Land wirbt für ein besseres Tourismus-Klima
von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV

Es gab einige unschöne Szenen zu Beginn der Corona-Krise, die so gar nicht zum selbst erklärten Urlaubsland Nummer 1 Mecklenburg-Vorpommern passen wollten: Lautsprecherwagen der Polizei fuhren durch die Seebäder und forderten Gäste auf, ihren Urlaub sofort abzubrechen und das Land zu verlassen. Der schroffe Ton stimmte nach Ansicht von Touristikern auch nicht, als Einheimische sich in den Küstenorten über die Anwesenheit von Feriengästen beschwerten. Es gab Berichte über Pöbeleien gegen Autofahrer mit auswärtigen Kennzeichen. Bis zum 25. Mai war Mecklenburg-Vorpommern für Urlauber weitgehend geschlossen.
Banner ist 40 mal 40 Meter groß
Jetzt, wo so langsam mit der viel beschworenen "neuen Normalität" auch ein Urlaub an der Ostsee und der Seenplatte wieder möglich ist, will das Land sein Image aufpolieren. Heute starten die führenden Köpfe der Tourismus-Branche eine Kampagne. Die hat aber nicht die Urlauber im Blick, die Lust auf Ferien im Land bekommen sollen. Dieses Mal steht die eigene Bevölkerung im Mittelpunkt. Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD) - zeitgleich Präsidentin des landeseigenen Tourismusverbandes, Tourismusminister Harry Glawe (CDU) und Staatskanzlei-Chef Heiko Geue (SPD) weihen in Rostock-Warnemünde ein 40 mal 40 Meter großes Banner ein. Es hängt weit sichtbar direkt an der Promenade an der Fassade des Neptun-Hotels, einem der Vorzeige-Häuser an der Küste. "Wir sind Urlaubsland" ist darauf zu lesen. Das weiß im Land eigentlich jeder. Was das Banner und die Kampagne bringen sollen, verrät der Tourismusverband in einer Pressemitteilung: "Ziel der Initiative ist es, das Vertrauen der Bevölkerung in den Tourismus zu stärken und wiederherzustellen. Zudem soll sie Impulse für Akzeptanz und Sicherheit im schrittweise wieder beginnenden Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern liefern."
Videos und Kinowerbung als Ergänzung
Den Einheimischen soll also deutlich gemacht werden: Der Tourismus mit seinen mehr als 130.000 Beschäftigten ist "systemrelevant", Mecklenburg-Vorpommern muss als Gastgeber-Land glänzen, seine Einwohner haben Lust auf Urlauber. Das Motto: "Sei dabei, zeige Herz, auch deine Stimme bestimmt die Stimmung". Das klingt nach dem großen Wunsch, ein besseres "Tourismusklima" zu befördern - und so ist es auch gemeint. Mehr als eine Million Euro lässt sich das Land die Kampagne kosten. Die soll kein Strohfeuer sein, sondern ein Dauerbrenner mit Aktionen in den sozialen Medien, mit Videos und Kino-Werbung in den kommenden Monaten.
Gewerkschaft findet Kampagne gut
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) steht dahinter. Landesgeschäftsführer Jörg Dahms meint, es gehe auch um den Erhalt von Jobs. "Ich finde es gut, dass eine positive Kampagne nach Innen gerichtet ist." Es sei wichtig, der Bevölkerung zu vermitteln, dass Gäste jederzeit willkommen seien. Auch der Wirtschaftsexperte der Linksfraktion, Henning Förster, findet die Kampagne sinnvoll, ebenso die staatlichen Hilfen für die Branche. Die Branche sollte aber auch etwas für die eigenen Beschäftigten tun. Nur für etwa 17.000 Mitarbeiter gelte ein Tarifvertrag, Arbeitsbedingungen und Löhne müssten sich verbessern.
Werbefläche gab es kostenlos
Der Tourismusverband gibt sich im Vorfeld des "Kick-Offs" verschwiegen und verweist auf die bevorstehende Banner-Aktion am Neptun. Das Riesen-Plakat kostet 50.000 Euro, Miete fällt nicht an. Das Hotel Neptun stellt die Werbefläche umsonst zur Verfügung. Das Vorzeige-Haus steht dabei symbolisch für die aktuelle Lage des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Wegen der Corona-Krise hat es noch geschlossen - mindestens bis zum 27. Juni. Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, teilte Hotel-Chef Guido Zöllick auf der Internet-Seite mit. Er ist als Präsident des Dehoga-Verbandes einer der Spitzenvertreter der Branche und bittet seine Gäste um Geduld. "Wir freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen mit Ihnen!"
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