Ein einem Zaun hängt ein Protestplakat gegen die Lagerung von Atommüll. © NDR Foto: Tanja Niehoff

Atommüll: Bereitstellungslager Würgassen nicht notwendig

Stand: 01.07.2022 12:50 Uhr

Vom einstigen AKW Würgassen in NRW aus sollte ab 2027 Atommüll ins geplante Endlager Schacht Konrad kommen. Laut Studie ist das Lager unnötig. Initiativen und Bürgermeister haben nun eine Forderung.

Die Studie hat Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) am Donnerstag im Umweltausschuss des Landtags in Hannover vorgestellt. Laut Lies sei es in dem Gutachten, das die Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben hatten, gar nicht um die Frage "Würgassen: Ja oder nein?" gegangen, sondern um die grundsätzliche Frage, ob in einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern ein Bereitstellungslager überhaupt notwendig sei. "Und da sagt die Studie: Das Endlager kann auch ohne Bereitstellungslager betrieben werden", so Lies weiter. Das gelte sowohl für einen Standort Würgassen, den die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung ins Auge gefasst hat, als auch für jeden anderen Standort in diesem Umkreis. Würgassen liegt im Grenzgebiet von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen nur etwas mehr als einen Kilometer von dem Ort Lauenförde im Landkreis Holzminden entfernt.

Bürgerinitiativen erleichtert über Studie

In zwei Wochen soll die Studie komplett vorliegen und Umweltminister Lies will in künftigen Gesprächen mit dem Bund schauen, ob ein Endlager auch direkt aus den bundesweit 20 Zwischenlagern bestückt werden kann. Das fordern auch die Bürgerinitiativen im Drei-Länder-Eck, die sich gegen den Standort Würgassen einsetzen. Entsprechend erleichtert zeigten sie sich, als Lies am Donnerstag erste Ergebnisse der Studie vorgestellt hat.

Bürgermeister fordern: Planungen für Würgassen einstellen

Auch die Bürgermeister im Drei-Länder-Eck fühlen sich bestätigt. Das Ergebnis der Studie sei genau das, was sie von Beginn an immer gesagt hätten. "Im Logistikstandort Deutschland muss es möglich sein, mithilfe intelligenter Lösungen eine dezentrale Anlieferung an den Schacht Konrad so zu organisieren, dass die dortigen Erfordernisse erfüllt werden", schreiben Marcus Dittrich (Bad Karlshafen/parteilos), Martin Lange (Trendelburg/parteilos), Tino Wenkel (Boffzen/parteilos) und Hubertus Grimm (Beverungen/parteilos) in einer Mitteilung. Ein solches Gutachten hätte jedoch am Anfang des Prozesses stehen und vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben werden müssen, schreiben sie weiter. Nun appellieren sie an das Ministerium unter Steffi Lemke (Grüne), alle weiteren Planungen für den Standort Würgassen einzustellen - und verweisen dabei auf die Zusage der Staatssekretäre, das jetzige Gutachten in ihre endgültige Entscheidungsfindung mit einfließen lassen zu lassen.

Bürgerinitiative befürchtet gigantisches Bundeszwischenlager

Auch die Bürgerinitiative "Atomfreies 3-Ländereck" fordert, dass Bundesumweltministerin Lemke das Vorhaben "unverzüglich" stoppen müsse, will sie die Glaubwürdigkeit an eine auf sachlichen Kriterien basierende Atompolitik bewahren. "Andernfalls würde deutlich, was die Bürgerinitiative schon lange befürchtet: die Errichtung eines gigantischen Bundeszwischenlagers zur zentralen Ablage eines Großteils aller schwach-/mittelradioaktiven Abfälle Deutschlands unter dem Deckmantel der Logistik", schreibt der Vereins-Vorsitzende Dirk Wilhelm in einer Mitteilung. Damit würde das Vertrauen in kommende Findungsprozesse zur Lösung der Atommüll-Frage beschädigt, so Wilhelm weiter.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 01.07.2022 | 08:30 Uhr

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