Trotz Gewinnen: EWE hält an Antrag auf Gasumlage fest
Der Oldenburger Energieversorger EWE will seinen Antrag auf eine Zahlung von 30 Millionen Euro aus der Gasumlage nicht zurückziehen - obwohl das Unternehmen 2021 seinen Gewinn verdoppelt hatte.
Bisher bezog die EWE lediglich rund 1,5 Prozent des Gases über eine russische Gazprom-Tochter. Weil diese nicht mehr liefert, muss die EWE den Anteil an anderer Stelle für den zehnfachen Preis einkaufen. Deshalb hat der Oldenburger Energieversorger mehr als 30 Millionen Euro aus der Gasumlage beantragt. Dafür hagelt es Kritik. So forderte etwa der CDU-Kreisverband Friesland das Energieunternehmen auf, den Antrag zurückzuziehen. Die EWE hält aber bis auf Weiteres daran fest.
EWE verweist auf geltende Gesetze und Regeln
Das Unternehmen richte sich an den bestehenden Gesetzen und Regeln aus, sagte ein EWE-Sprecher dem NDR in Niedersachsen. Er verwies darauf, dass die EWE die Hälfte der Verluste durch den teureren Gas-Einkauf selbst trage. Sollte die Bundesregierung die Gasbeschaffungsumlage nachträglich enger fassen, werde die EWE es akzeptieren, wenn sich das auf den Antrag auswirkt, so der Sprecher. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte auf Anfrage von NDR Info, dass ein Gleichbehandlungsgrundsatz gilt. Im Kriterienkatalog zum Antrag auf Gasumlage steht auch nicht, dass sich ein Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage befinden oder Insolvenz beantragt haben muss, um die Zahlung beantragen zu können.
SPD-Idee: Wer Gasumlage erhält, darf keine Dividende zahlen
So ist die EWE bundesweit auch nicht die einzige wirtschaftlich gesunde Gashändlerin, die einen Antrag auf Zuschuss aus der Gasumlage stellt. Deshalb regte die SPD-Bundestagsfraktion jetzt an, dass Energiekonzerne, die von der Gasumlage profitieren wollen, weder Dividenden noch Boni auszahlen dürfen. Das würde im Fall der EWE 21 Kommunen im Nordwesten Niedersachsens, denen das Unternehmen zu drei Vierteln gehört, hart treffen. Denn in diesem Jahr hatten die Kommunen rund 62 Millionen Euro Dividende von der EWE erhalten.
Wegfall der Dividende: Große Löcher in kommunalen Haushalten
Würden nun keine Dividenden mehr ausgezahlt, würde das laut EWE-Verbandschef Herbert Winkel Löcher in die kommunalen Haushalte reißen. Der ehemalige Landrat von Vechta sieht die EWE nicht als Trittbrettfahrerin. Der Bundeswirtschaftsminister ermögliche es der EWE, die Gasumlage zu beantragen - und dann sei das Unternehmen wirtschaftlich dazu verpflichtet, diesen Antrag zu stellen. Er habe aber großes Verständnis dafür, wenn die Gasumlage noch einmal überarbeitet würde, so Winkel. Die EWE sei kein notleidendes Unternehmen. Die Idee der Bundesregierung hinter der Gasumlage war, notleidenden Versorgern zu helfen, die wegen der steigenden Preise ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können.