Galeria Karstadt Kaufhof: Warnstreik in Hamburger Filialen

Stand: 08.04.2023 16:18 Uhr

Beschäftigte aller Hamburger Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof sind am Sonnabend in einen ganztägigen Warnstreik getreten. Dazu hatte die Gewerkschaft ver.di aufgerufen.

Die Geschäfte blieben zwar geöffnet, es gab aber Einschränkungen, wie die Vizevorsitzende von ver.di in Hamburg, Heike Lattekamp, sagte. Die Streikenden hatten sich zunächst vor den Warenhäusern getroffen. Am Mittag gab es dann eine gemeinsame Kundgebung vor der Galeria-Filiale in Harburg, zu der bis zu 180 Beschäftigte kamen. Lattekamp sagte dort: "Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5.500 Euro jedes Jahr." Nun gebe es wieder eine Insolvenz, viele Beschäftigte würden ihren Arbeitsplatz verlieren. Und gerade jetzt sage die Unternehmensleitung, diejenigen die bleiben, sollten keine Tariferhöhung bekommen.

Dressel: "So geht man mit Kollegen nicht um"

Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) spricht bei einer Kundgebung vor einer Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof in Hamburg-Harburg. © dpa Foto: Bodo Marks
Übt bei einer Kundgebung in Harburg Kritik am Management von Galeria Karstadt Kaufhof: Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

Zu den Rednern vor der Galeria-Filiale in Harburg gehörte auch Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Er sicherte den Beschäftigten die Solidarität des Senats zu. Vor knapp drei Jahren habe es schon einmal eine Schließungswelle gegeben und die Beschäftigten hätten Opfer gebracht. Dass nun "noch einer draufgesetzt" werde, sei bitter. Dressel kritisierte das Galeria-Management scharf. "So geht man mit lange qualifizierten Kolleginnen und Kollegen nicht um." Aber auch für die Bezirke seien die Schließungen hart, so der Senator. Gleichzeitig rief er die Hamburgerinnen und Hamburger auf, den stationären Handel zu unterstützen und nicht alles online zu kaufen. "Da können wir alle etwas tun", betonte er.

Tarifverhandlungen stocken

Ver.di wollte mit dem Warnstreik den Druck bei den derzeit feststeckenden Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 17.000 Beschäftigten des insolventen Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof erhöhen. Die Gewerkschaft verlangt in den seit Februar laufenden Verhandlungen unter anderem die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels. Weitere Warnstreiks gab es bei Galeria Karstadt Kaufhof in Baden-Württemberg und Hessen.

In Hamburg machen zwei von fünf Standorten dicht

Der von den Gläubigern gebilligte Sanierungsplan für Galeria sieht vor, dass in Hamburg nur drei der fünf Warenhäuser bestehen bleiben - nämlich die Kaufhäuser in der Mönckebergstraße, im Alstertal-Einkaufzentrum und in der Osterstraße in Eimsbüttel. Für die Häuser in Harburg und Wandsbek wird zum 30. Juni Schluss sein. Insgesamt sollen 47 der bundesweit 129 Warenhäuser schließen. Betroffen seien 4.000 Beschäftigte in den Filialen und 300 Mitarbeiter in der Essener Zentrale, hieß es.

Kritik an Warnstreik-Plänen vom Unternehmen

Der Galeria-Vorstand hatte Pläne für Warnstreiks im Vorwege kritisiert. "Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären", schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz laut "Business Insider" an die ver.di-Spitze. Sie erinnerten dem Bericht zufolge daran, dass sich Galeria Karstadt Kaufhof nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer "existenziellen Krisensituation" befinde. Demnach beruhe der Insolvenzplan auf der Erwartung, dass das Unternehmen nach dem Verzicht die Forderungen begleichen könne.

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Die Filiale von Galeria Kaufhof in Hamburg-Harburg. © picture alliance/dpa/TNN Foto: Steven Hutchings

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 08.04.2023 | 14:00 Uhr

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