Nordsee-Erdgas: Althusmann informiert Kabinett über Pläne
Die niedersächsische Landesregierung treibt das Thema Erdgasförderung im Wattenmeer voran. Wie die Staatskanzlei am Dienstag mitteilte, hat sich das Land entsprechende Rechte gesichert.
Demnach könnten ein niederländisches und zwei deutsche Unternehmen im Nationalpark Wattenmeer vor Borkum ab Ende 2024 jährlich zwei bis vier Milliarden Kubikmeter fördern. Das auf deutschem Gebiet geförderte Erdgas solle dem deutschen Markt zur Verfügung gestellt werden, sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) vor dem Kabinett. Die Landesregierung machte zur Bedingung, dass der Schutz der Inseln und des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer gewährleistet sein muss. Außerdem dürfe im Wattenmeer nur so lange gefördert werden, wie ein einheimischer Bedarf nach Erdgas besteht.
Ukraine-Krieg führt zu Umdenken in Niedersachsen
Damit ist das Land von seiner ursprünglichen Position abgerückt, keine Bohrungen in der Nordsee zuzulassen. Noch im Sommer 2021 hatte sich die rot-schwarze Landesregierung mit den Grünen in einem Landtagsbeschluss dagegen ausgesprochen. Der Krieg in der Ukraine und die Abhängigkeit von russischem Erdgas haben nun aber zu einem Umdenken geführt, über das im Kabinett laut Staatskanzlei "Einvernehmen" besteht. "Der Angriffskrieg Russlands hat gezeigt, dass wir unsere Energieversorgung auf völlig neue Füße stellen müssen", sagte Wirtschaftsminister Althusmann. "Im Moment zählt jedes Molekül, wenn man auf den deutschen Gasverbrauch von etwa 90 Milliarden Kubikmeter blickt, von denen etwa 55 Milliarden Kubikmeter aus Russland importiert werden." Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) sagte: "Wir brauchen jetzt zügige, kluge Lösungen, wie wir in den nächsten Jahren unabhängig werden vom russischen Gas."
Niedersachsen hat große Erdgas-Vorkommen
Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie kann nach einem Planfeststellungsverfahren die Genehmigung für Erdgasbohrungen erteilen. Dem LBEG werden umfassende Kontrollmöglichkeiten eingeräumt, so Althusmann. "Neben unseren energiepolitischen Zielen werden damit die örtlichen Umwelt- und die niedersächsischen Klimaschutzaspekte berücksichtigt." Derzeit benötige Deutschland im Jahr rund 90 Milliarden Kubikmetern Gas. 55 Milliarden Kubikmeter kommen demnach aus Russland. Von den 43 Milliarden Kubikmetern, die in Deutschland verfügbar sind, kommen 42,8 Milliarden der Staatskanzlei zufolge aus Niedersachsen. Naturschutzverbände fürchten Umweltschäden durch die Gasförderung.