Hamburg: Zahl neu gebauter Wohnungen ist gesunken
Die Zahl der fertig gestellten Wohnungen ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Das zeigen aktuelle Zahlen, die das Statistikamt Nord am Montag veröffentlicht hat.
Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg 7.461 neue Wohnungen fertig gestellt. Das sind 3.808 Wohnungen weniger als im Jahr davor, so das Statistikamt Nord. Unter den neu gebauten Wohnungen befanden sich 1.334 Eigentumswohnungen und damit nur noch halb so viele wie im Jahr 2020. Die meisten neuen Wohnungen entstanden in Mehrfamilienhäusern. Die Zahl der Baugenehmigungen lag bei 9.852. Gegenüber dem Vorjahr wurden damit 2,8 Prozent weniger neue Wohnungen genehmigt.
Durchschnittliche Wohnungsgröße bleibt nahezu gleich
Mit den neu gebauten Wohnungen entstanden 566.740 Quadratmeter neue Wohnfläche und damit gut 34 Prozent weniger als im Vergleich zum Vorjahr. Dafür bliebt die durchschnittliche Größe der neu geschaffenen Wohnungen mit 76 Quadratmeter nahezu unverändert. Gegenüber dem Vorjahr waren es 76,3 Quadratmeter.
Stapelfeldt "stattliches Ergebnis"
Für Hamburgs Stadtenwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sind die fast 7.500 neuen Wohnungen ein "stattliches Ergebnis". Die Wohnungen würden helfen, den Anstieg der Mieten in der Stadt zu bremsen und den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten. Fakt sei aber auch, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Wohnungsbau viele Investoren und Bauherren verunsicherten. Neben der schwierigen wirtschaftlichen Lage seit Beginn der Pandemie und gleichzeitig stark gestiegener Grundstückspreise spielten dabei vor allem die Ressourcenknappheit und damit verbunden teils extrem gestiegenen Preise für Baumaterial eine Rolle.
Mieterverein: niedrigste Neubaurate seit 2014
Der Mieterverein zu Hamburg hingegen betonte, es handle sich um die niedrigste Neubauzahl in Hamburg seit 2014. Vereinsvorsitzender Rolf Bosse sagte: "Das darf jetzt kein jahrelanger Abwärtstrend werden, sondern muss ein einmaliger Ausrutscher bleiben." Der Mieterverein sei überzeugt, dass Hamburg auch künftig das gemeinsame Ziel von 10.000 Neubauwohnungen jährlich erreichen kann.
Verband nennt die Zahlen dramatisch, aber nicht überraschend
Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), nannte die Zahlen "dramatisch", allerdings nicht überraschend. Die Corona-Pandemie habe Lieferketten beeinträchtigt und auf den Baustellen für komplizierte Bedingungen gesorgt. Dass weniger Wohnungen fertiggestellt wurden, sei eine logische Folge. Laut Breitner hat sich der Rückgang der Fertigstellungszahlen aber auch schon vor der Pandemie angedeutet. Die Baukosten stiegen bereits seit Jahren erheblich, hinzu komme der Mangel an bezahlbaren Grundstücken in Hamburg.
SAGA: Energie-Anforderungen nicht weiter hochschrauben
Wegen der zurückgehenden Zahl an Neubauten wagt sich SAGA-Chef Thomas Krebs aus der Deckung: Er fordert einen vorübergehenden Stopp der Verschärfung für Wärmedämmung, die Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) sich stark macht. Man müsse sich die Frage stellen, ob man in Kriegszeiten, nach der Corona-Pandemie und bei steigenden Zinsen die energetischen Standards weiter hochfahren solle, so Krebs. Seiner Meinung nach sei auch die CO2-Einsparung selten so groß, wie behauptet. "Da gibt es einschlägige Gutachten, die belegen: Der Effekt ist minimal. Aber die Kosten für die Erstellung maximal", sagt der SAGA-Chef. Das treibe nur die Mieten hoch - und verhindere bezahlbaren Neubau.