Streik in SH: Erste Züge im Regionalverkehr fahren wieder

Stand: 27.03.2023 20:34 Uhr

Das Chaos, das wegen des großen Streiktags von Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Gewerkschaft ver.di am Montag befürchtet wurde, ist größtenteils ausgeblieben. Wir geben einen Überblick über die Auswirkungen für Schleswig-Holstein.

An den Bahnhöfen zum Beispiel in Lübeck, Neumünster oder Pinneberg strandeten am Montag nur wenige. Laut Polizei und ADAC gab es auch keine größeren Staus - auch wenn es vor allem in Südholstein deutlich mehr Verkehr zu den Stoßzeiten gab. Dass der Elbtunnel und damit die A7 nicht bestreikt werden durfte, sorgte für Erleichterung - das Landesarbeitsgericht Hamburg hatte einen Dienstplan im Notbetrieb verlangt.

Am Dienstag sollen die Züge laut Bahn wieder planmäßig fahren. Allerdings kann es auch noch vereinzelt zu Zugausfällen oder Verspätungen kommen.

Personenverkehr läuft wieder an, Busse und U-Bahn fahren

Am Montagnachmittag kam nach Angaben der Deutschen Bahn der Regionalverkehr langsam wieder ins Rollen. Am Abend fuhr der erste Zug von Kiel nach Hamburg durch - auch von Lübeck gibt es wieder die Möglichkeit nach Hamburg zu kommen, schrieb die Bahn auf ihrer Internetseite. Erste Autozüge nach Sylt fuhren ebenfalls wieder - der Fernverkehr blieb allerdings bis Mitternacht eingestellt. Erste S-Bahnen nahmen ebenfalls am Montagnachmittag den Betrieb auf - unter anderem die S 3 von Pinneberg nach Altona. Die Bahn versuchte dort, einen 20-Minuten-Takt anzubieten. Auch der Betrieb der Autozüge von und nach Sylt und der Linien der NEG ist wieder angelaufen.

Grundsätzlich gilt, was an jedem Streiktag gilt: Reisende sollten sich in jedem Fall vorab auf den Webseiten der Verkehrsunternehmen über die aktuelle Lage auf den Schienen informieren - zum Beispiel bei Nah.SH, der Nordbahn, der AKN oder erixx. Denn: Selbst bei nicht direkt betroffenen Zugbetreibern kam es zu Problemen. Der Grund ist, dass die EVG auch die Mitarbeitenden in Stellwerken zum Streik aufgefordert hatte. Der reguläre Busverkehr war von den Streiks ausgenommen. Die Hamburger U-Bahnen, die auch in Schleswig-Holstein fahren, wurden ebenfalls nicht bestreikt.

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AKN stellt den gesamten Betrieb am Montag ein

Die Züge der AKN fuhren den Informationen nach den gesamten Montag nicht. Auch der Schienenersatzverkehr auf dem Streckenabschnitt Ellerau-Burgwedel der AKN Linie A1 wurde nicht bedient. Die AKN plant ab Dienstag jedoch wieder eine planmäßige Wiederaufnahme des Betriebs.

Worum geht es beim Warnstreik?

Ver.di fordert für die bundesweit 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber bieten schrittweise fünf Prozent mehr bei zweijähriger Laufzeit sowie 2.500 Euro Einmalzahlung. Die dritte Verhandlungsrunde für Bund und Kommunen begann am Montag in Potsdam. Schleswig-Holsteins parteiloser Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen zeigte Verständnis für die Streikenden: "Mir ist auch klar, dass ein Streik gerne Aufmerksamkeit haben möchte." Er fände aber gut, wenn die Streitparteien an einen Tisch finden und es zu Lösungen kommt.

Bahn: Tickets können flexibel genutzt werden - Fahrgastrechte gelten

Die Deutsche Bahn teilt auf ihrer Internetseite mit, dass Tickets für den Fernverkehr, die bis zum 23. März 2023 gebucht wurden, flexibel bis zum 4. April 2023 genutzt werden können. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Außerdem gelten bei Zugausfall oder Verspätungen die allgemeinen Fahrgastrechte.

Betroffene Bahnlinien:

  • RE 6 Westerland (Sylt) - Hamburg-Altona
  • RB 62 Heide (Holst) - Itzehoe
  • RB 64 Bad St. Peter-Ording - Husum
  • RE 7/RE 70 Flensburg/Kiel Hbf - Hamburg Hbf
  • RE 72 Flensburg - Kiel Hbf
  • RB 73 Eckernförde - Kiel Hbf
  • RE 74 Husum - Kiel Hbf
  • RB 75 Rendsburg - Kiel Hbf
  • RE 8 Lübeck Hbf - Hamburg Hbf
  • RE 80 Lübeck Hbf - Ahrensburg - Hamburg Hbf
  • RB 81 Bad Oldesloe - Hamburg Hbf
  • RB 86 Lübeck-Travemünde Strand - Lübeck Hbf

Fahrkarten der Deutschen Bahn. © Imago
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RDC Autozug Sylt - Zugbindung ist aufgehoben

Der "blaue Autozug" wurde ebenfalls nicht direkt bestreikt - ist aber grundsätzlich auch auf die Stellwerke der Deutschen Bahn angewiesen. Da diese bestreikt wurden, rechnete RDC dennoch mit Fahrplanabweichungen und Einschränkungen. Nach eigenen Angaben rollen die Züge des Unternehmens aber wieder seit dem späten Nachmittag. Es ist aber weiterhin geraten, dass sich Reisende unter autozug-sylt.de vorab informieren. Wer sich entscheidet, an einem anderen Tag zu fahren: Die Zugbindung für Tickets mit Gültigkeitsdatum 27.3. ist von RDC aufgehoben.

Sylt Shuttle: Zugverkehr läuft wieder an

Der Sylt Shuttle der Deutschen Bahn hatte seinen Zugverkehr eingestellt und Reisende gebeten, ihre Fahrt auf Dienstag zu verschieben. Mittlerweile läuft der fahrplanmäßige Betrieb wieder, wie das Unternehmen auf der Webseite mitteilt. Online-Tickets mit Gültigkeitsdatum 27.3., die noch nicht genutzt wurden, seien noch bis inklusive Mittwoch flexibel einsetzbar, heißt es auf der Homepage.

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Im Sylter Pendler Forum zeigten sich die meisten frustriert, aber immerhin informiert. Viele Betriebe hatten dichtgemacht - die Angestellten mussten Urlaubstage nehmen. Zum Teil waren die Beschäftigten auch über Nacht auf der Insel geblieben.

NEG verkehrt wieder

Auch die Beschäftigten der Norddeutschen Eisenbahn Niebüll GmbH (NEG) waren zum Streik aufgerufen. Doch nach Angaben des Unternehmens fahren Züge der Linie nach Dagebüll Mole und Tønder in Dänemark seit etwa 16 Uhr wieder. Laut NEG sind aber für den 27.3. gekaufte Tickets auch an anderen Tagen gültig, sofern sie noch nicht genutzt wurden.

Keine große Verlagerung auf die Straßen

Wegen des Streiks waren zunächst volle Straßen erwartet worden. Nach Angaben der NDR Schleswig-Holstein Reporterinnen und Reporter hatten sich die Pendlerinnen und Pendler aber offenbar darauf eingestellt. In Itzehoe an der A 23 im Kreis Steinburg war die Lage am Montagmorgen beispielsweise recht entspannt, was vermutlich auch an der frühen Ankündigung der Streiks liegen dürfte. Viele Pendelnde waren deutlich früher als normalerweise mit ihren Fahrgemeinschaften in Richtung Hamburg gestartet.

Gleiches Bild auch in Lübeck: Die Fahrgäste hatten sich in den meisten Fällen auf den Streik eingestellt und Alternativen gesucht. Viele Taxis hatten sich extra vor dem Lübecker Bahnhof platziert, um gestrandete Reisende zu fahren. Dieser Plan ging aber nur in wenigen Fällen auf - unsere Reporter berichten von vielen wartenden Taxis, aber nur wenigen Menschen, die sie nutzten.

Etwas voller zeigten es sich dagegen auf den Straßen in Südholstein, vor allem auf den Autobahnzufahrten und den Orteinfallstraßen, zum Beispiel von Pinneberg und Norderstedt mit längeren Schlangen als üblich an den Ampeln. Im Schnitt dauerte die Fahrt mit dem Auto nach Hamburg mindestens 15 Minuten länger als gewöhnlich.

Flughafen Hamburg: Keine Starts, womöglich gestrichene Landungen

Am Hamburger Flughafen wurden alle 147 Abflüge gestrichen. Dies betraf rund 35.000 Passagiere. Grund für den Komplettausfall war die Sicherheitskontrolle. Diese wurde bestreikt, wodurch die Passagiere die Kontrolle nicht durchlaufen konnte. Betroffene Passagiere wurden gebeten, Kontakt zu ihrer Fluggesellschaft aufzunehmen und nicht zum Flughafen zu kommen. Fluggäste können sich über den Status ihres Fluges auf der Webseite des Flughafens auf dem Laufenden halten.

Notbetrieb im Elbtunnel

Trotz eines Streiks bei der Autobahn GmbH blieb der Elbtunnel befahrbar. Nach einer Entscheidung des Hamburger Landesarbeitsgerichts vom Sonntag gab es einen Notbetrieb in der Tunnelbetriebszentrale, von der aus auch fünf weitere Straßentunnel in Hamburg gesteuert und überwacht werden. Ursprünglich hatte ver.di mitgeteilt, dass wegen des bundesweiten Warnstreiks nur eine der vier Röhren frei sein sollte.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 27.03.2023 | 19:00 Uhr

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