Zusammenarbeit mit Russland? MHH-Arzt weist Vorwürfe zurück

Stand: 14.02.2023 19:05 Uhr

Ein renommierter Herzchirurg der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) soll sich um ein russisches Stipendium beworben und dabei gegen Vorgaben im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg verstoßen haben.

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, soll Professor Axel Haverich in Russland eine Forschungsförderung von mehr als einer Million Euro beantragt haben. Dabei hatte der MHH-Präsident Michael Peter Manns am 2. März 2022 wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine in einem Schreiben dazu aufgerufen, die Kooperation mit Russland zu unterbrechen.

Haverich: Stipendium schon vor Kriegsausbruch beantragt

Professor Haverich weist die Kritik zurück. "Ich halte sie für nicht berechtigt und zwar deswegen, weil wir im Sommer letzten Jahres den Zuschlag für ein Forschungsprogramm bekommen haben, das wir vor Beginn des Krieges beantragt haben", sagte er dem NDR Niedersachsen. Der renommierte Herz-Lungen-Chirurg will in Russland die Gefäßverkalkung erforschen, weil dort besonders viele Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben. Seit 2017 habe es von russischer Seite Anfragen für ein Stipendium gegeben, so Haverich.

Professor will erst in der Rente forschen

Für ihn habe festgestanden, dass er erst dann forschen werde, wenn er die MHH im April verlässt und in Rente gehe, erklärte der Professor. "Ich bin derzeit geführt als externer Berater und da bin ich der Meinung, dass das vertretbar ist für die Dringlichkeit, mit der diese Forschung betrieben werden sollte." Geld nehme er keines, betonte Haverich.

MHH prüft möglichen Verstoß

Allerdings soll Haverich die MHH und das niedersächsische Wissenschaftsministerium nicht über sein Vorhaben informiert haben. Von der Kooperation erfuhren die MHH und das Land Niedersachsen wohl erst durch die Zeitungsrecherchen. Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) forderte, der Fall solle schnellstmöglich aufgeklärt werden. Die MHH prüft nach Angaben eines Sprechers, ob der Professor mit seinen Aktivitäten rund um die russische Förderung gegen Anweisungen verstoßen hat. Anschließend werde über eventuelle Konsequenzen entschieden.

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Hallo Niedersachsen | 14.02.2023 | 17:00 Uhr

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