Kinderschutzbund: Geflüchtete Kinder müssen in Deutschland sicher sein
Der Deutsche Kinderschutzbund hat mit Blick auf den Krieg in der Ukraine Verbesserungen für geflüchtete Kinder gefordert. Sie sollten unabhängig von ihrer Nationalität in Deutschland sicher leben können, heißt es in einer Resolution, die in Schwerin beraten wurde.
Nur zwei Flugstunden von Berlin rollen Panzer, explodieren Bomben und harren Frauen, Männer und Kinder in Kellern und Bunkern aus, stellt der Kinderschutzbund in seiner Resolution "Unterstützung für Kinder auf der Flucht" mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine fest. Mehr als vier Millionen Kinder seien auf der Flucht. "Sie verlieren ihre Heimat, ihre Freunde, ihre Familie, lassen die Väter im Krieg zurück. Die Schwächsten der Gesellschaft sind am schwersten betroffen. Sie brauchen deshalb besonderen Schutz und unsere Fürsorge."
Wohnraum, Bildung, gesellschaftliche Teilhabe
Geflüchtete Kinder müssten deshalb schnell einen festen und verlässlichen Rahmen erhalten, sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers bei den Kinderschutztagen 2022 in Schwerin. Dazu gehörten angemessener Wohnraum, der Schul- und Kitabesuch sowie gesellschaftliche Teilhabe durch den Zugang zu Hilfs-, Beratungs- und Freizeitangeboten. Hilgers forderte eine möglichst sofortige Registrierung aller geflüchteten Frauen und Kinder aus der Ukraine. Nur so werde verhindert, dass sie Menschenhändlern und Zuhältern in die Hände fallen könnten. "Nur die Kinder, von denen der Staat weiß, kann er mit Hilfsangeboten unterstützen", so der Verbandschef. Bei den Kosten dürfe der Bund Kommunen und Länder nicht allein lassen. Zudem gelte es, bürokratische Hürden abzubauen.
Schnelle Integration von Flüchtlingskindern in Schule und Kita
Vom Kind aus gedacht sei es der richtige Weg, wenn Kinder und Jugendliche schnell in Kitas und Schulen kämen, so Hilgers. Denn die häufig traumatisierten Kinder bräuchten einen festen Tagesrhythmus und Normalität. Geflüchtete sollten zudem nicht nur in den ärmeren, sondern auch den "besseren" Wohngegenden untergebracht werden. Man dürfe die Fehler von 2015, als zahlreiche Menschen aus Syrien nach Deutschland kamen, nicht wiederholen, so Hilgers. Der Kinderschutzbund betonte, dass es keine "Geflüchteten zweiter Klasse" geben dürfe. Die Forderungen gälten daher für Flüchtlinge aller Nationalitäten.
Kinderschutzbund mit Forderung an Landesregierung MV
Bei den Kinderschutztagen 2022, die noch bis Sonntag in Schwerin abgehalten werden, steht die Situation von Flüchtlingen im Mittelpunkt. Je nach Bereich sieht der Verband sowohl beim Bund als auch in den Ländern Handlungsbedarf. Hilgers nahm auch die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern in die Pflicht. Das geplante Kinderschutzgesetz solle die Bereiche Bildung und Gesundheit miteinbeziehen, forderte Hilgers. "Schule ist eine Chance, Kinder zu schützen, ein Ort der Prävention, Schule kann aber auch ein Tatort sein". Daher müsse sie in einem Schutzkonzept enthalten sein, dies gelte auch für das Gesundheitssystem.
Schwesig: Knapp 2.300 Flüchtlingskinder an Schulen in MV
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die auch Schirmherrin der Kinderschutztage 2022 ist, stellte für dieses und nächstes Jahr ein Hilfspaket aus Landesmitteln in Aussicht. Schwesig betonte, wie wichtig der Schutz von Kindern vor Gewalt und Missbrauch sei. Auch im Nordosten gebe es noch zu viele Kinder, die darunter litten: "Ganz klar ist, es lohnt sich jeden Tag etwas für Kinder zu tun, es hat sich auch vieles verbessert, aber es bleibt immer noch genug zu tun." Schwesig zufolge werden aktuell 2.257 Flüchtlingskinder an Schulen im Bundesland unterrichtet, hinzu kommen noch Kitas und Horte. Aus ihrer Sicht sei es bei der Flüchtlingsunterbringung besonders wichtig, dass die Kommunen sich sicher seien können, dass das Land die Kosten trägt. Das Land gehe in Vorleistung und hoffe auf Unterstützung vom Bund.
"Sofortzuschlag für Kinder erhöhen"
Hilgers hatte zum Auftakt der Veranstaltung eine Nachbesserung des von der Bundesregierung geplanten Kinder-Sofortzuschlags gefordert: Dieser solle mit Blick auf die derzeit hohe Inflation von 20 Euro auf 50 Euro erhöht werden. Laut den vom Bundeskabinett bereits beschlossenen Plänen sollen ab Juli Kinder und Jugendliche in Familien, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, 20 Euro mehr im Monat bekommen. Den "Sofortzuschlag" hatten die Parteien der Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag als Übergangsregelung vereinbart, bis die geplante sogenannte Kindergrundsicherung eingeführt ist.
