Stand: 22.08.2019 05:00 Uhr

Seebataillonschef Meißel: "Gute Leute suchen wir immer"

Als Kommandeur des Seebataillons Eckernförde hat Fregattenkapitän Axel Meißel die Entwicklung der Einheit in den vergangen Jahren vorangetrieben. Jetzt bildet der Verband auch aus: Nachdem im April 2019 die Ausbildungskompanie 1 in Dienst gestellt wurde, kommt im Oktober eine zweite dazu. Auch die Ausrüstung für das Seebataillon soll verbessert werden - unter anderem stehen wendige Kampfboote auf der Einkaufsliste. Im Interview spricht Meißel über neue Aufgaben, die Ausstattung und den Nachwuchs.

Welche Aufgaben hat das Seebataillon?

Axel Meißel: Aufgestellt ist das Seebataillon aus verschiedenen Fähigkeiten, die wir zusammengeführt haben - durch die Integration von Kräften, die ehemals dem SEKM (Spezialisierte Einsatzkräfte Marine, Anm. d. Red.) und den Marineschutzkräften angehörten. Wir haben bisher wirklich Fortschritte gemacht - insofern, dass wir neue Fähigkeiten aufgebaut haben. Außerdem konnten wir die Fähigkeiten, die wir hatten, mit vernünftigen Grundlagen hinterlegen. Derzeit arbeiten wir daran, dass neue Personal auszubilden, um dann zukünftig die weiteren Aufgaben wahrnehmen zu können.

Wie ist das Seebataillon gegliedert?

Meißel: Das Seebataillon wurde mit einem Ausbildungszentrum aufgestellt. Das haben wir im Grunde zweigeteilt. Zum einen die Ausbildungskompanie 1, die zum 1. April aufgestellt wurde. Sie hat als Schwerpunkt die "grünen Kräfte" (Marineinfanterie, Anm. d. Red.) und gegenwärtig etwa 200 Lehrgangsteilnehmer. Das heißt, wir haben da genug zu tun.

Die Ausbildungskompanie 2, die zum 1. Oktober dieses Jahres organisatorisch aufgestellt wird, umfasst dann alles, was "blaue" Ausbildung ist - das heißt Minentaucher, Bootsausbildung, Sprengausbildung und Ähnliches. Das sind die gesicherten strukturellen Veränderungen. Weitere große strukturelle Veränderungen erwarte ich nicht. Wir haben die Grundlagen geschaffen, die wir jetzt erst mal mit Leben füllen müssen.

Gibt es eine strenge Aufgabenteilung zwischen den Teileinheiten, zum Beispiel den Bordeinsatzkompanien und der Küsteneinsatzkompanie?

Meißel: Die Küsteneinsatzkompanie ist eine ungewöhnlich große Kompanie, die zahlreiche Aufgaben wahrnimmt. Einige dieser Aufgaben können und werden auch bereits durch die Bordeinsatzkompanien wahrgenommen. Wir haben zum Beispiel ein Hafensicherungselement, das jetzt aus der Bordeinsatzkompanie gestellt wird und gerade auf Zypern im Dienst ist.

Müssen dann auch die Fähigkeiten für die Aufgaben angepasst werden?

Meißel: Sicherlich. Ob man dafür die Kompanie umstrukturieren muss, ist eine andere Frage. Wir müssen uns eher umstrukturieren, weil wir neue Waffensysteme aufnehmen. Wir bekommen zum Beispiel Flugkörper und Mörser ins Bataillon. Dafür müssen wir uns strukturell etwas ändern. Eine größere strukturelle Änderung des Seebataillons würde jedoch nur erfolgen, wenn der Auftrag des Seebataillons anpasst wird. Darüber wird gegenwärtig nachgedacht.

Wie steht es um die Ausstattung des Seebataillons?

Meißel: Die Materiallage ist bei uns erst mal grundsätzlich sehr gut. Wir sind in der Lage, mit jeder Menge Material unsere Soldaten hervorragend für Ausbildung und Einsatz auszurüsten. Im Rahmen unserer Aufträge ist es notwendig, auch weiteres Material hinzuzufügen. Dazu gehören zum Beispiel Kampfboote, die kommen werden. Es ist auch ein Schwerpunkt des Inspekteurs der Marine, dass diese Kampfboote beschafft werden. Ich kann sagen, wann die da sein werden. Es gibt Beschaffungsprozesse, auf die ich keinen Einfluss habe. Ich hoffe, dass sie sehr bald kommen.

Wie werden die Kampfboote eingesetzt?

Meißel: Diese Kampfboote sind multifunktional nutzbar. Wir haben konkrete Aufträge für diese Kampfboote, unter anderem im Rahmen Hafenschutz. Das heißt: Wenn sie einen Hafen absichern und schützen wollen, müssen sie auch außerhalb der Pier sicherstellen, dass niemand an den Hafen heranfährt. Sie fangen ja auch nicht erst an, sich zu verteidigen, wenn jemand klingelt.

Wie kommen die Kampfboote bei amphibischen Operationen zum Einsatz?

Fregattenkapitän Axel Meißel © Bundesministerium der Verteidigung
Fregattenkapitän Axel Meißel ist Kommandeur des Seebataillons.

Im Rahmen amphibischer Operationen sind diese Boote nutzbar, um zum Beispiel einen Halbzug irgendwohin zu verbringen - schnell und relativ abgesetzt, so dass man auf Bedrohungen reagieren kann, die man in diesem Bereich hat. Oder um eine Landung zu unterstützen - wobei Landung jetzt in dem Fall nicht bedeuten muss, dass man mit riesengroßen Truppenteilen irgendwo hinkommt.

Hat das Seebataillon Nachwuchssorgen?

Meißel: Gute Leute suchen wir immer. Die Bewerberlage ist aber grundsätzlich gut - überraschend gut, möchte ich fast sagen, weil wir damit etwas gegen den Trend laufen. Wir haben sehr, sehr viele völlig verschiedene Aufgaben im Seebataillon. Ich denke, das ist auch bekannt. Daher treffen sehr viele Menschen bei uns ein, die sich dieser Aufgabe stellen wollen. Nicht alle bringen tatsächlich dann die Voraussetzungen mit.

Welche Voraussetzungen sind denn vonnöten?

Vor allem die körperlichen Voraussetzungen sind anspruchsvoll - zum Beispiel, wenn man sich mit den Händen allein gesichert aus dem Hubschrauber abropen (abseilen, Anm. d. Red.) muss. Die Sicherung ist die Hand. Dann muss man sicherstellen, dass der Soldat dazu in der Lage ist, um sich nicht selbst zu verletzen. Zugleich sind wir aber sehr gewissenhaft in der Vorauswahl unserer Leute. Wenn jemand die Chance hat, das Ziel zu erreichen, dann trainieren wir ihn dorthin.

Das Interview führte Sebastian Baak, NDR Schleswig-Holstein.

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Ein Mann des Seebataillon sitzt mit anderen Soldaten in einem Schlauchboot und gibt ein Handzeichen. © Presse- und Informationszentrum Marine Foto: Presse- und Informationszentrum Marine

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 22.08.2019 | 08:00 Uhr

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