Stand: 07.07.2020 16:40 Uhr

Scheuer eröffnet Anlage für Wasserstoffproduktion

Die Gemeinde Bosbüll (Kreis Nordfriesland) geht in Sachen Energie künftig neue Wege. Am Dienstag ist dort eine neue Wasserstoffproduktionsanlage in Betrieb genommen worden. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) kamen zum Startschuss nach Nordfriesland. Hier könne man sehen, wie die Wasserstoffstrategie perfekt umgesetzt werde - von der grünen Erzeugung mit Windkraft bis zur Erschließung umfassender Infrastruktur, sagte Scheuer. Und Albrecht betonte, in Bosbüll werde für eine ganze Region Pionierarbeit geleistet: "Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für die Energiewende."

Acht Millionen Euro Förderung vom Bund

Um den Energieträger zu erzeugen, also Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten, muss zunächst jede Menge Energie eingesetzt werden. Geschieht dies ausschließlich mit Strom aus Wind- oder Sonnenkraft, spricht man von "grünem" Wasserstoff. Das Projekt wird mit rund acht Millionen Euro an Bundesmitteln gefördert. Nach Angaben des Initiators GP Joule handelt es sich in Bosbüll um das größte deutsche Wasserstoffmobilitätsprojekt. Insgesamt sind 20 Gesellschafter aus der Region daran beteiligt.

Bundesregierung legt Wasserstoffstrategie verspätet vor

Im Juni hatte die Bundesregierung mit einem guten halben Jahr Verspätung ihre Wasserstoffstrategie vorgelegt. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will Deutschland zur Nummer eins bei den Wasserstofftechnologien machen. Die Strategie sieht zusätzlich zu laufenden Förderprogrammen sieben Milliarden Euro dafür vor, dass sich die Technologie am Markt durchsetzt, und weitere zwei Milliarden Euro für internationale Partnerschaften.

Der Einsatz des Energieträgers, der als unverzichtbar zum Erreichen der Klimaschutzziele gilt, soll neben der Industrie auch im Verkehr gefördert werden. Die Produktionsanlage in Bosbüll soll beispielsweise auch zwei Wasserstofftankstellen beliefern. Zusätzlich sollen zwei Wasserstoffbusse als Verbraucher angeschafft werden und im ÖPNV eingesetzt werden.

CO2-freier Wasserstoff ist noch nicht wirtschaftlich

Kritiker wie die Sprecherin für Energiewirtschaft der Grünen-Bundestagsfraktion, Ingrid Nestle, halten der Bundesregierung vor, "mit großem Tamtam auf Wasserstoff" zu setzen, "ohne zu erklären, wo der erneuerbare Strom herkommen soll, den man braucht, damit Wasserstoff klimafreundlich wird". CO2-freier Wasserstoff ist derzeit noch nicht wirtschaftlich.

Wenn in diesen Tagen Windstrom genutzt wird, um Wasserstoff durch Elektrolyse zu erzeugen, müssen die Produzenten den Strom oft regulär einkaufen und EEG-Umlage dafür zahlen. So wird der umweltfreundlich erzeugte Wasserstoff teurer als der mit konventionellen Stromarten produzierte. Kritiker fordern den Entfall der EEG-Umlage.

Abwärme wird in regionales Fernwärmenetz eingespeist

Für die Anlage in Bosbüll investierten die Projektpartner nach eigenen Angaben in weitere Wärmetechnik, die ebenfalls ausschließlich mit Strom von Windenergie- und Photovoltaikanlagen betrieben wird, deren EEG-Förderung ausläuft. Auch die Abwärme, die bei der Herstellung des Wasserstoffs entsteht, soll nicht verloren gehen. Sie wird in ein regionales Fernwärmenetz gespeist. Ab Ende des Jahres werden 25 Wohnhäuser und ein großer Schweinestall beliefert. Später sollen noch weitere Häuser angeschlossen werden.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 07.07.2020 | 17:00 Uhr

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