NDR Info - Redezeit
Dienstag, 04. Oktober 2022, 21:03 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Das Fazit des Extremwetter-Kongresses in Hamburg vergangene Woche ist ernüchternd: Die Erderwärmung geht unvermindert voran, seit 1960 war jede Dekade wärmer als die vorherige. Klima-Expert*innen sprechen von einem Temperaturanstieg von 1,6 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit. Das treibt die Gletscherschmelze voran, zu sehen in unseren Nachbarländern Österreich und Schweiz.
Ganz präsent und beunruhigend nah sind auch noch die dramatischen Bilder von Starkregen und Überschwemmung in der Eifel vor einem guten Jahr. Und Modellrechnungen und Szenarien über einen Anstieg der Meere treffen gerade die Menschen in Norddeutschland direkt ins Herz. Wie gehen wir um mit diesen düsteren Prognosen? Welches sind die besten Strategien?
Erwärmung in Deutschland steigt schneller als im weltweiten Mittel
Entsprechende Daten hat der Deutsche Wetterdienst beim Hamburger Kongress vorgelegt. Hitzetage mit Temperaturen von mindestens 30 Grad seien in den vergangenen 70 Jahren unerwartet stark von drei auf neun Tage im Jahr gestiegen. Mehrtägige Hitzeperioden mit Tageshöchsttemperaturen von mindestens 30 Grad Celsius habe es zum Beispiel in Hamburg vor 1994 nie gegeben, seitdem aber bereits sieben Mal. Die Wahrscheinlichkeit von Flächen-, und Waldbränden steige in Deutschland damit um ein Vielfaches. Wir stecken bereits mitten im Ereignis des Klimawandels, so der ARD-Meteorologe Sven Plöger, jetzt müssten wir lernen, darin zu leben und uns anzupassen.
Fluten, Dürren, Gletscherbrüche - bald das "neue normal" in Deutschland?
Klar ist: konkrete politische Maßnahmen sind notwendig, um die internationalen Klimaziele einzuhalten und die Erderwärmung zu verlangsamen. Aber wie stellen wir uns auf die irreversiblen Klimaphänomene ein? Hitzesommer mit Fluten und Dürren – wird das zum Normalzustand? Welche politischen und gesellschaftlichen Weichenstellungen sind gefragt, um sich bestmöglich anzupassen? Reicht die Fridays-for-Future-Mahnung, jeder müsse sein Handeln auf seine ökologische Wirksamkeit überprüfen? Und wie unterstützen wir eine positive Kommunikation, die nicht die Angst vor einer Apokalypse befeuert, sondern auch erfolgreiche Entwicklungen zeigt?
Redezeit-Moderator Andreas Kuhnt begrüßte als Gäste:
Dr. Helge Goessling
Klimaphysiker am Alfred Wegener Institut
Jens Hasse
Bauingenieur und Teamleiter des Zentrums für Klimaanpassung & Stadtökologie am Deutschen Institut für Urbanistik (difu), Berlin
Prof. Dr. Astrid Kause
Juniorprofessorin für Nachhaltigkeitswissenschaft und Psychologie an der Leuphana-Universität Lüneburg