Truppenübungsplatz Bergen: Leben auf dem Militärgelände
Auf dem Truppenübungsplatz Bergen liegen die drei Ortschaften Oerbke, Wense und Ostenholz. Etwa 500 Menschen wohnen dort - direkt neben Panzerstraßen und Schießübungsplätzen.
In der Dorfmitte von Ostenholz steht eine kleine Fachwerk-Kirche. Rundherum verteilen sich alte Heidehöfe aus rotem Backstein. Dicke, knorrige Bäume mit ausladenden Kronen ragen am Wegrand in den Himmel. Schäfchenwolken ziehen vorüber. Plötzlich fallen Schüsse. "Das ist hier ganz normal", sagt Karl-Friedrich Körner schmunzelnd. Seit rund 30 Jahren lebt er in Ostenholz. "Früher hat man öfter die Schießübungen der Soldaten gehört. Mittlerweile ist es viel weniger geworden." Damals sind sogar Panzer durch den Ort gerollt, sodass Gläser in Küchenschränken geklirrt haben. "Mich stören die Schussgeräusche nicht. Vielleicht, weil ich mich daran gewöhnt habe. Das gehört zu Ostenholz dazu", meint Körner.
Bund verwaltet den Bezirk
Körner ist der Vorsitzende der Einwohnervertretung von Osterheide - eine Besonderheit, die es nur in dem gemeindefreien Bezirk gibt. Verwaltet wird der Bezirk nämlich von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Sie entsendet einen Ortsvorsteher, der ähnliche Aufgaben hat wie ein Bürgermeister. Die Einwohnervertretung dagegen wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern gewählt. "Ich möchte zusammen mit den Bürgern erreichen, dass unsere Dörfer wieder lebendiger werden. Ich wünsche mir, dass junge Familien hierher ziehen und wieder alle Häuser bewohnt werden", beschreibt Körner seine Vision für Ostenholz, Wense und Oerbke.
Erinnerungen an die Kult-Gaststätte von Ostenholz
Eine der etwa 200 Einwohnerinnen und Einwohner von Ostenholz ist Suse Lackner. Für sie ist das Leben auf dem Truppenübungsplatz normaler Alltag. Sie lebt gern hier, schätzt die Idylle und Ruhe auf dem Land. "Ein bisschen lebendiger könnte es in Ostenholz aber doch sein. So wie früher", sagt Lackner. Damals gab es einen Kaufmannsladen, eine Schule und vor allem: die Gaststätte und Kneipe "Onkel Nickel". Faschingsfeiern, Schützenfeste, Geburtstagsfeten - die Kultkneipe mitten in Ostenholz war der Treffpunkt für Ortsansässige und für Soldaten, die auf dem Truppenübungsplatz stationiert waren. "Englische und holländische Soldaten haben sich hier getroffen, Karten gespielt und Bier getrunken", erinnert sich Lackner. Ihre Eltern haben die Gaststätte betrieben, Suse hat schon als junges Mädchen mitgeholfen.
John Lennon zu Besuch in Gaststätte "Onkel Nickel"
Im September 1966 kam ein ganz besonderer Gast in den kleinen Heideort: John Lennon. Der Film "How I won the war" wurde unter anderem auf dem Truppenübungsplatz gedreht. Beatles-Sänger Lennon spielte in dem Film eine Nebenrolle. Für seinen Auftritt mussten die Haare abgeschnitten werden. Und das geschah in der Gaststätte "Onkel Nickel". Eine Infotafel neben der Kneipe erinnert heute an den berühmten Besucher.
Kindheit mit Soldaten

Zeiten, an die Suse Lackner gern zurückdenkt. Heute ist die Gaststätte geschlossen, die Schule ist außer Betrieb, einen Einkaufsladen gibt es nicht mehr. Zahlreiche Häuser stehen leer. Lackner ist in Ostenholz aufgewachsen und nie weggezogen. Schon ihre Kindheit war geprägt von dem Leben auf dem Truppenübungsplatz. "Als Kinder haben wir im Wald gespielt und sind herumgestrolcht. Da ist es schon mal passiert, dass getarnte Soldaten aus den Büschen gesprungen sind, weil die ein Manöver hatten", lacht die Ostenholzerin.
Alte Bauwerke und pure Natur
Renate Netter wohnt seit vier Jahren in Ostenholz, in der Dorfmitte direkt neben der Kirche. Die Architektin restauriert alte Gebäude. Gerade deshalb liegt ihr Ostenholz so am Herzen. Rund 200 Jahre alte Fachwerkhäuser stehen hier, einige unter Denkmalschutz. "Das ist unser kulturelles Erbe. Das ist niedersächsische Baukultur", schwärmt sie. Für Netter ist Ostenholz die Heide-Perle.
