Diese Themen hinterlässt Karin Prien

Noch ist nicht klar, wer künftig an der Spitze des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums steht - aber ihre oder seine Aufgabenliste ist schon jetzt lang.

von Constantin Gill

Wer auf Karin Prien folgt, wird nicht nur den leeren Schreibtisch vorfinden, den die Ministerin vergangene Woche bei X präsentiert hat. Sondern auch eine ziemlich lange To-Do-Liste. Prien selbst hatte gesagt, ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin werde "viel zu tun haben, aber auch eine gute Vorbereitung vorfinden."

Die SPD-Fraktion dagegen wünscht sich zum Wechsel an der Spitze des Ministeriums einen "Neustart" in der Bildungspolitik. Egal, wie man die Arbeit Priens nun bewertet - Baustellen für den nächsten Minister oder die nächste Ministerin gibt es diverse:

Unterrichtsversorgung:

Am Tag Ihrer Verabschiedung hat Prien die Zahl der Lehrkräftestellen fürs kommende Schuljahr bekannt gegeben. Daraus ergibt sich eine Unterrichtsversorgung von 100 Prozent oder - etwa an den Grundschulen - etwas mehr, nämlich 102 Prozent. Dennoch sieht etwa die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein einen "riesigen Handlungsbedarf" bei diesem Thema, denn in der Realität sei die Unterrichtsversorgung geringer.

Kerstin Quellmann von der GEW © NDR Foto: NDR Screenshot
Kerstin Quellmann von der GEW Schleswig-Holstein sieht bei der Unterrichtsversorgung einen "riesigen Handlungsbedarf."

Auch FDP und SPD weisen darauf hin, dass Lehrkräfte, die krank sind oder eine Fortbildung machen, nicht in der Statistik auftauchen und sprechen von "Augenwischerei."

Mehr besser ausgebildete Fachkräfte:

Seit 2022 gibt es in Schleswig-Holstein die "Allianz für Lehrkräftebildung" - ein Expertengremium, das das Ministerium dabei berät, Lehrkräfte besser auszubilden und mehr Menschen für den Beruf zu begeistern. Der Kieler Bildungsforscher Professor Olaf Köller wünscht sich, dass die angedachten Programme jetzt "auch wirklich in die Universitäten kommen."

Man sei bei den Zielen der Allianz zwar "auf einem gewissen Wege, aber bei weitem nicht dort angekommen, dass es wirklich in den Schulen absehbar besser wird." Da müsse man noch "nachlegen", so Köller.

Ein Mann steht vor einer Bücherwand, es ist Olaf Köller, Bildungsforscher © NDR Foto: NDR Screenshot
Bildungsforscher Olaf Köller will "nachlegen" bei der Lehrkräftebildung.

Die Arbeit der Allianz solle "unbedingt fortgesetzt werden", findet auch Claudia Pick, Vorsitzende des Landeselternbeirats der Gymnasien.

Ganztagsausbau:

Die neuen rechtlichen Grundlagen für die Ganztagsbetreuung sollen laut Prien zum neuen Schuljahr in Kraft treten können. Ihr Konzept hatte sie Ende März im Landtag vorgestellt. Oppositionskritik inklusive. Über die Details des Ganztagsausbaus läuft derzeit die Anhörung.

Die Kommunen fürchten, dass der Ausbau an der Finanzierung scheitern könnte, weil der Fördertopf leer ist und viele Projekte nicht umgesetzt werden könnten.

Lesen, schreiben, rechnen

Die schlechten Ergebnisse der Schulkinder in Schleswig-Holstein bei den "basalen Kompetenzen" sorgen für Handlungsbedarf. Bei der Vorstellung ihres Handlungsplans im Sommer 2023 hatte Prien schon angekündigt, dass es bis zur Trendwende lange dauern könnte - sie sprach damals von einem "Marathonlauf."

Der dürfte auch Priens Nachfolgerin oder Nachfolger in Atem halten.

Bildungsgerechtigkeit

Auch hier sehen Studien Nachholbedarf in Schleswig-Holstein. Neben dem Ganztagsausbau soll hier vor allem das Perspektivschulen-Programm helfen, bei dem Schulen in einem belasteten Umfeld zusätzliche Fördermittel bekommen.

Bildungsforscher Olaf Köller lobt das Projekt, das Prien neben anderen strukturellen Veränderungen auf den Weg gebracht habe. Jetzt gehe es darum, diese Projekte "auf die Straße zu bringen." So müsse sichergestellt werden, dass benachteiligte Schulkinder in Zukunft auch wirklich mehr lernen.

Und, und, und...

Dazu kommen diverse andere Themen: Der Übergang von der Kita in die Schule etwa, oder von der Schule in den Beruf. Das Bildungsministerium nennt außerdem die Themen "datengestützte Qualitätsentwicklung" oder die Begleitung von Bundesprogrammen wie dem Digitalpakt 2.0, sowie Regeln für die private Smartphone-Nutzung.

Und damit sind die Bereiche Wissenschaft, Forschung und Kultur, die ebenfalls zum Ministerium gehören, noch nicht einmal berücksichtigt.

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