Gewalt gegen Frauen: Beratungsstellen in SH melden Zunahme
Auffällig viele Frauen wenden sich in jüngster Zeit an die Beratungsstellen in Schleswig-Holstein. Auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein berichten viele von psychischer und physischer Gewalt gegen Frauen.
Die Landesregierung hatte sich in dieser Woche darauf verständigt, mehr für den Schutz von Frauen gegen Gewalt zu tun. Dazu soll nach Angaben des Innenministeriums der Datenaustausch zwischen Polizei und Hilfsorganisationen erleichtert werden. Das ist offenbar auch dringend nötig, denn laut Landeskriminalamt Schleswig-Holstein gab es in den vergangenen Monaten deutlich mehr Fälle von häuslicher Gewalt.
Mehr Opfer beim Frauennotruf Lübeck
Nach zwei Jahren Pandemie würden die Nerven zu Hause vielfach blank liegen, berichten die Beratungsstellen in Schleswig-Holstein. Homeoffice, Stress mit der Kinderbetreuung, eingeschränkte Freizeitangebote - Spannungen seien da nur schwer abzubauen und würden sich in den eigenen vier Wänden schnell entladen, heißt es vom Frauennotruf Lübeck. Hier haben im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Frauen Hilfe gesucht als noch vor Corona. Der Lübecker Frauennotruf kümmert sich in normalen Zeiten um etwa 500 Frauen - nun sind es deutlich mehr. Dabei geht es sowohl um psychische als auch um körperliche Gewalt.
Betroffene Frau: "Er zeigte gar keine Reue mehr"
Ein Beispiel aus Lübeck: Eine Frau berichtet, dass ihr Partner mit der Zeit immer aggressiver wurde. Der Mann, der seine Ausbildung per "Homeschooling" von zu Hause aus absolvieren musste, wurde gewalttätig. "Er hat mich gepackt, richtig geschüttelt und hat mir mit voller Wucht den Ellenbogen ins Auge reingepackt nach der Diskussion, weil ich da eine andere Meinung hatte. Und da ist mir aufgefallen, dass er da auch schon keine Reue mehr zeigte, keinen Respekt, gar nichts, keine Entschuldigung, die gab es da nicht." So berichtet die Frau, deren Name unbekannt bleiben soll.
Innenministerin: Betroffene Frauen sollten sich Hilfe suchen
"Der Stress, der nimmt zu", sagt Catharina Strutz-Hauch vom Frauennotruf Lübeck. "Wenn Frauen zu uns kommen, geht es ihnen nicht gut. Sie sind voller Sorgen, sie haben Angst, sie wissen nicht, wie es weitergehen soll." Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ruft Opfer von Gewalt dazu auf, sich Hilfe zu suchen. Polizei und Beratungsstellen würden jeder betroffenen Frau zur Verfügung stehen - auch während der Pandemie, betont die Ministerin. Wer "Frauennotruf SH" googelt, findet sofort viele Adressen und Telefonnummern im Land.
