Tourismus in MV: Dickes Minus bei Gästen und Übernachtungen
Nachdem die Tourismuswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern bereits im vergangenen Jahr bereits 2020 aufgrund der Corona-Pandemie einen Rückgang der Gäste- und Übernachtungszahlen verzeichnete, hat sich der Trend im ersten Halbjahr 2021 noch einmal verschärft. Hoffnung macht die gute Buchungslage im Sommer. In der Diskussion um ungeimpfte Urlauber schließt der Tourismusverband "2G" mittelfristig nicht aus.
Knapp 900.000 Gäste haben von Januar bis Juni rund 4,5 Millionen Übernachtungen in größeren Tourismusbetrieben des Landes verbracht. Dies teilte der Landestourismusverband am Mittwoch unter Berufung auf das Statistische Landesamt mit. Das entspreche im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Minus von 55 Prozent bei den Gästeankünften und 44 Prozent bei den Übernachtungen. "Die Zahlen sind ein wesentliches Ergebnis des Lockdowns durch die Corona-Pandemie", teilte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) mit. Das Hotel- und Gastgewerbe sei "so stark wir kaum eine andere Wirtschaftsbranche" von der Pandemie getroffen worden.
Schwaches erstes Halbjahr 2020 noch einmal unterboten
Die Halbjahres-Bilanz 2020 war bereits mit einem Minus von 46 Prozent bei den Gästeankünften und einem Minus von 42 Prozent bei den Übernachtungen im Vergleich zum Corona-freien ersten Halbjahr 2019 eine der schlechtesten seit 1990. Diese wurde nun noch einmal deutlich unterboten. Allerdings hatten sich die Zahlen in der zweiten Jahreshälfte 2020 wegen einer hohen Nachfrage in der Hauptsaison wieder stabilisiert. Darauf hofft die Branche auch jetzt. "Es ist Hauptsaison, und das merken wir. Vielerorts ist es rappelvoll. Ich gehe davon aus, dass in Mecklenburg-Vorpommern auch die Nebensaison besonders gefragt bleibt", so Glawe.
Verband rechnet mit fünf Millionen Urlaubern in Sommerferienzeit
Der Präsident des Landestourismusverbandes, Wolfgang Waldmüller, rechnet im Zeitraum der Sommerferien in Deutschland zwischen Mitte Juni und Mitte September mit fünf Millionen Urlaubern zwischen Ostsee und Seenplatte. Die Sommersaison sei basierend auf einer enormen Nachfrage intensiv verlaufen. "Eine Aufholung haben wir, aber keine Entspannung", sagte Waldmüller NDR MV LIVE. Der Tourismus sei "nach wie vor eine Branche, die unter Druck steht." Die Unternehmen würden gerade mit Blick auf den Winter weiter auf Hilfen angewiesen sein.
Diskussion um Ungeimpfte: Verband schließt "2G" nicht kategorisch aus
In der Diskussion um ungeimpfte Urlauber habe die jüngste Mitgliederumfrage ein klares Bild ergeben: "Die Branche spricht sich eindeutig für '3G' aus." Mit "3G" werden die Bedingungen geimpft, getestet und genesen bezeichnet. Hamburg hatte es seinen Gastronomen jüngst freigestellt, für "2G" zu optieren - also Wirten zu ermöglichen, dass sie nur noch Genesene und Geimpfte zu bewirten. Waldmüller schließt dies auch für Mecklenburg-Vorpommern nicht kategorsich aus. Bei steigenden Infektionszahlen komme es wohl wieder zu einer Verschärfung der Lage und neuen Corona-Maßnahmen. Bei einer 200er-Inzidenz könnte es sein, dass Anbieter sagen, sie gingen auf "2G" zurück, so Waldmüller. "Derzeit ist das aber kein Thema."
Tourismusumfrage: Hohe Nachfrage im Sommer und Herbst
Laut der jüngsten Saisonumfrage des Landestourismusverbandes, an der sich mehr als 300 Beherbergungsunternehmen beteiligten, ist die Nachfrage nach Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern wie in anderen Sommern sehr hoch. Viele Quartiere seien in den Sommermonaten sehr gut gebucht oder sogar ausgebucht gewesen. In einigen Betrieben im Landesinneren ging die Auslastung laut Umfrage im Laufe des Augusts und mit Ferienende in immer mehr Bundesländern etwas zurück. So habe die Auslastung im Juni rund 27 Prozent unter der des Vorjahres gelegen, im Juli um sechs Prozent höher als im Vorjahresmonat und im August um zehn Prozent höher als im Vorjahresmonat. Für den September erwartet das Gastgewerbe im Nordosten demnach eine Bettenauslastung von rund drei Vierteln, für Oktober von knapp 60 Prozent und für November einen deutlichen Rückgang auf durchschnittlich rund ein Viertel Belegung.
13 Prozent der Beherbergunsgbetriebe auf staatliche Hilfe angewiesen
Die wirtschaftliche Lage bleibt nach Einschätzung des Tourismusverbands für viele Unternehmen herausfordernd. Knapp die Hälfte der befragten Beherbergsunternehmen sieht ihre Situation aktuell als sicher beziehungsweise sehr sicher ein. 40 Prozent (Freizeitanbieter: 38 Prozent) befinden sich zwischen Sicherheit und Unsicherheit, 14 Prozent der Unterkunftsbetriebe schätzen die eigenen Lage als gefährdet oder gar akut gefährdet an. Unter den Freizeitanbietern sind dies sogar 22 Prozent. Derzeit sind 13 Prozent der Beherbergungsbetriebe auf staatliche Hilfe angewiesen, bei den Freizeitanbietern ist es fast jeder Dritte (28 Prozent). Im Mai und Juni benötigte noch mehr als jedes zweite Beherbergungsunternehmen Unterstützung.
Rückgang bei der Kurzarbeit
Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit liegt auf dem Tiefststand seit Beginn der Pandemie. Im Beherbergungsgewerbe habe er im August bei drei Prozent gelegen, in der Freizeitwirtschaft bei acht Prozent. Im Mai und Juni betraf dies nach Verbandsangaben noch 42 Prozent der Mitarbeiter.
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