Mukran: Jede Woche kommt ein Tanker mit Flüssigerdgas an
Die im Winter geleerten Gasspeicher in Deutschland müssen aufgefüllt werden. Dazu trägt auch das LNG-Terminal auf Rügen bei. Dabei hatten Kritiker bezweifelt, dass das Terminal für die Energieversorgung benötigt wird.
Angekommen im Hafen Mukran: Nach 18 Tagen Fahrt hat am Sonntagabend der LNG-Tanker "Prism Agility" im Hafen Mukran festgemacht - mit 165.000 Kubikmeter Flüssigerdgas an Bord und damit ausreichend, um 125.000 Zwei-Personenhaushalte ein Jahr lang mit Heizung und Warmwasser zu versorgen.
Kapazitäten für 2025 ausgebucht
Seit Ende März laufen LNG-Tanker im Wochentakt im Hafen ein. Es sei schön, dass das Terminal jetzt richtig in Betrieb ist und damit auch technisch ausgelastet sei, sagt Stephan Knabe, Aufsichtsratschef der Deutschen Regas, die den Terminal betreibt. Das soll zumindest für die kommenden vier Wochen so bleiben. Für diesen Zeitraum seien Lieferungen angekündigt, so Knabe, danach beginne eine geplante Revisionsphase der Pipeline, über die das Gas nach Lubmin transportiert und ins deutsche Erdgasnetz eingespeist wird. Vor wenigen Wochen hatte die Deutsche Regas zudem gemeldet, dass die Kapazitäten, um Flüssigerdgas (LNG) in Erdgas umzuwandeln, für dieses Jahr komplett ausgebucht sind.
Gasspeicher leer, höhere Industrienachfrage
Die Gründe für die Nachfrage sind vielfältig. Nach Angaben der Bundesnetzagentur sind die deutschen Gasspeicher derzeit nur zu 32 Prozent gefüllt. Zum Vergleich: Anfang Mai 2024 wiesen die Gasspeicher einen Füllstand von mehr als 60 Prozent auf. "Wir sind in den letzten Jahren stark verwöhnt worden durch hohe Füllstände am Ende des Winters, durch sehr warme Winter und vor allem durch eine sehr schwache Industrienachfrage", so der Geschäftsführer des Verbandes der Gas- und Wasserstoffwirtschaft, Timm Kehler.
In diesem Jahr laufe man in ein normales Jahr der Gasnachfrage hinein. "Jetzt wird sich zeigen, ob unsere Gasinfrastruktur für normale Bedarfsjahre gut aufgestellt ist." Der Zeitpunkt für LNG-Importe sei günstig. "China hat dieses Jahr aus verschiedenen Gründen weniger LNG importiert", heißt es von der Deutschen Regas. Dies habe Volumen für europäische Käufer freigemacht.
"Energos Power" im Februar abgezogen
Allerdings hatte die Deutsche Regas im Februar ihre Einspeisekapazitäten in Mukran halbiert und ein zweites Regasifizierungsschiff, die "Energos Power", aus Mukran abgezogen. Sie hatte den Vertrag mit dem Bund gekündigt. Dies hatte sie jedoch nicht mit einer mangelnden Auslastung, sondern mit der angeblich ruinösen Preispolitik der bundeseigenen Terminalgesellschaft DET begründet. Die DET betreibt an der Nordseeküste mehrere LNG-Terminals. Statt 13,5 Milliarden Kubikmeter können seitdem rund sieben Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr über Mukran eingespeist werden.
Deutsche Regas will 2027 LNG-Kapazitäten wieder erweitern
Inzwischen will die Deutsche Regas ihre Kapazitäten wieder erweitern. In Zeiten von Energiewende und geopolitischen Unsicherheiten werde sich LNG als wichtiger Baustein im deutschen Energiemix etablieren, zeigt sich der Terminalbetreiber überzeugt. Aufgrund verstärkter Nachfrage steigt das Angebot von LNG auf dem Weltmarkt.
Spätestens ab 2027 sollen in Mukran wieder zwei Regasifizierungsschiffe liegen, so Knabe. Die Buchungen der Kapazitäten am Terminal durch Gaskunden stimme zuversichtlich. Zweitrangig ist dabei, wie viele Tanker tatsächlich in Mukran anlegen. Nach dem Geschäftsmodell der Deutschen Regas zahlen Kunden für die "Slots", die gebuchten Kapazitäten, und nicht für den LNG-Umschlag.
Kritiker: LNG-Aktivitäten nur von kurzer Dauer
Dabei hatten Kritiker den Hafen Mukran als LNG-Anlandepunkt bereits tot gesagt. Zu ungünstig gelegen, nicht konkurrenzfähig im Vergleich zu den bundeseigenen Nordseeterminals, hieß es. Sie gehen davon aus, dass die Aktivitäten in Mukran nur von kurzer Dauer sind. Sind die Speicher voll, dann lasse auch die Nachfrage nach.
Es sei zu hinterfragen, ob gerade das Terminal in Mukran so wichtig ist, um die Eingriffe in die Natur und die Lärmbelästigung zu rechtfertigen, so der Sprecher der Bürgerinitiative "Lebenswertes Rügen", Thomas Kunstmann. "Der Gasmarkt in Deutschland ist gesättigt, wir haben ausreichend Zugang zu Pipelinegas", sagt auch Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe. Benötige Deutschland zusätzlich LNG, würden die Nordsee-Häfen ausreichen. Dort arbeiten die Betreiber auch mit geringeren Kosten. Nach Angaben des Verbandes der Gas- und Wasserstoffwirtschaft hingegen sind die LNG-Terminals an Nord- und Ostsee unverzichtbar, um gegen Havarien und Sabotage-Akte an Gaspipelines gewappnet zu sein.
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