Stand: 24.11.2019 16:39 Uhr
Positive Bilanz nach Protesten gegen NPD-Aufmarsch
Mehr als 7.000 Menschen haben am Sonnabend in Hannover gegen Bedrohungen und Einschüchterungsversuche durch Rechtsextreme demonstriert. Anlass war eine Kundgebung der NPD, an der rund 120 Personen teilnahmen. Sie richtete sich gegen namentlich genannte Journalisten, die kritisch über die rechte Szene berichtet hatten. Nach Angaben der Polizei verliefen die Versammlungen ohne größere Zwischenfälle. Wie ein Sprecher mitteilte, kam es lediglich in Einzelfällen zu kurzen Störungen, als einige Gegendemonstranten zum Aufzug der NPD gelangen wollten. Vier Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.
"Bunt statt braun": Hannover zeigt Flagge gegen NPD
Hallo Niedersachsen - 23.11.2019 19:30 Uhr
Rund 120 Neonazis haben sich in Hannover an einem NPD-Aufmarsch beteiligt. Mehr als 7.000 Gegendemonstranten zeigten unter dem Motto "bunt statt braun" Flagge gegen rechte Gewalt.
Deutliche Worte von Innenminister Pistorius
Bei der Abschlusskundgebung von "bunt statt braun" bekräftigte Hannovers neuer Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne), dass Antisemitismus und Rassismus keinen Platz in der Stadt hätten. Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und Vertreter der Kirchen meldeten sich zu Wort. "Es ist wunderbar, dass wir alle zusammenstehen gegen die rechten Hetzer und Verfassungsfeinde", sagte Pistorius. Die Gefahr sei, dass Demokratie von unten sterbe, wenn Journalisten an den Pranger gestellt und bedroht würden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) war ebenfalls unter den Teilnehmern.
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Die Bedrohung durch Rechte nimmt zu. Die Polizei Hannover hat mit dem Verbot der NPD-Demo ein richtiges Zeichen gesetzt, meint Stefan Schölermann - auch wenn das OVG es aufgehoben hat.
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Solidarität beim Journalistentag
Gleichzeitig äußerten mehrere Hundert Besucher des parallel stattfindenden Journalistentages in Dortmund ihre Unterstützung für die Gegendemonstranten: "Wir stellen uns solidarisch hinter die Kolleginnen und Kollegen, denen die NPD in Hannover den Schneid abkaufen will", so der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Stach.
Gericht kippt Demo-Verbot
Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg hatte am Freitagabend das NPD-Demoverbot der Polizeidirektion Hannover aufgehoben. Durch die Versammlung seien die öffentliche Sicherheit und die Pressefreiheit an sich nicht gefährdet, so die Richter. Einem angemeldeten Redner hatte die Polizei Hannover allerdings die Redeerlaubnis entzogen. Den Namen nannte sie mit Verweis auf Persönlichkeitsrechte nicht. "Die Beschränkung erfolgt, um eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abzuwehren", sagte eine Polizeisprecherin NDR.de.
Hannover geht gegen NPD-Demo auf die Straße
Mehrere Tausend Menschen gehen in Hannover für die Pressefreiheit und gegen einen NDP-Aufmarsch auf die Straße.
Beim NDR machen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf zur Gegen-Demo. Auch sie wollen Flagge zeigen für die Pressefreiheit. Die Beschäftigten des NDR sind solidarisch mit allen Kolleginnen und Kollegen, die von Neonazis eingeschüchtert werden sollen.
Die Kundgebung der NPD richtet sich gezielt gegen Journalisten.
Sie führt direkt am Landesfunkhaus Niedersachsen des NDR vorbei.
Eine Zufahrt zum Gelände des NDR Funkhauses wird von der Polizei mit einem Wasserwerfer bewacht.
Gegendemonstranten zeigen deutlich, was sie von dem NPD-Aufmarsch in Hannover halten ...
... Manche blockieren sogar die Route des NPD-Aufmarsches.
Nicht nur für Pressefreiheit, auch für eine offene, eben bunte Gesellschaft gehen die Menschen in Hannovers Innenstadt auf die Straße.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) schließt sich den Gegendemonstranten an.
Auch Hannovers neuer Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) spricht auf der Abschlusskundgebung am Aegidientorplatz.
Zuvor führt die Route der Demonstranten vom Stephansplatz über die Hildesheimer Straße zum Aegidientorplatz.
Die Südstädter solidarisieren sich mit Bannern und Plakaten.
Die Polizei in Hannover ist gut auf die NPD-Demo vorbereitet. Am Sprengel Museum kommt die Reiterstaffel vorbei.
Auch online bekunden zahlreiche Accounts ihre Unterstützung. So auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der zwar die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg bedauert, ...
... aber auch ein klares Signal darin für die Versammlungsfreiheit erkennt.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hebt auf Twitter die deutschlandweite Bedeutung der Demonstration für Pressefreiheit in Hannover hervor.
Auch Hannover 96 solidarisiert sich auf Twitter mit der Gegendemonstration und ruft zur Teilnahme auf.
Der freie Journalist Patrick Schiller, ...
... die NDR Volontärinnen und Volontäre ...
... und der Flüchtlingsrat Niedersachsen fordern Solidarität für die betroffenen Journalistinnen und Journalisten.
NPD-Demo richtet sich gegen Journalisten
Der NPD-Aufmarsch richtet sich gegen namentlich genannte Journalistinnen und Journalisten, die in der rechten Szene recherchieren - darunter André Aden und Julian Feldmann. Feldmann hatte für das NDR Fernsehmagazin "Panorama" ein Interview mit einem früheren SS-Mann geführt, in dem der inzwischen verstorbene Mann ein Massaker der SS in Frankreich relativiert hatte. Bei der Abschlusskundgebung der NPD wurden die Namen der Journalisten immer wieder genannt - teilweise in Verbindung mit persönlichen Beleidigungen.
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20.11.2019 23:20 Uhr
ZAPP
Demo-Aufruf: Nazis machen gegen Journalisten mobil ++ Urteil: Entzug von G20-Presseakkreditierung war rechtswidrig ++ "Novaja Gazeta": Sechs ermordete Kollegen seit 2000
Video (29:58 min)
21.11.2019 15:38 Uhr
Seit mehr als 20 Jahren recherchiert André Aden zum Thema Rechtsextremismus. Seitdem er einen Drohbrief an seine Privatadresse bekam, lebt er in Angst. Aber er will weiterarbeiten.
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21.11.2019 18:00 Uhr
NDR Intendant Lutz Marmor begrüßt die Solidarität mit Journalistinnen und Journalisten, die Anfeindungen ausgesetzt sind: "Presse- und Medienfreiheit sind Grundpfeiler der Demokratie."
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Das Erste: Panorama
Die NPD darf nun doch gegen Journalisten demonstrieren - besonders Panorama-Autor Julian Feldmann wird angefeindet, u.a. wegen eines Interviews mit SS-Mann Karl M., der am Massaker von Ascq beteiligt war. Aus Frankreich kommen Solidaritätsbekundungen.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen |
Aktuell |
24.11.2019 | 09:00 Uhr