Landwirte gegen Aldi: Streit um Butterpreis spitzt sich zu
Die Ankündigung von Aldi, den Preis pro Kilo Butter deutlich zu senken, hat massive Proteste von Landwirten ausgelöst. Unterstützung bekommen sie von Umweltminister Olaf Lies.
"Das ist eine Provokation", sagte Anthony Lee, Sprecher des Bündnisses "Land schafft Verbindung" zu NDR 1 Niedersachsen. Üblich wären zu Jahresbeginn bis zu 20 Cent weniger, nun seien es gleich 56 Cent - und das, obwohl auf dem Weltmarkt der Butterpreis sogar leicht steige. Aldi habe sein Versprechen gebrochen. Der Konzern habe nur das Weihnachts- und Silvestergeschäft retten wollen, so Lee weiter.
Lies spricht von völlig falschem Signal
Rückendeckung bekommen die Bauern vom niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies (SPD). Es sei das völlig falsche Signal, sagte Lies. "Wir waren uns einig, dass eine derartige Absenkung nicht erfolgen soll. Und jetzt müssen wir erleben, dass der Butterpreis doch ganz im Keller gelandet ist. So geht man mit den Landwirten nicht um." Hauptproblem ist aus seiner Sicht die Marktmacht der großen Lebensmittelkonzerne. "Wir brauchen dringend neue Spielregeln, die den Landwirt und den Erzeuger auf Augenhöhe mit dem Lebensmitteleinzelhandel bringen", so der Minister.
Widerspruch von Aldi
Aldi widersprach der Darstellung der Landwirte. Das Unternehmen zahle marktüblich und nicht die von den Landwirten zitierten 56 Cent weniger pro Kilo Butter, sagte ein Sprecher gegenüber NDR 1 Niedersachsen. Wie viel genau, wollte er aus Wettbewerbsgründen allerdings nicht sagen. Alle Discounter zahlten insgesamt nach den Festtagen weniger, betonte er. Die Preise orientierten sich dabei an den Angeboten der Molkereien.
"Nächstes Mal gleich zwei Wochen Lager blockieren"
Dass Aldi marktüblich zahle, sei glatt gelogen, konterte Lee. Der Preis liege mindestens 50 Prozent darunter. Die Landwirte werden das nicht auf sich sitzen lassen, kündigte Lee an. Man werde spontan entscheiden, ob man noch vor einem für kommende Woche angesetzten Termin mit Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) zu Aktionen aufrufe. Die Motivation sei jedenfalls da. "Das nächste Mal sollten die Bauern gleich zwei Wochen lang die Lager blockieren und nicht nur zwei Tage", sagte der Sprecher.
Zwei Großmolkereien haben Preis akzeptiert
Auch die Molkereien, die von der Konkurrenz unterboten wurden, ärgern sich über die Entscheidung von Aldi. Denn nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen haben sich zwei Großmolkereien aus Sachsen und Schleswig-Holstein bereit erklärt, dem Konzern die Butter trotz der Preissenkung zu liefern. Wer bei den Discountern nicht mitziehe, so der Chef einer norddeutschen Molkerei zum NDR, verliere von einem Tag auf den anderen seine Verträge. Um die Ware doch noch an den Markt zu bringen, müssten die Betriebe sie mitunter noch günstiger an die Lebensmittelindustrie verkaufen.
Otte-Kinast berät sich mit Bauern, Verarbeitern und Händlern
Wegen der andauernden Spannungen hatte Otte-Kinast im Dezember eine Videokonferenz mit Bauern, Verarbeitern und Händlern angesetzt. Bei dem Termin am 13. Januar gehe es darum, "Strategien für Gemüse, Milch und Fleisch" zu entwickeln, so die Ministerin.
