Missbrauch im Zeltlager: Hamburger Kirchenkreis sucht Zeugen

Stand: 20.09.2022 21:20 Uhr

Die evangelische Kirche in Hamburg hat einen Missbrauchsfall öffentlich gemacht. Es geht um Vorfälle vor 20 Jahren in einem Zeltlager mehrerer Kirchengemeinden.

Ein ehrenamtlicher Betreuer soll mehrere Jahre lang einen kleinen Jungen bei Kirchenfreizeiten im Zeltlager Groß Wittfeitzen in Niedersachsen sexuell missbraucht haben. Der Betroffene hatte sich vor einigen Jahren bei der Polizei gemeldet, die Staatsanwaltschaft sah allerdings keine ausreichenden Beweise für ein Gerichtsverfahren.

NDR 90,3 Redakteur Daniel Kaiser. © NDR Foto: NDR
AUDIO: Missbrauch im Kirchen-Zeltlager (1 Min)

Kirchenkreis glaubt dem Betroffenen - weitere Fälle möglich

Der evangelische Kirchenkreis Hamburg-Ost glaubt dem Betroffenen und geht davon aus, dass es Zeugen, Zeuginnen oder weitere Betroffene gibt. Deshalb gehe man jetzt an die Öffentlichkeit. "Wir nehmen das sehr ernst", sagte Pröpstin Ulrike Murmann dem Hamburg Journal. "Und weil wir annehmen, dass auch weitere Betroffene damals in dem Zeltlager dabei waren, wollen wir diese jetzt bitten, sich zu melden, wenn sie etwas gehört oder gesehen haben." Die Teilnehmenden seien damals im Kindes- und Jugendalter gewesen, so Murmann. Sie hätten Situationen möglicherweise als harmloser wahrgenommen, als sie es in Wahrheit gewesen sind. Rückblickend könne ihnen durch die jetzige Veröffentlichung klar werden, dass es sich um Missbrauch gehandelt hat.

Betroffene, Zeuginnen und Zeugen können sich an die unabhängige Meldebeauftragte des Kirchenkreises Hamburg-Ost, Jette Heinrich, wenden: per Mail an J.Heinrich@kirche-hamburg-ost.de, telefonisch an 040-519000472.

Kinder und Jugendliche aus sieben Hamburger Kirchengemeinden

Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen damals 20 Jahre alten Teamer, der inzwischen seit etwa 20 Jahren nicht mehr in der Kirche aktiv sein soll. Zur fraglichen Zeit sei das Freizeitzeltlager von mindestens sieben Kirchengemeinden besucht worden, sagte die Meldebeauftragte des Kirchenkreises Hamburg-Ost, Jette Heinrich. Gruppen aus Kirchwerder, Geesthacht, Neuengamme, Altengamme, Langenhorn, Neuallermöhe und von der Friedenskirche Altona seien vor Ort gewesen. Teilnehmerlisten aus der Zeit lägen allerdings nicht mehr vor. Die Übergriffe sollen nachts im Zelt und tagsüber in den Duschen eines nahegelegenen Freibades stattgefunden haben.

Das Zeltlager Groß Wittfeitzen befindet sich im niedersächsischen Wendland. Groß Wittfeitzen ist ein Ortsteil der Gemeinde Waddeweitz im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Kirchliche Gruppen fahren seit über 70 Jahren dorthin. Während der Sommerferien treffen sich in dem Zeltlager alljährlich Kinder aus verschiedenen Hamburger Gemeinden.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 20.09.2022 | 19:30 Uhr

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