Die angeklagten Eltern sitzen mit ihren Anwälten, Peter Jacobi und Alma Diepoldt in einem Saal im Landgericht in Verden. © NDR Foto: Maren Momsen

Tod einer Vierjährigen: Erster Prozesstag in Verden

Stand: 05.05.2022 20:01 Uhr

Vor dem Landgericht Verden hat am Donnerstag der Prozess gegen ein Elternpaar aus Scheeßel begonnen. Die Anklage wirft den beiden vor, für den Tod ihrer kleinen Tochter verantwortlich zu sein.

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen die 37-jährige Mutter und den 36 Jahre alten Vater lautet: Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen. Das Kind war mit einem sogenannten Wasserkopf zur Welt gekommen und hatte zur Behandlung einen Shunt implantiert - ein Schlauchsystem mit zwischengeschaltetem Ventil, damit das Hirnwasser abfließen kann. Den Ermittlungen zufolge starb die Vierjährige Ende August 2019, weil die Eltern zu spät einen Notarzt gerufen hatten. Die Obduktion ergab, dass der Shunt defekt war.

Angeklagte: Nichts Besorgniserregendes bemerkt

Zum Prozessauftakt berichtete die Mutter, dass das Mädchen vor seinem Tod sehr müde gewesen sei, sie aber nichts Besorgniserregendes bemerkt habe. "Da rechnet doch kein Mensch damit, dass das Kind abends dann nicht mehr wach wird", sagte die Angeklagte unter Tränen. Sie hätte alles für das Mädchen gemacht. Das sieht der Staatsanwalt anders: Er wirft den Eltern vor, sie hätten schon vormittags mit dem Mädchen zum Arzt fahren oder den Notarzt früher rufen müssen, um den Shunt kontrollieren zu lassen.

Notarzt: Es hätten alle Alarmlampen angehen müssen

Im Widerspruch zur Aussage der Mutter steht das Protokoll ihres Notrufes. Demnach sagte die Mutter damals am Telefon, dass ihre Tochter sich schon den ganzen Tag übergeben habe. Der vor Gericht befragte Notarzt sagte am Donnerstag, wenn ein Kind mit Shunt sich erbricht, müssten alle Alarmlampen angehen. Bei der Alarmierung der Rettungskräfte gab es dann laut dem Vorsitzenden Richter zusätzlich mehrere Probleme. So hing die Mutter zunächst in der Warteschleife, dann verfuhr sich der Wagen mit dem Notarzt und dieser soll zunächst den falschen Behandlungskoffer genommen haben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 05.05.2022 | 09:30 Uhr

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