Fischsterben auf Rügen: WWF und Ministerium uneins über Ursache
Der Grund für das Fischsterben im Kleinen Jasmunder Bodden ist offenbar weiterhin unklar. Die Umweltschutzorganisation WWF vermutet, dass das Fischsterben am Kleinen Jasmunder Bodden auf Rügen auf eine Vergiftung in Folge mehrerer Faktoren zurückzuführen ist - dazu zählten das Wetter, Dünger und Abwasser. Das Umweltministerium ist von der Theorie nicht überzeugt. Ergebnisse weiterer Untersuchungen des Umweltministeriums stünden noch aus.
Die zahlreichen, bisher entwickelten Theorien hätten bei einer Konferenz am Mittwoch Fachleute nicht uneingeschränkt überzeugen können, teilte das Ministerium am Mittwochnachmittag mit. Ausgeschlossen hätten die Fachleute jedoch, dass die Fische im Bodden an Sauerstoffmangel aufgrund einer Eisdecke oder in Folge einer Fischseuche verendet sind. Erfreut habe die Konferenzteilnehmer allerdings, dass das Fischsterben im Kleinen Jasmunder Bodden inzwischen beendet zu sein scheint. Bis Mitte kommender Woche sollen laut Ministerium noch laufende Untersuchungen bewertet werden. Möglich sei auch, dass die Ursache nicht mehr zweifelsfrei ermittelt werden könne.
WWF: Ursache ist menschengemacht
Die Umweltschützer des WWF gehen davon aus, dass die Fische durch eine "zu hohe Konzentration von Ammonium und Nitrit im Wasser verendet sind", wie es in einer Erklärung hieß. Darauf deuteten braune Verfärbungen an den Kiemen. Die Stoffe entstünden, wenn Nährstoffe bei Sauerstoffmangel umgewandelt werden. Seit Dezember hatten Helfer insgesamt rund 31 Tonnen tote Fische aus dem Bodden gesammelt, nachdem Angler und Anwohner das Fischsterben entdeckt hatten. Das Umweltministerium hatte daraufhin vor dem Angeln, Einsammeln, der Verarbeitung und dem Verzehr von Fischen aus dem Bodden gewarnt. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen sollten fernbleiben.
Zusammenspiel von Altlasten und meteorologischen Effekten
Die Umweltschützer führten aus, dass bis zum Bau einer Kläranlage nach der Wende Abwasser aus umliegenden Orten unbehandelt in den Bodden eingeleitet worden sei. Fäkalien und Nährstoffe hätten sich über Jahre am Grund ansammeln können. Ebenfalls ausgewirkt hätten sich viele Niederschläge und die Schneeschmelze. Dadurch seien Nährstoffe aus der Landwirtschaft und nahe gelegenen Teichen in den Bodden gelangt. Die Eisbildung am Jahresende habe schließlich zu Sauerstoffmangel geführt. Im Ergebnis seien daraufhin vermutlich die giftigen Stoffe entstanden, mutmaßt der WWF.
WWF kritisiert Behörden: Zu spät Proben genommen
Das Umweltministerium hatte zu dem Sterben ebenfalls Untersuchungen in Auftrag gegeben und Proben von den Kadavern genommen. Diese hätten aber keine Hinweise auf die Ursache erbracht, hieß es vor rund einer Woche. Eine Fischseuche habe aber ausgeschlossen werden können. Der WWF kritisierte die Behörden dafür, dass deren Proben zu spät genommen worden seien. Die Giftstoffe seien nach der Eisschmelze nicht mehr nachweisbar, da sie sich dann schnell zersetzten. "Wenn man das direkt gemacht hätte, dann hätte man dieses Rumstochern im Nebel nicht gehabt", so der Stralsunder WWF-Biologe Florian Hoffmann. Wie eine Sprecherin des Umweltministeriums in Schwerin sagte, hätten die Mitarbeiter der zuständigen Ämter getan, was sie konnten. Das Eis habe die Entnahme erschwert. Weitere Ergebnisse eigener Untersuchungen des Wassers stünden noch aus.
"Nicht so, dass da jetzt kein Fisch mehr drin ist"
Laut Hoffmann war der Große Jasmunder Bodden offenbar nicht direkt von dem Fischsterben betroffen. Die dort gefundenen toten Fische stammten wahrscheinlich aus dem angrenzenden Kleinen Jasmunder Bodden. Am Wochenende habe der WWF keine neuen toten Fische mehr festgestellt. Auch hätten etwa Adler und Kormorane gejagt, was das Vorhandensein lebender Fische zeige. "Es ist auch nicht so, dass da jetzt kein Fisch mehr drin ist." Gleichwohl könne es wegen der hohen Belastung des Gewässers immer wieder zu solchen Fischsterben kommen, meint Hoffmann.
