Helfen statt Hamstern: Online-Gottesdienst aus Altona
Vor leeren Plätzen aber mit viel Stimmung hat am Sonntag der Gottesdienst in der Mennonitenkirche in Hamburg-Altona stattgefunden. NDR.de übertrug den einstündigen Gottesdienst per Livestream. Die Predigt hielt der NDR 90,3 Kulturredakteur Daniel Kaiser. Er hat evangelische Theologie studiert und ist ehrenamtlicher Prediger in verschiedenen norddeutschen Kirchengemeinden.
"Sorgt euch nicht um Morgen"
Das Thema des Gottesdienstes: Die Corona-Krise - und der Umgang der Menschen damit. Es ging um die kleinen Lichtblicke im Leben, die auch in der Krise Kraft schenken. Der Predigttext behandelte die "Salbung in Bethanien" aus dem Markus-Evangelium im Neuen Testament - und verband die Bibelstellen mit den aktuellen Ereignissen. Viele Menschen würden jetzt erfahren, dass man nicht für alles vorsorgen kann, sagte Kaiser zu Beginn seiner Predigt. "Jesus aber sagt: Sorgt euch nicht um Morgen."
"Wir sind nicht allein"
Kaiser sang, betete und musizierte mit seinen Gottesdienstbesuchern, die online dabei waren. Und er forderte alle auf, die Lieder, die man auch bei NDR.de nachlesen konnte, mitzusingen. "Wir sind nicht alleine als Christen hier in Norddeutschland. Überall wird heute Gottesdienst gefeiert, in welcher Form auch immer", sagte Kaiser vor dem Glaubensbekenntnis.
"Wann, wenn nicht jetzt?"
Neben der Hilfsbereitschaft nehme in der Corona-Krise auch die Herzlosigkeit zu. Menschen würden hamstern, die Wirtschaft vor die Gesundheit stellen, noch härtere Strafen fordern. Kaiser appellierte, in diesen Zeiten zu helfen, für andere da zu sein. "Wann, wenn nicht jetzt?", fragte er. Statt den Klingelbeutel rumgehen zu lassen, rief Kaiser seine Zuschauer auf, an die zu spenden, die jetzt Hilfe brauchen.
Mennoniten kamen vor 400 Jahren nach Deutschland
Die Mennonitenkirche steht seit 1915 an der Mennonitenstraße im Stadtteil Altona-Nord. Bei den Mennoniten handelt es sich um eine evangelische Freikirche aus der Reformationszeit. Benannt ist sie nach ihrem Reformator Menno Simons, der seine letzten Lebensjahre im Exil in der Nähe von Bad Oldesloe verbrachte. Vor 400 Jahren kamen die ersten Mennoniten in den Wirren der Reformation als Glaubensflüchtlinge nach Norddeutschland. Weil zu dieser Zeit in Hamburg nur Lutheraner wohnen durften, ließen sie sich zunächst direkt an der Grenze zu Hamburg, in Altona, nieder. Der Straßenname "Große Freiheit" erinnert bis heute an die Altonaer Religionsfreiheit von damals.
Bereits der vierte Online-Gottesdienst
Der Gottesdienst aus der Mennonitenkirche war der vierte Gottesdienst, den Daniel Kaiser seit Beginn der Corona-Krise gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen ins Internet bringt. Bei dem Live-Gottesdienst spielten Lukas Henke aus der Hauptkirche St. Petri und Kilian Foth von der Mennonitengemeinde Hamburg an der Orgel und am Klavier. Um Bild und Ton kümmerten sich Carsten Neff, Volker Neff und Martin Hoefling.
