Riesen-Baustelle: Sanierung der Decatur-Brücke im Zeitplan
In Maschen (Landkreis Harburg) befindet sich Europas größter Rangierbahnhof. Eine gut 750 Meter lange Brücke führt über die Gleise. Die Decatur-Brücke wird seit einem Jahr aufwendig saniert - ein Pilotprojekt.
Die größte Herausforderung seien die Bahngleise, erklärt Bauleiter Lucas Wehrmann. Etwa 60 Gleise verlaufen direkt unter der Brücke, die Züge fahren auch während der Bauarbeiten. Nur vereinzelt könnten Gleise für 24 Stunden gesperrt werden, sagt Wehrmann. "Wir wollen in der Bauweise den Güterverkehr nicht einschränken. Entgegen der herkömmlichen Bauweise können wir alle Arbeiten von oben ausführen", so der Bauleiter. Die Arbeitsweise sei einzigartig, die Baufirma Echterhoff habe sie deshalb patentieren lassen.
Projektleiter: Auch Kosten bleiben jetzt im Rahmen
Zum zweiten Mal führen Bau- und Projektleiter Interessierte über die Baustelle. Rund 50 Anwohnerinnen und Anwohner aus Seevetal sind am Freitag gekommen. Sie wollen sehen, wie weit die Arbeiten im ersten Bauabschnitt sind. "Wir sind voll im Plan, das kann ich sehr guten Gewissens sagen", erklärt Projektleiter Andreas Hein. Nicht nur die Zeit, auch die Kosten liegen demnach im Rahmen. Die Sanierung der Brücke soll rund 46 Millionen Euro kosten. 32 Millionen Euro übernimmt laut Gemeinde Seevetal das Land Niedersachsen. In der Planungsphase hatten unter anderem gestiegene Baupreise bereits für höhere Gesamtkosten des Projekts gesorgt.
Bahnhof Maschen nur schwer zu erreichen
Die Decatur-Brücke wurde in den 1970er-Jahren gebaut und ist nach Seevetals US-Partnerstadt Decatur benannt. Die Brücke ist eine wichtige Verbindung zum Bahnhof in Maschen. Seit September 2016 ist sie gesperrt. Der Grund: Die Bausubstanz reichte für Lkw mit höheren Achslasten nicht mehr aus. Auch die Fahrradwege der Brücke selbst waren zu schwer, erklärt Bauleiter Wehrmann. Im März 2024 hatte die Sanierung der Brücke begonnen. Kern der Arbeiten sei es, die Brücke leichter zu machen. Dazu werde unter anderem herkömmlicher Beton durch Leichtbeton ersetzt.
2027: Decatur-Brücke wird Umleitungsstrecke
Der erste Bauabschnitt ist etwa 460 Meter lang. Im Juli sollen die Arbeiten hier so gut wie abgeschlossen sein. Dann werde der Bauabschnitt verlegt auf das letzte Drittel der Brücke, welcher aktuell noch einspurig der Anfahrtsweg zum Rangierbahnhof ist. Laut Plan soll die Decatur-Brücke im Spätsommer 2026 fertig saniert sein, sagt Bauleiter Wehrmann. Dann könne der Verkehr auch wieder über die Brücke rollen. Spätestens im Frühjahr 2027 sei die wichtige Querverbindung auch wieder gefragt, sagt Projektleiter Hein. Die Autobahn GmbH will mehrere Brücken an der A1 sanieren. "Teilweise wird dann auch die fertige Decatur-Brücke für Baustellenverkehre genutzt werden müssen", so Hein.
Im Norden: Etwa jede achte Brücke in schlechtem Zustand
Der NDR hatte Anfang 2025 Daten über den Zustand von Straßen und Brücken in Niedersachsen erhoben - mit dem Ergebnis: Etwa zwölf Prozent der Brücken gelten als "nicht ausreichend" oder "ungenügend" und sind damit in einem schlechten Zustand. Gerade noch ausreichend ist der Zustand bei 33 Prozent der Bauwerke. Nur etwa sieben Prozent der Brücken in Niedersachsen sind in einem sehr guten Zustand.
In einer früheren Version hatten wir geschrieben, dass der Rangierbahnhof wegen der Arbeiten ab Anfang Juli 14 Tage lang gesperrt ist. Das war falsch: Der Anfahrtsweg zum Rangierbahnhof wird 14 Wochen lang gesperrt sein. Die Sperrung betrifft jedoch lediglich das Personal, das die Gebäude im Bahnhof erreichen muss. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
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