Helmholtz-Forscher: 35er-Inzidenz reicht nicht für Lockerung
Die Politik hat Lockerungen der Corona-Maßnahmen ab einem Inzidenzwert von 35 ins Auge gefasst. Möglicherweise sei der Plan nicht zu halten, meint Michael Meyer-Hermann.
Der Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig befürchtet eine dritte Welle, falls man aufgrund fallender Infektionszahlen zu früh lockere. "Wir sind aktuell mit mindestens zwei Pandemien konfrontiert", sagte der Forscher. "Die alte haben wir mit den aktuellen Maßnahmen unter Kontrolle." Die britische Mutante B.1.1.7 mit ihrer deutlich höheren Übertragungswahrscheinlichkeit sei das große Problem. "Sie befindet sich in Deutschland bereits wieder in einer Phase des exponentiellen Wachstums und die aktuellen Maßnahmen reichen nicht, um diese Entwicklung auszubremsen", so Meyer-Hermann.
Britische Mutante wird dominieren

Noch werde die problematische Entwicklung der Mutation von der alten Variante überdeckt. "Über kurz oder lang wird aber B.1.1.7 dominieren", sagte der Wissenschaftler. Er plädiert dafür, die "No-Covid-Strategie" bis zu einem Inzidenzwert von 10 zu verfolgen. Mit der dann besseren Nachverfolgung lasse sich die dritte Welle abfangen, prognostizierte Meyer-Hermann. "Grundsätzlich haben die Gegenden, die an Hochinzidenz-Regionen angrenzen, mehr Schwierigkeiten, die Inzidenzen zu senken", ergänzte der Forscher. "Dies gilt umso mehr, als dort auch eine höhere Gefahr existiert, die neuen Varianten einzuschleppen."
