Gaskrise: Wärmepumpen-Hersteller aus Holzminden expandiert
Deutschland will ab kommendem Jahr mehr als dreimal so viele neue Wärmepumpen installieren wie noch im vergangenen Jahr. Der Hersteller Stiebel Eltron aus Holzminden schafft 600 neue Stellen.
Bis Jahresende will der Mittelständler 80.000 Pumpen produzieren, ein Plus von 60 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Am Hauptsitz in Holzminden sollen dafür 400 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Weitere 200 Stellen sollen demnach an anderen Standorten hinzukommen. In diesem Jahr "peilt Stiebel Eltron einen abermaligen Umsatzrekord an - eventuell sogar eine Milliarde Euro", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens weiter. Der Vorjahresumsatz lag bei etwa 830 Millionen Euro, wie ein Unternehmenssprecher dem NDR in Niedersachsen sagte.
Habeck: Bei Energiewende nicht nur an Strom denken
Hintergrund der Expansion von Stiebel Eltron ist auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Deutschland will unabhängiger werden von Gasimporten aus Russland und bis 2045 klimaneutral sein. Das betrifft auch das Thema Heizen. Wärmepumpen ersetzen Heizungen mit Öl- oder Gaskessel. Mit Hilfe von Strom wandeln sie Energie aus der Außenluft, dem Erdboden oder dem Grundwasser in Heizungswärme um. "Wir brauchen mehr Tempo. Wenn wir uns konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien wollen, dann dürfen wir nicht nur an den Stromsektor denken, sondern dann brauchen wir gerade auch den Wärmebereich", hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Ende Juni gesagt.
Habeck und Geywitz wollen halbe Million Pumpen pro Jahr
Da trafen sich Habeck und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) mit Vertretern der Wärmepumpen-Branche, dem Handwerk, Gewerkschaften und Verbraucherschutzverbänden. Die gemeinsame Absichtserklärung: Deutschland will ab dem kommenden Jahr 500.000 neue Wärmepumpen installieren lassen - jedes Jahr. Ein ehrgeiziges Ziel, denn: Vergangenes Jahr wurden in Deutschland 154.000 neue Geräte verkauft, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie bekannt gab.
Haushalte: Heizen verbraucht 70 Prozent der Energie
Das Thema Heizen ist auch mit Blick auf den Klimaschutz zentral. Laut Umweltbundesamt verbrauchen die Haushalte unter allen Sektoren fast 30 Prozent der Energie. Das ist sogar etwas mehr, als die gesamte Industrie in Deutschland verbraucht. Die meiste Energie verbrauchen Haushalte für das Heizen. "Die Raumwärme macht rund 70 Prozent des Energieverbrauchs in Haushalten aus", schreibt das Amt auf seiner Internetseite.
Geschäftsführer zeigt Probleme auf
Den Plan der Bundesregierung, in zwei Jahren pro Jahr deutschlandweit 500.000 Wärmepumpen zu installieren, hält der Stiebel-Geschäftsführer Kai Schiefelbein für machbar. Es gebe aber auch eine Reihe von Problemen, sagt er. Der Chipmangel habe auch in Holzminden dazu geführt, dass die Produktion unterbrochen werden musste. Ein weiteres Thema sei außerdem das Personal. Die geplanten 400 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe die Region nicht her. Deshalb kommen inzwischen viele aus dem Ausland, erklärt Schiefelbein. Beim Einbau der Pumpen warte zudem ein weiteres Problem: Auch da gebe es zu wenig qualifiziertes Personal, sagt Firmensprecher Henning Schulz.
Stiebel Eltron will weiter investieren
Für die kommenden Jahre plant Stiebel Eltron aus Holzminden nach eigenen Angaben weitere Investitionen von mehr als 600 Millionen Euro - 400 Millionen davon allein in Holzminden. Noch in diesem Jahr werde eine neue Produktionshalle gebaut und mit dem Bau einer weiteren begonnen, so Geschäftsführer Kai Schiefelbein. Wie groß der Marktanteil des Unternehmens in Deutschland ist, sagte ein Sprecher auf Nachfrage nicht. In der Branche mache das kein Hersteller. Auch dem Bundesverband Wärmepumpe liegen nach eigenen Angaben keine Zahlen vor. Laut dem Unternehmenssprecher gehört Stiebel Eltron im Bereich der klassischen Wärmepumpen aber zu den Top drei auf dem Deutschen Markt.