Kunst im Gefängnis: Reihe "Arti.G" in Vechta endet
125 Ausstellungen hat es im Frauengefängnis in Vechta in den vergangenen Jahren gegeben - auch von Insassinnen. Kurz vor Weihnachten endet nun die Reihe "Arti.G." - Kunst im Gefängnis. Ein Rückblick.
Es ist nicht ganz einfach, die Skulpturen und Bilder der Ausstellungsreihe "Arti.G." zu sehen. Man muss sich anmelden, beim Eintritt das Handy abgeben, man braucht einen Personalausweis und einen gültigen Corona-Impfschutz - und jemanden mit einem passenden Schlüssel. Diesen besitzt zum Beispiel Petra Huckemeyer. Sie ist die stellvertretende Anstaltsleiterin und hat die Ausstellungsreihe seit dem Beginn 1993 geformt und begleitet. Es habe damals die Frage gegeben, was mit dem Flur im Gefängnis passieren soll, erinnert sich Huckemeyer. "Da habe ich gleich gesagt, hier müssen Bilder an die Wand."
Auch inhaftierte Frauen konnten Werke zeigen
Doch infrage kamen damals nicht beliebige Kalenderbilder, stattdessen sollten es wechselnde Kunstwerke sein, verbunden mit dem Gedanken, das Gefängnis zu öffnen - für Kunstschaffende und Besucher. Es hätten sich dann Kontakte zu Künstlerinnen und Künstlern ergeben, die nicht nur ihre Werke im Gefängnis zeigen, sondern auch mit den inhaftierten Frauen arbeiten wollten, sagt Huckemeyer. So kamen nicht nur Bilder von außen in die Anstalt, auch die Frauen konnten ihre Werke der Öffentlichkeit zeigen. Mittlerweile gebe es sogar eine Kunstherapeutin in der Anstalt. Die Kunst sei angekommen.
Frauen habe jede fünfte Ausstellung gestaltet
Allerdings war der Anfang - wie so oft - schwer: Sie habe anfangs viele Klinken putzen müssen, um Kunstschaffende für das Projekt zu interessieren. Das habe sich dann aber gewandelt, erzählt die Initiatorin. Aber auch hinter den Gefängnismauern konnte nicht jeder sofort etwas mit der Initiative anfangen. Einige Werke seien zunächst befremdlich gewesen. Die Inhaftierten selbst konnten jede fünfte Ausstellung gestalten - auch ihnen wurde nicht vorgeschrieben, wie sie ein Thema umsetzen.
Ausstellung noch bis 23. Dezember zu sehen
Dennoch macht die Initiatorin der Reihe jetzt Schluss - und das liege nicht nur an ihrem Alter, sagt die 63-Jährige. "Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Und wenn ich auf diese 125 'Arti.G.'-Ausstellungen gucke, dann haben wir ganz viel zeigen können, ganz viel bewegen können und ganz viel gestaltet."
Auch wenn die Zukunft der Kunst im Gefängnis unsicher ist, bei einem Punkt ist sich Huckemeyer ganz sicher: Kahle Flure, wie zu Beginn ihrer Zeit in Vechta, wird es im Frauengefängnis wohl nicht mehr geben. Die aktuelle Schau ist noch bis zum 23. Dezember zu sehen - nach Anmeldung.
