"Gorch Fock": Bund fordert Schadenersatz von Ex-Werft-Chefs
Nach dem Skandal rund um die Kostenexplosion bei der Sanierung der "Gorch Fock" fordert der Bund Schadenersatz. Das Verteidigungsministerium verklagt die Ex-Geschäftsführer der Elsflether Werft.
Das Landgericht Oldenburg hat bestätigt, dass eine entsprechende Klage eingegangen ist - und zwar bereits Ende Dezember. Über den Inhalt und die Höhe der Forderung machte ein Gerichtssprecher keine Angaben. Ihm zufolge wird die Klageschrift den Beklagten jetzt zugestellt. Danach werde voraussichtlich schriftlich verhandelt. Die Ex-Werft-Manager haben sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Vorwurf: Überhöhte Rechnungen gestellt
Die beiden ehemaligen Geschäftsführer der insolventen Elsflether Werft im Landkreis Wesermarsch sollen als Generalunternehmer dem Bund überhöhte Rechnungen für die Sanierung des Segelschulschiffs gestellt haben. Ursprünglich waren für die Instandsetzung des Dreimasters zehn Millionen Euro veranschlagt worden. Am Ende lagen die Kosten bei mehr als 135 Millionen Euro.
Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt wegen Bestechlichkeit
Darüber hinaus ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück bereits seit längerem gegen Ex-Manager der Werft. Es geht um den Verdacht der Vorteilsnahme und der Bestechlichkeit. Demnach sollen die beiden ehemaligen Werft-Chefs mehrere Millionen Euro aus dem Sanierungsprojekt abgezweigt und in andere Geschäfte gesteckt haben.
Ermittlungen könnten in diesem Jahr abgeschlossen werden
Insgesamt standen zwischenzeitlich fast 100 Personen im Fokus der Ermittler, darunter Mitarbeitende der Werft und diverse Subunternehmer. Unter anderem geht es um sogenannte Kick-Back-Geschäfte, also um zu hoch ausgestellte Rechnungen, bei denen illegale Zahlungen zurückfließen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die gesamten Ermittlungen in diesem Jahr abgeschlossen werden können.
"Gorch Fock" ist zurück im Heimathafen Kiel
2019 meldete die Elsflether Werft Insolvenz an. Die Bremer Lürssen-Werft kaufte das zahlungsunfähige Unternehmen und übernahm die noch ausstehenden Sanierungsarbeiten an dem Schiff. Das Bundeskartellamt hatte die Übernahme zuvor genehmigen müssen. Lürssen soll 3,6 Millionen Euro für den Kauf bezahlt haben. Aufgrund von Corona verzögerte sich die Auslieferung der "Gorch Fock". Am 30. September 2021 übergab die Werft schließlich das Segelschulschiff nach einigen Probefahrten an die Marine zurück. Am 4. Oktober legte die "Gorch Fock" im Heimathafen Kiel an.
