Regener Pappik Busch © picture alliance/dpa/Universal Music | Charotte Goltermann Foto: Charotte Goltermann

"Things to come": Element of Crime-Musiker als Jazzer

Stand: 13.07.2022 17:43 Uhr

Wenn Rock- und Popmusiker Jazz machen, kann das böse daneben gehen: Sven Regener, Richard Pappik und Ekki Busch machen seit Jahrzehnten als Element of Crime Musik. Das Trio hat jetzt sein zweites Jazz-Album "Things to come" veröffentlicht.

Regener Pappik Busch © picture alliance/dpa/Universal Music | Charotte Goltermann Foto: Charotte Goltermann
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von Petra Rieß

Das zarte "Cherokee" von Ray Noble macht den Anfang. Jazz sei ihm schon immer wichtig gewesen, sagt Regener. Das hat er lange gut versteckt. Bei Element of Crime waren Gesang und Gitarre wichtiger. Für den Jazz hat er seine Trompete ausgepackt und die spielt er wirklich gut. Mal mit Schalldämpfer, mal ohne. Singen tut er nicht.

"Things to come": Im Halbdunkel in der Eckkneipe

Mit dem Trio Regener Pappik Busch sitzt man akustisch in einer Eckkneipe, im Halbdunkel steht ein altes Klavier und am Tresen hängt Tom Waits. Der spielt allerdings nicht - das tut Ekki Busch. Er ist, wie schon beim ersten Mal, der Mann an den Tasten. Und es ist nicht eindeutig auszumachen, ob er noch übt oder uns prüfen will. Eine simple Basslinie wie im Schulbuch und darüber eine einfache Bluesimprovisation. Die Sparsamkeit ist vielleicht dem Original von Miles Davis abgelauscht.

Miles Davis hat "Freddie Freeloader" 1959 auf seinem Album "Kind of Blue" veröffentlicht. Die meisten der insgesamt zehn Titel auf "Things to come" stammen von den Jazzstars der 50er- und 60er-Jahre: Neben Miles Davis sind das Thelonious Monk, John Coltrane, Eddie Harris und Ornette Coleman - eigentlich Helden des Freejazz. Zumindest später. Hier aber hält das Trio die Titel an der Basis. Auch in dem berühmten "Blue Monk" von Thelonious Monk verzichten die drei auf irritierende Taktwechsel oder andere rhythmische Kapriolen, wie sie im Original auftauchen.

Regener Pappik Busch: Kein Schnickschnack, aber viel Herz

Sven Regener hat einen schönen Ton, das muss man ihm lassen. Und er weiß zu improvisieren. Schlagzeuger Richard Pappik betreibt so wenig Aufwand wie möglich. Manchmal scheint er den Swing absichtlich zu hintergehen. Er klebt stoisch am Viervierteltakt und gibt dem Ganzen damit stellenweise eine ironische Note. Als befänden wir uns in den Anfängen des Jazz. Eine hübsche Perle ist Eddie Harris' "'Chitlin's con Carne".

Regener Pappik und Busch spielen ohne Schnickschnack. Manchmal aber holt sie doch der Rock'n'roll ein - dann gibt Pappik richtig Gas und Busch rauscht durch die Ganztonskalen. Ausgerechnet mit John Coltrane. Dass sie im Jazz spieltechnisch eigentlich nicht zu Hause sind, merkt man dem Trio an. Doch das Album macht trotzdem Spaß, weil es voller Blues steckt und das allein zählt. Die Drei spielen die berühmten Jazznummern auf ihre Art: rau, ungeschliffen und mit viel Herz.

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Der Autor Sven Regener lehnt auf einem Tisch © Charlotte Goltermann Foto: Charlotte Goltermann

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Things to come

Genre:
Jazz
Label:
VERTIGO BERLIN / Universal
Veröffentlichungsdatum:
27. Mai 2022
Preis:
17,99 Euro €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 13.07.2022 | 15:20 Uhr

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Jazz

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