schöpfwerk übernachten und die Maschinen warten.
Sanierungsstau könnte zur Millionenfalle werden
Die meisten Schöpfwerke in Schleswig-Holstein sind ähnlich alt wie das in Avetoft. Die Kosten, die auf das Land in den nächsten 30 Jahren zukommen könnten, liegen zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro. Das Land überarbeitet derzeit sein Förderprogramm, um die Deich- und Sielverbände zu entlasten.
