Ein Opfer von sexualisierter Gewalt steht hinter einem Vorhang. © picture alliance/dpa/Ole Spata Foto: Ole Spata

Münsters Weihbischof Theising: Missbrauch war allgemein bekannt

Stand: 17.06.2022 16:03 Uhr

Jahrzehntelang haben in Südoldenburg immer wieder Geistliche Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Nun hat sich Weihbischof Wilfried Theising gegenüber dem NDR Niedersachsen dazu geäußert.

Am Montag war eine Studie der Universität Münster vorgestellt worden, wonach 196 Kleriker aus dem Bistum Münster mehr als 600 Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Zum Bistum Münster gehören Teile des Oldenburger Landes wie Vechta, Cloppenburg, Friesoythe und Delmenhorst. Weihbischof Theising spricht nun von einem System des Vertuschens und des Verschweigens, das die katholische Kirche in den vergangenen Jahrzehnten betrieben hat. Nichts von dem, was in der Studie veröffentlicht wurde, streitet Theising ab.

Theising: Opfer konnten sich niemandem anvertrauen

Im Fall des Pastors Franz N. etwa sei es eindeutig falsch gewesen, ihn 1971 nach Delmenhorst zu versetzen, obwohl bekannt war, dass er Kinder sexuell missbrauchte. Theising sagt auch, dass es für die Opfer bis heute fürchterlich sei. Denn jahrzehntelang hätten sie sich niemandem anvertrauen können, unter anderem auch aus Angst, dass sie die katholische Kirche in ein schlechtes Licht rücken könnten.

Nachbar: Missbrauch durch Pfarrer im Dorf bekannt

Das bestätigt auch ein Nachbar des Beschuldigten Pfarrers Behrens in Neuscharrel im Oldenburger Münsterland. Behrens wird in der Studie vorgeworfen, sich in den 80er-Jahren an Kindern und Frauen vergangen zu haben. Der ehemalige Nachbar sagte dem NDR, dass seine Taten im Dorf bekannt gewesen seien. Er sei aber nun mal der Priester gewesen, deshalb hätte man im Dorf die Hand über ihn gehalten.

Theising selbst wusste von den Taten

Die beschuldigten Priester und auch die Mitwissenden sind inzwischen verstorben. Deshalb könne es für die Opfer keine Gerechtigkeit geben, sagt Weihbischof Theising. Die Taten seien zudem verjährt. Er habe schon vor der Studie von den Taten gewusst, deswegen habe er auch dazu gedrängt, das Ganze aufzuarbeiten. Dennoch sei er tief bestürzt, die Fälle so zusammengefasst noch einmal vor Augen gezeigt zu bekommen.

Bischof Genn räumt Fehler ein

Theising ist seit 2016 leitender katholischer Theologe des Bischöflich Münsterschen Offizialats mit Sitz in Vechta, das zum Bistum Münster gehört. Bischof des Bistums ist Felix Genn. Dieser räumte am Freitag eigene Fehler ein und kündigte Konsequenzen sowie Reformen an. Einen Rücktritt lehnte er ab. In der Studie wird dem Bischof ein zu wenig konsequenter Umgang mit Priestern vorgeworfen, die nach ihren Taten Reue gezeigt hatten. Genn sagte nun, er habe aber nichts vertuscht.

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Kreuz auf einem Wörterbuch mit dem Wort Missbrauch. © picture alliance / Bildagentur-online/Ohde Foto: Bildagentur-online/Ohde

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 17.06.2022 | 15:00 Uhr

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