Die "Gorck Fock" auf dem Meer. © Klaus Hachmeister Foto: Klaus Hachmeister

"Gorch Fock": Zwei Ex-Werftchefs wegen schweren Betrugs angeklagt

Stand: 02.09.2022 13:57 Uhr

Im Streit um die Sanierung des Segelschulschiffs "Gorch Fock" der Marine sind zwei ehemalige Manager der Elsflether Werft wegen gewerbsmäßigen Betrugs in besonders schwerem Fall angeklagt worden.

Die beiden Männer sollen zwischen 2014 und 2018 dafür verantwortlich gewesen sein, dass Leistungen von Subunternehmen bei der Elsflether Werft "systematisch" falsch beim Marinearsenal in Wilhelmshaven abgerechnet wurden, teilte die Staatsanwaltschaft Osnabrück am Freitag mit. Durch das Geschäftsgebaren der Werft soll der Marine ein Schaden von rund 7,2 Millionen Euro entstanden sein. Im Falle einer Verurteilung drohen den beiden Männern Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

Staatsanwaltschaft zweifelt elf Projekte der Werft an

Beim Reparieren von elf Schiffen für die Marine hätten die beiden Männer ihre Mitarbeiter angewiesen, bei Subunternehmen Rabatte rauszuschlagen. In der Regel 15 Prozent, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Doch diese Rabatte tauchten nicht auf offiziellen Rechnungen auf. Die Angeklagten sollen das Geld in die eigenen Taschen umgelenkt haben. Pro repariertem Schiff zwischen 48.000 und 1,6 Millionen Euro. Die Betrugssumme beim Umbau der "Gorch Fock" beziffern die Ermittler mit rund 250.000 Euro. Die Instandsetzung des Marineseglers "Gorch Fock" war über die Jahre immer teurer geworden. Am Ende kostete sie 135 Millionen Euro. Ursprünglich waren nur zehn Millionen Euro veranschlagt worden.

Schadenersatz: Auch der Bund klagt gegen die Ex-Manager

Einer der beiden Vorstände sei bei dieser Rabatt-Masche der Antreiber gewesen, der andere habe davon gewusst, es gedeckt und nichts dagegen unternommen, so der Vorwurf. Gegen den einstigen Vorstand der Elsflether Werft läuft zudem ein zivilrechtlicher Prozess. Darin fordert der Bund Schadenersatz. Das Verteidigungsministerium hatte die ehemaligen Geschäftsführer verklagt. In diesem zivilrechtlichen Prozess geht es darum, wer wie viel Geld zurückzahlen muss. Der strafrechtliche Prozess, in dem nun Anklage erhoben wurde, befasst sich nicht mit Rückzahlungen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem NDR in Niedersachsen am Freitag sagte.

Subunternehmer der Werft bereits verurteilt

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt bereits seit mehreren Jahren gegen die Ex-Manager der Werft. Im Februar dieses Jahres war einer der beteiligten Subunternehmer zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Elsflether Werft AG war Hauptauftragnehmerin bei der Sanierung der "Gorch Fock". Sie hatte im Februar 2019 Insolvenz angemeldet. Fertiggestellt wurde das Schiff dann in Bremen bei der Lürssen-Werft.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 02.09.2022 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Nach einem Unfall in Haselünne (Landkreis Emsland) steht ein stark beschädigtes Auto auf der Straße. © Nord-West-Media TV

Frontalzusammenstoß mit Lkw: Autofahrer lebensgefährlich verletzt

Auf der B402 bei Haselünne geriet der 44-Jährige in den Gegenverkehr. Die Bundesstraße war über Stunden gesperrt. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen