Das Bild zeigt mehrere Volkswagen E-Fahrzeuge an einer Ladestation. © Wolfram Steinberg Foto: Wolfram Steinberg

Hohe Strompreise: Auto-Ökonom sieht E-Mobilität gefährdet

Stand: 02.09.2022 11:39 Uhr

E-Autos sind im Kommen. Darauf setzt auch der Wolfsburger Autokonzern VW, der bis 2025 Marktführer in der Elektro-Mobilität werden will. Aber gefährden die steigenden Strompreise die Verkehrswende?

Davor zumindest warnt der Auto-Ökonom Stefan Bratzel. "Die Strompreisexplosion könnte zu einer akuten Gefahr für die Verkehrswende werden, da müssen wir verdammt aufpassen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Wenn Elektro-Autos im Verbrauch teurer werden als Benziner oder Diesel drohe der Hochlauf der Elektro-Mobilität zu scheitern, weil sich dann kaum noch jemand ein E-Auto kaufen würde, sagte der Gründer des Center for Automotive Management (CAM). Damit der Umstieg hin zu einem klimaschonenderen Verkehr nicht ins Wanken gerät, fordert Bratzel die Bundesregierung auf, schnell einzugreifen.

VIDEO: Vom Verbrenner zum E-Auto: Tank raus, Batterie rein (13.07.2022) (29 Min)

Bratzel: Verbrauch von E-Auto muss günstiger bleiben

Im direkten Vergleich müsse ein E-Auto auf 100 Kilometern weniger Kosten verursachen als ein Benziner oder Diesel, sagte Bratzel der Zeitung. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass die Strompreise unter den Spritpreisen bleiben. Dieser Abstand sei nötig, damit sich Autofahrende für den Kauf eines E-Autos entscheiden. Eine mögliche EU-Reform, den Strompreis vom Gaspreis zu entkoppeln, die der Bund unterstützt, komme womöglich zu spät, fürchtet Bratzel. In diesem Fall sollte die Politik über Sofortmaßnahmen nachdenken. "Denn der Markthochlauf muss funktionieren, das ist absolut zentral", sagte der Auto-Ökonom.

Hohe Inflation verlangsamt Umstieg auf E-Autos

Nicht nur der Strompreis, auch die hohe Inflation bedroht aus Sicht des Experten die Verkehrswende. Sei die Konjunktur schlecht, würden die Verbraucherinnen und Verbraucher größere Anschaffungen aufschieben und ihren alten Diesel oder Benziner länger nutzen, befürchtet Bratzel. "Wichtig ist, dass sie sich keine neuen Verbrenner kaufen." Auch da sieht er die Politik in der Handlungspflicht: E-Mobilität müsse durch eine bessere Ladeinfrastruktur praxistauglicher werden. Bratzel ist zudem dafür, die KfZ-Steuer für Diesel und Benziner langfristig anzuheben - und das müsse die Regierung klar kommunizieren. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müsse der Markthochlauf bei Elektro-Fahrzeugen beschleunigt werden. "Ich sehe dazu keine Alternative", sagte Bratzel.

VW will Tesla bis 2025 als Marktführer überholen

Diese Umstände könnten sich auch auf den Volkswagen-Konzern auswirken. Der sah sich bislang für den Wandel vom Verbrenner hin zur E-Mobilität gut gerüstet. Auch das von der EU geplante Verbrenner-Verbot ab dem Jahr 2035 machte der damaligen Konzernspitze Ende Juni "keine Angst". Herbert Diess gab sogar das Ziel aus, dass VW bis 2025 den Konkurrenten Tesla überholt und Marktführer wird. Im vergangenen Jahr lieferte Volkswagen weltweit 450.000 E-Autos aus - doppelt so viele wie 2020. Bei Tesla waren es im vergangenen Jahr knapp 940.000.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 01.09.2022 | 15:00 Uhr

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